Ein Wein-Test der Domaine Tariquet? Wird mal Zeit, weil bald Sommer ist und trockene Weißweine aus Südfrankreich immer mehr in Mode kommen. Zum Beispiel Weine der Domaine Tariquet aus dem Südwesten Frankreichs. Die erfreuen sich erstaunlicher Popularität. Zu Recht? Beim Wein-Test der Domaine Tariquet waren wir zu sechst.  

Pionier in der Gascogne 

Einige Infos zum Weingut. Die Domaine Tariquet liegt in der Gascogne und ist berühmt als historischer Hersteller von Armagnac, immerhin seit 1683. Seit 1912 ist das Gut im Besitz der Familie Grassa. In den 1980er Jahren war die Domaine Tariquet Pionier in der Herstellung von Weißweinen in der Gascogne. Yves Grassa, der das Weingut in den 1980er Jahren übernahm, führte moderne Methoden der Weinherstellung ein, behielt aber gleichzeitig traditionelle Praktiken bei. Neben Weißweinen produziert die Domaine Tariquet auch Rot- und Roséweine, Schaumweine und verschiedene Bas-Armagnacs. Die Rebfläche beträgt rund 900 Hektar. Heute leiten Armin und Remy Grassa das Weingut, das sich der Nachhaltigkeit verpflichtet fühlt.
Nun aber zu den Weinen: 

L’imprévu 2022  

Was zuerst auffällt: Nur 9,5% Alkohol! Für einen Weißwein aus Südeuropa durchaus ungewöhnlich, aber ganz im Trend. Dann ist da noch die ungewöhnliche Cuvée Riesling (erst 2010 gepflanzt) plus Ugni Blanc (historische Rebsorte des Weinguts). Sehr frisch, leicht prickelnd. Knochentrocken, mit Aromen von Zitrus, Litschi und vielleicht Grapefruit, markante Säure. Die Meinungen gehen weit auseinander. Von kompletter Ablehnung („Zitronenwasser“) bis Zustimmung („Der trägt mich durch den ganzen Tag“) ist alles dabei. Ich bin irgendwo dazwischen. Fakt ist, das ist ein Wein für Puristen, perfekt  auf der Terrasse und durchaus spannend. L’imprévu heißt übersetzt unvorhergesehen, das trifft es irgendwie ganz gut. 

Amplitude 2022  

Ein reinsortiger Gros Manseng, trocken. Gefällt allen sehr gut. Würzig, angenehme Muskat-Note, leichter Bitterton, Noten von weißen Blüten, schöne Intensität. Mehr als ein gefälliger Wein. Gros Manseng ist eine sehr alte, französische Rebsorte, die heute hauptsächlich im Südwesten Frankreichs angebaut wird.  

Premiéres Grives 2022 

Die süße Variante des Gros Manseng, auch die findet Anklang. Nicht aufdringlich, wirkt nicht künstlich, klebt nicht. Hat mit seinem opulenten Aroma von exotischen Früchten auch was von einem Bonbon. 
Der Name Premiéres Grives hat natürlich eine Bedeutung. Heißt über setzt Erste Drosseln. Und wenn die ersten Drosseln in der Gascogne ankommen, weiß man, dass der Winter nicht mehr weit ist. Und genau zu dieser Zeit werden die späten, vollreifen Trauben geerntet. 

Classic 2022 

Der Classic ist das Aushängeschild des Weinguts und das zu Recht. Eine Cuvée aus 32% Gros Manseng, 25% Ugni blanc, 20% Colombard, 15 % Sauvignon, 5% Chardonnay und 3% Chenin. Jede Sorte scheint ihre Stärken einzubringen, ein schön balancierter Wein mit Charakter. Sicher irgendwie auch Trend-Geschmack, weil fruchtig, süffig, frisch und angenehm.  Wir riechen Apfel, Grapefruit, Quitten und diverse Kräuternoten. Im Geschmack dann eine saftige Frucht, viel Charme und ein feiner Abgang. Prototyp eines idealer Sommer-Weins, dazu ein ausgezeichnetes Preis-Leistungs-Verhältnis.

Rosé Contradition

Blasses Rot, ein angenehm trockener, leichter und beschwingter Rosé von der Rebsorte Marselan, ausgebaut im Stahltank. Beim Thema Aromatik fallen die Stichworte Melone, Blüten, Melisse und rote Beeren, angenehm ist der feine Bitterton. Dieser Rosé macht Spaß. Punkt.  
Mit der Rebsorte Marselan verbindet die Domaine du Tariquet eine besondere Geschichte. Denn das Weingut hat Marselan erstmals in der Gascogne versuchsweise angebaut. Sie ist selten und bringt nur geringe Erträge hervor. Im Jahr 2009 wurde die Verwendung dieser Rebsorte zur Weinerzeugung offiziell genehmigt. 

Réserve 2021 

Eine Cuvée aus Gros Manseng, Chardonnay, Sauvignon Blanc und Sémillon, lag ein Jahr im Holzfass. Vielschichtige Aromatik, wir finden tropische Früchte und Eichenholznoten.  Viel Kraft, viel Säure, viel Holz – mehr Opulenz geht kaum. Dennoch, oder vielleicht gerade deswegen, in der Verkosterrunde extrem umstritten, spaltete wie der erste Wein. Mir war das mit dem Holz und allem anderen ein bisschen zu viel, andererseits fehlte irgendwas. Finesse, Eleganz zum Beispiel. Aber klar, auch dieser Weinstil hat seine Fans. Klar ist auch,  gut gekühlt ist dieser Côte de Gascogne ein prima Essenbegleiter.


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