Ein Verwandter war unlängst in Slowenien unterwegs und brachte mir einen Wein mit. Prinzipiell eine gute Idee. Doch mit Slowenien waren meine (wenigen) Erfahrungen, sagen wir mal vorsichtig: durchwachsen. Aber Neugier schlägt Skepsis. Und dann gab’s auch noch den Hinweis: „Das ist echt Klasse aus Slowenien.“

Überraschung Rebula

Der Wein war ein Rebula von 2017, ein Weißwein vom Weingut Mlecnik. Offizieller Name: Ekoloska kmetija Mlecnik Vina, was auf einen Bio-Betrieb hindeutet. Der Familienbetrieb liegt im Vipava-Tal unweit der Grenze zu Italien, ergibt die Internet-Recherche. Der Chef heißt Valter Mlecnik. Bin ein großer Freund von autochthonen Rebsorten, da kommt Rebula genau richtig. Denn Rebula ist eine autochthone Sorte. Im benachbarten Friaul heißt die Sorte Ribolla Gialla. Eigentlich ist Rebula/Ribolla Gialla ein leichter Weißwein mit markanter Säure und floralen Noten.
Der von Mlecnik ist anders: goldgelbe Farbe, strammer Körper; im Geschmack krautig-würzig, angenehm bittere Note, ein Hauch Malzbonbon. Seehr spannend. Zur Weinbereitung teilt Valter Mlecnik mit: „Nach der Lese wurde der Most zusammen mit den Beeren für 4 Tage mazeriert, ohne Temperaturkontrolle, ohne Hefezusatz. Dadurch entsteht auch eine intensive gelb-orange Farbe mit leichter Trübung, da wir unsere Weine nicht filtern.  Nach dem Pressen füllten wir den Wein in große Eichenfässer, wo er 2 Jahre ohne Umgießen ruhte.  Nach der Abfüllung reifte der Wein weitere drei Jahre. In der Kellerei verändern wir den Charakter des Weins nicht, was bedeutet, dass wir ihn nicht filtern, wir reinigen ihn nicht, wir verwenden keine önologischen Mittel und Verfahren, außer einer kleine Menge Schwefel.“ 3300 Flaschen hat Mlecnik von dem Rebula 2017 produziert. Gratulation! 

Noch mehr Slowenien 

Danilo Snajder mit Weinen von Verus.

Der Rebula war schon mal ein starkes Signal aus dem kleinen Weinland. Doch damit nicht genug. Zufällig entdeckte ich bei einer Messe das Weinguts Verus – Slowenien. Und was soll ich sagen? Alle drei Weine, die Danilo Snajder präsentierte, erfüllten das Prädikat Klasse. Der Sauvignon Blanc mit seiner lebendige Frucht mit klassischen Stachelbeer-, und Passionsfrucht-Aromen muss den Vergleich mit Top-Sauvignons aus Neuseeland nicht scheuen. Der herrliche würzige und kraftvolle Furmint ist eine Klasse für sich. Birne und Quitte, dazu die rassige Säure – perfekt. Der blumige Pinot Gris (Siri Pinot) ist ebenfalls fein. Tolle Entdeckungen. Kurze Info zum Weingut: Winzer Danilo Snajder hat es zusammen mit den befreundeten Winzern Bozidar Grabovac und Rajko Zlicar  2007 gegründet. „Unser Ziel war und ist, es mit den besten Weißweinregionen der Welt aufzunehmen.“ Das Projekt läuft, seit der Gründung ging es steil bergauf. „80 Prozent der Produktion gehen mittlerweile in den Export“, erzählt Snajder stolz.
Kleine Pointe. Unlängst in einer Salumeria in Sachsen. Die engagierte Bedienung meinte bei der Diskussion zur Weinbestellung: „Soll ich ihnen mal was Besonderes bringen?“ Gerne! Gebracht wurde eine Flasche Pinot Noir 2016 von Verus mit dem Hinweis, das Weingut sei noch ein Geheimtipp. Guter Tipp, aber nun nicht mehr ganz so geheim. 

Das Weinland Slowenien 

Im heutigen Slowenien haben die Kelten bereits 2400 vor Christus Wein erzeugt. Einen großen qualitativen Aufschwung erlebte Slowenien nach Erreichen der Unabhängigkeit 1991. Die Nähe zur Steiermark hat dabei geholfen. Aktuell beträgt die Rebfläche Sloweniens rund 24.000 Hektar, vor 15 Jahren waren es noch 16.000. Die Zahl der Weinbaubetriebe nimmt stetig zu. Der hohe Inlandkonsum bedingt auch, dass Weine aus Slowenien außerhalb des Landes relativ unbekannt sind. Drei Regionen sind bedeutend: 
– Das Drautal (Podravje) im Nordwesten an der Grenze zu Österreich. Bekannt und berühmt für seine Weine aus Furmint und Welschriesling. 
– Das Adria Küstenland (Primorska), eine Art Verlängerung der italienischen Region Friaul. Wie dort sind Sauvignon Blanc und Chardonnay die wichtigsten Sorten. Merlot und Pinot Noir sind stark im Kommen. 
– Das  Save-Tal (Posavje) im Südosten an der Grenze zu Kroatien. Dort noch preiswerte Weinproduktion im großen Stil. 


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