Die Winzer von „Breitengrad 51“ aus Saale-Unstrut präsentierten ihre vierte Kollektion. Für den Weinbeobachter probierte Breitengrad-Experte Wolf-Dietrich Balzereit die Weine  – und war begeistert.

Breitengrad 51 die vierte. Die noch sechs verbliebenen Weingüter des Vereins „Breitengrad 51“ (Chef Matthias Hey sprach zwar vom Verband, aber auf der eigenen Internet-Seite findet sich derlei nicht, bislang hieß es immer Verein) hatten sich als Location das  Schwurgericht in Naumburg ausgesucht.  Zehn von 12 maximal möglichen Weinen, die den Titel „Breitengrad 51“-Wein bei einer finalen Verkostung erhielten, waren am Start. Je zwei Weine, einen roten, einen weißen, darf jedes Weingut maximal pro Jahr an den nominieren. Das Weingut Born aus Höhnstedt und Böhme & Töchter aus Gleina waren mit je einem weißen am Start.

Weiße Versuchung

Bei den weißen Tropfen waren ausschließlich Burgunder durchgekommen. Vier Weißburgunder, wobei Matthias Hey seinem noch 10 % Silvaner und 5% Grauburgunder beimischte, da sein weißer Breitengrad-Wein seit Anbeginn ein Cuvée ist. Persönlicher Favorit ist der des Landesweingutes, dicht gefolgt von Born. Beide kommen meinem Idealbild von einem Weißburgunder von Saale und Unstrut sehr nahe. Gelungener Holzeinsatz, tolle Frucht, ausgewogen und balanciert. Böhme & Töchter toppen das mit Wucht. Allerdings ist hier ein Hauch zu viel Holz zu spüren. Heys Cuvée ist äußerst filigran, der Silvaner ist spürbarer als gedacht – hier wird die Entwicklung interessant zu beobachten sein. Bei den Grauburgundern zwei Knaller. Frölich-Hake stellen einen Bilderbuch-Vertreter des hier Denkbaren ins Schaufenster – einfach Klasse – würzig, rauchig, athletischen Körper, Power ohne Ende. Gussek macht etwas anders. Die Nase erfreut die Caramell-Fraktion. Grauburgunder? Ja, aber von Gussek gedacht. Fett ohne zu fetten. Zwei Weine, die die Gemeinde spalten werden.

Rote Hammer

Drei Spätburgunder bei rot. Ein Hammer für 2013 der von Gussek. Schöne Frucht. Tiefe. Etwas Lebkuchen. Farbe, wie sie sein soll. Ein Platzhirsch, käme da nicht Heys 2011er. 24 Monate im Holz, 14 Volumen-Prozent Alkohol. Noch immer ein Baby, aber ein Wonneproppen. Frühestens mal in fünf Jahren wieder öffnen. Und dann kommen Frölich-Hake mit ihrem 2013er Spätburgunder aus dem Dorndorfer Rappental. Farbe untypisch, Nase untypisch. Pfeffer – grüner, roter, schwarzer, irgendwas, Johannisbeeren. Ein Hammer-Wein, der danach schreit, Spätburgunder neu zu definieren. Vielleicht der Wein das Abends.

Der Verlierer

Bleibt noch die „Verlierer-Rebsorte“ des Jahrgangs, der Blaue Zweigelt. Bislang der rote Dominator beim Breitengrad. Das Landesweingut stellt einen würdigen 13er vor. Als Außenseiter in diesem Jahrgang. Er ist trotzdem ein toller Wein.
Ob nun Verein oder Verband – egal, wenn die Weine sich so darstellen.


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