Zwei Weingüter, ein starkes Duo, ein starker Jahrgang: Die 2024er von Kühling-Gillot und Battenfeld Spanier überzeugen auf ganzer Linie.

Winzerpaar mit Vision

Zwei der profiliertesten deutschen Weingüter, ein Winzerpaar mit Vision, biodynamischer Anbau, spektakuläre Lagen – und nun ein Jahrgang, der zeigt, wie präzise, frisch und vielschichtig Rheinhessen schmecken kann. Die 2024er von Kühling-Gillot und Battenfeld Spanier beweisen: Anspruch, Erfahrung und Gefühl für Terroir bringen großartige Weine hervor. Eine Jahrgangspräsentation, die weit mehr war als bloß eine Verkostung.

Ein Konzept – und zwei klare Handschriften

Carolin Spanier-Gillot und Hans-Oliver „H.O.“ Spanier führen ihre beiden Weingüter eigenständig – und doch in enger Symbiose. Beide sind VDP-Mitglieder, sie haben einen gemeinsamen Internet-Auftritt, seit 2005 wird biologisch und biodynamisch gearbeitet, und beide Betriebe teilen sich eine klare Philosophie: Herkunft vor Technik, Individualität vor Effizienz. Die Handschriften bleiben klar unterscheidbar – in Stilistik, Struktur und Aromatik. Das beweist auch der aktuelle Jahrgang wieder. 

Hohe Erwartungen 

Warum die Fahrt nach Rheinhessen? Es gibt Weinmomente, die bleiben: Eine Frauenberg-Vertikale von Battenfeld Spanier in Hohen-Sülzen, ein gereifter Riesling von Kühling-Gillot, der bei einer Probe für Staunen sorgte. Solche Erfahrungen setzen Maßstäbe – und lassen einen mit entsprechend hoher Erwartung zu einer Jahrgangspräsentation fahren. Das kann durchaus gefährlich sein. Denn nichts ist so anfällig für Enttäuschung wie die Vorfreude. Aber: Nicht in diesem Fall.

H.O. Spanier und Carolin Spanier-Gillot

Der Jahrgang 2024 

Ja, wie war denn nun das Jahr 2024? Das sagen die Winzer: 
H.O. Spanier: „2024 war ein klassisches Jahr wie früher – ohne lange Trockenphasen, mit regelmäßigen Regenfällen. Extrem viel Einsatz war nötig, aber das Ergebnis: wunderbar.“ Sein Favorit? Der 2024 Frauenberg Riesling. „Der Superstar der Kollektion mit 20 Jahren Potenzial – mindestens.“
Carolin Spanier-Gillot: „Wir hatten mit Wind, gezielter Entblätterung und einem engagierten Team viel Glück – und haben die Herausforderungen gut gemeistert. Mein Herz schlägt dieses Jahr besonders für den 2024 Mölsheim Riesling – pure Battenfeld Spanier-Identität. Bei Kühling-Gillot überrascht mich 2024 der Nackenheim Riesling mit seiner Ausstrahlung.“

Gutsweine: Charaktervoller Einstieg

Start mit den Gutsweinen, da ein besonders dickes Plus bei…
2024 Riesling Eisquell (Battenfeld Spanier): Frisch, klar, Zitrus, Mirabelle, Aprikose – feiner Auftakt.
2024 Weißburgunder Réserve (Battenfeld Spanier): Spontan vergoren im Tonneau, cremig und fein – ein stilvoller Weißburgunder, scheint mir ein feiner Essenbegleiter.
2022 Spätburgunder Réserve (Battenfeld Spanier): Trocken, elegant-würzig, saftig – nicht mehr und nicht weniger als ein gelungener, unaufgeregter Pinot Noir.
2024 Chardonnay Réserve (Kühling-Gillot): Klarer Burgund-Stil. Entdecke Tabak, Quitte, Kräuter, und noch einiges mehr. Ein Chardonnay, hinter dem sich so manch teurer Meursault verstecken muss. 

