Manfred Aufricht, 49, führt gemeinsam mit seinem Bruder Robert das 35-Hektar Weingut Aufricht in Stetten am Bodensee. Der Betrieb gehört zu den bekanntesten und profiliertesten im südlichsten Teil Deutschlands.

Was macht die Weine vom Bodensee speziell?
Da ist die Anmut der Landschaft, die Natur. Von unseren Weinbergen blicken wir immer au den See. Dahinter dann die großartige Bergkulisse. Wir sind das südlichste und höchstgelenste Weinanbaugebiet Deutschlands. Wir haben kühle Nächte und sonnige Tage. Das alles macht die Bodensee-Weine so besonders. Hinzu kommt die homogene Bodenstruktur, sandige Lehmböden, die Feuchtigkeit gut speichern können.

Welcher Wandel hat sich in der Region in den letzten 10, 15 Jahren vollzogen?
Es hat sich sehr viel verändert. Früher war es politisch gewollt, dass hier nur Müller-Thurgau und Spätburgunder angebaut werden. Andere Rebsorten waren nicht gerne gesehen. Der Grauburgunder sollte am Kaiserstuhl wachsen, der Gutedel nur im Markgräflerland. Die Zeiten sind vorbei. Es zeigt sich, dass Grauburgunder, Weißburgunder, Auxerrois, eigentlich alle Burgundersorten, hier sehr gut funktionieren. Hinzu kam, dass vor 20, 25 Jahren eine damals junge Winzergeneration eigene Betriebe gegründet und eigene Ideen verwirklicht hat.  Die keine langweiligen, lieblichen, säurearmen Müller-Thurgau mehr wollten. Ertragsreduzierung und Maischegärung sind weitere Stichworte. Wir können von einem Bodensee-Weinwunder reden.

Befürchten Sie mit dem Klimawandel gravierende Auswirkungen auf den Weinbau in Ihrer Region?
Bei uns sehe ich im Moment keine Probleme. Das hängt mit der Höhenlage zusammen, die Rebflächen liegen auf bis zu 500 Metern Höhe, einige auch noch höher. Bei uns wird es so schnell nicht so heiß. Der See ist ein Klimapuffer. Ich glaube sogar, dass wir vom Klimawandel profitieren.

Woher kommt die Liebe zum Wein?
Unsere Familie betreibt sowohl von väterlicher als auch von mütterlicher Seite Weinbau in der siebten Generation. Ich wollte nie etwas anderes machen. Schon als Schüler hat mich das interessiert. Ich fand das eine schöne Arbeit, mit einem kleinen roten Traktor herumzufahren. Vor 30 Jahren habe ich das eigene Weingut gegründet.

Was trinken Sie im Alltag am liebsten?
Sehr gerne den Müller-Thurgau. Zu dem habe ich eine besondere Beziehung. Ich werde in diesem Jahr 50. Vor 45 Jahren habe ich als Kind gesehen, wie die Müller-Thurgau-Rebstöcke angepflanzt wurden. Ich bin also mit ihnen groß geworden. Inzwischen bringen sie nicht mehr so viel Ertrag, aber um so mehr Qualität.

Und was kommt bei einem besonderen Anlass auf den Tisch?
Unser großer Spätbrugunder 3 Lilien.

Ihr persönlicher Lieblingswein?
Die 3 Lilien und der Sauvignon Blanc.

Welche Weine mögen Sie außerhalb des Gebietes?
Beim Wein darf, ja muss man fremdgehen. Absolute Favoriten habe ich nicht. Generell trinke ich den Wein der Region, in der ich gerade bin. Also in Österreich den Grünen Veltliner, an der Mosel Riesling oder in Südtirol einen Lagrein. Und ich kaufe die Weine immer beim Winzer.

Wie halten Sie es: Kork, Glas oder Schraubverschluss?
Naturkork. Das ist ein nachwachsender Rohstoff, umweltfreundlich, perfekt in der Entsorgung. Außerdem macht Schraubverschluss frisch abgefüllten Wein reduktiv, mit Naturkork kann er atmen.

Gibt es den idealen Wein?
Eigentlich darf Wein nicht ideal sein, er ist ein Naturprodukt. Es gibt ja auch keine ideale Schönheit. Aber es gibt den idealen Wein für die jeweilige Gelegenheit, also zur Jahreszeit, der Temperatur, zum Essen.

Haben Sie so etwas wie eine  Philosophie beim Wein?
Der Wille zur Qualität.

Wen würden Sie gerne einmal zu einem Glas Wein einladen?
Im Moment einige Politiker. Frau Merkel zum Beispiel. Die würde ich gerne mal fragen, was sie sich bei manchen Dingen so denkt.


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