Ortsweine & Erste Lagen: Terroir mit Stimme

Bei den Ortsweinen bzw. denen aus den VDP.Ersten Lagen muss ich mich Carolin Spanier-Gillot anschließen, der Mölsheim-Riesling hinterlässt schon Eindruck. Aber auch noch andere: 
2024 Mölsheim Riesling (Battenfeld Spanier): Wächst auf Kalkboden, eigentlich Burgunder-Terroir. Doch da funktioniert auch Riesling hervorragend. Tief, präzise, mit viel Energie. 
2024 Hohen-Sülzen Riesling (Battenfeld Spanier): Steht dem Mölsheim kaum nach. Feinfruchtig, mineralisch, stimmig.
2024 Nackenheim & 2024 Nierstein Riesling (Kühling-Gillot): Beide exzellent – der eine zupackender, der andere eine Spur eleganter. Rieslinge vom Roten Hang von ihrer besten Seite.
2024 Oppenheim Riesling (Kühling-Gillot): Kann es sein, dass der Oppenheimer etwas weniger im Rampenlicht steht? Sehr eigenständig und spannend. Geheimtipp?!

Große Lagen: Riesling-Religion & rote Überraschung

Bei den Weinen von den Großen Lagen scheint ein Ranking unmöglich. Das sind Weine mit riesigem Potenzial (lagern!), die aber schon jetzt Freude machen. Meine Begleitung hat drei Favoriten von jedem Weingut eingefordert, das war eine extreme schwere Prüfung. Wollte aber nicht kneifen. 

Battenfeld-Spanier:
2024 Zellerweg am Schwarzen Herrgott Riesling: Puristisch, salzig, präzise, viel Charisma. Ein Kerl von Riesling.
2024 Frauenberg Riesling: Kraftvoll, tief, kompromisslos. „Eine Kathedrale der Religion Riesling“, schrieb ein Weinkritiker. Das lass ich mal so stehen. 
2024 Zellerweg Spätburgunder (Fassprobe): Eine Verheißung, doch schon jetzt: Würze, Kräuter, Frische – großes Potenzial.

Kühling-Gillot:
2024 Nackenheimer Rothenberg Riesling (Fassprobe): Intensive Mineralität und – jetzt stark in Mode, stimmt in dem Fall aber: Salzigkeit. Erstaunliche Länge. Da kommt was Großes.
2024 Pettenthal Riesling: Wenig Frucht, aber viel mineralischer Power – ein Riesling für Puristen. Da bin ich sicher nicht der Einzige. 
2024 Hipping Riesling: Riesling aus dem Bilderbuch. Straffe Säure und Tiefe. Frucht und klare Mineralität perfekt balanciert. 

Dann wären da noch…

Das ist schon eine Menge Klasse des Duos, dazu noch unvollständig. Aber einiges muss unbedingt noch erwähnt werden. Zum Beispiel zwei Sekte und Gereiftes…
2015 Blanc de Blancs  (Battenfeld Spanier): 96 Monate Hefelager, fein, komplex, lang.
2010 Blanc de Blanc Grande Cuvée (Battenfeld Spanier): Ein Chardonnay-Sekt, 168 Monate Hefelager, im April 2025 degorgiert. Unglaubliches Volumen, ein echter „Big Boy“
2019 Mölsheim Riesling (Battenfeld Spanier): Tolle Reife, saftig, würzig – mit einem spannenden Säuregerüst.
2020 Riesling Reserve vom Rotliegenden (Kühling-Gillot): Reife, Kraft, besonderer Ausdruck des „Roten Hangs“ – fast ein meditativer Wein.

Erwartungen erfüllt – und übertroffen

Bin gegangen wie ich gekommen bin: mit Freude. Und mit einem Faible für große Rieslinge. 2024 hat das alles nicht nur bestätigt, sondern auch neu belebt. Frische, Mineralität, Struktur – bei beiden Weingütern ist das Niveau durchgängig hoch. Wer jetzt schon genießt, wird belohnt. Wer lagert, wohl noch mehr.
In jedem Fall: Ein Jahrgang, den man sich merken sollte. Und zwei Betriebe, deren Arbeit weiterhin Maßstäbe setzt – nicht nur in Rheinhessen.


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