Junge Winzer an der Mosel – das sind spannende Geschichten. Habe beste Erfahrungen gemacht: Dorothee Zilliken hat die Leitung des Weinguts Forstmeister Geltz-Zilliken an der Saar von ihrem Vater übernommen.  Daniel Schmitz führt das Weingut Römerhof in Riol seit einiger Zeit gemeinsam mit seinem Vater. Die jungen Winzer sorgen für ordentlich Dynamik im Gebiet. Nicht nur beim Riesling, was sich beim Besuch im Weingut Gehlen-Cornelius in Brauneberg bestätigt hat.
Habe kürzlich im Weinort Wintrich drei junge Winzer getroffen, die vor einiger Zeit ein Weingut übernommen haben. Das waren tolle Entdeckungen.

Weingut Quint

Constantin Quint

Constantin Quint führt das Familienweingut (gibt’s seit 1780) seit 2015 gemeinsam mit seinem Vater. Knapp 10 Hektar Rebfläche werden bewirtschaftet, 11 Rebsorten  sind im Anbau. 45 Prozent davon sind Riesling, der Rest Burgundersorten. Alle Weine werden spontan vergoren.
Interessant: Die Quints verwenden bei den Lagenweinen Korkverschluss. „Damit die Weine ständig und stetig weiterreifen können“, erklärt Constantin Quint. Und erzählt von einem spannenden Experiment. 2012 wurde eine Riesling-Auslese zum einen Teil mit Kork, ein anderer Teil mit Schrauber verschlossen. Immer mal wieder wird verglichen. „Nach acht Jahren hatte die mit Kork verschlossene Auslese eine schönere Reife, im Schrauber war mehr Luft in der Flasche.“
Diese vier Weine haben mir am besten gefallen:
2021 Wintricher Riesling trocken. Der Basis-Riesling, eine gute Basis! Klassischer Mosel-Stil, typische Schiefermineralik. Robuster Körper mit Eleganz und erfrischender, feiner Fruchtsäure.
2021 Quintessenz Riesling trocken. Von der Steillage Wintricher Großer Herrgott. Quintessenz – der Name des Weinguts ist fürs Marketing natürlich ein Volltreffer – bedeutet Reben aus bester Parzelle. Handverlesener Riesling mit charmanter Frucht und langem Finale.
2021 Riesling Kabinett Wintricher Großer Herrgott. Auch aus der Schiefer-Steillage. Fruchtsüße und lebendige Säure sind sauber balanciert. Zur typischen Mineralik kommen Aromen von reifen gelben Früchten. Feiner Wein!
2021 Sauvignon Blanc trocken. Der Sauvignon kommt an der Mosel immer mehr in Mode und der von Quint muss sich nicht verstecken. Der hat die typischen Aromen von Stachelbeeren und Paprika, die Säure passt.

Weingut Geierslay

Max Kilburg

Max Kilburg hat den Betrieb 2016 von seinen Eltern übernommen, ist Winzer in 19. Generation (!). Tatsächlich gibt es das Weingut schon seit 1465. Die Rebfläche beträgt 15 Hektar, 70 Prozent davon  sind Riesling, rund 50 Prozent Steillage. Max Kilburg ist an der Mosel mittlerweile ein bekannter Name, vermarktet seine Weine mit einer eigenen Linie mit seinem Namen – ausschließlich Riesling. Der ist auch ein Exportschlager. Fast 40 Prozent der Weine werden  exportiert, die Hauptmärkte sind China, Japan und Taiwan. Max Kilburgs These: „Im Ausland schätzt man den Riesling. In Deutschland schätzt man Grauburgunder und Sauvignon.“
Interessant: Das gemeinsame Wirken im Betrieb bis 2016  lief offenbar nicht immer konfliktfrei, deshalb auch die zwei Linien  Geierslay und Max Kilburg. „Mein Vater und ich hatten sehr unterschiedliche Anschauungen“, erzählt denn auch Max Kilburg. Ein Streitpunkt: Der Vater hat Steillagen verkauft. Nach der Betriebsübernahme hat Max sie zurückgekauft. Weil sich die Rieslinge unter dem Namen Max Kilburg erfolgreich verkaufen, wurden die beiden Linien auch nach der Übernahme beibehalten.
Diese vier Weine haben mir am besten gefallen:
2020 Kilburg Ohligsberg Riesling trocken.
Hat alles, was man von einem trockenen Mosel-Riesling erwarten kann: Markante Mineralität, die dem Wein Kraft gibt, dazu sanfte Fruchtnoten und moderate Säure. Dennoch betont trocken.
2021 Kilburg Piesporter Goldtröpfchen Riesling Kabinett. Charmante Restsüße, dazu ein Mix fruchtiger Aromen, etwa Apfel, Aprikose, Zitrus. Die Balance von Süße und Säure passt gut.
2021 Kilburg Ohligsberg Riesling Spätlese. „2021 war ein gutes Jahr für Süße“ sagt Max Kilburg, und die 60 Gramm Restzucker harmonieren denn auch prächtig mit 10,5 Gramm Säure. Ansonsten: süße Zitrusfrucht, Schiefer,  vielschichtig.
2019 Merlot. Der Merlot ist fein, weil weich, charmant und schmeichelnd. Irgendwie klassischer Bordeaux-Stil. Wurde nach 24 Monaten in französischen Barriquefässern unfiltriert abgefüllt.

Weingut Bollig 

Lukas Bollig

Lukas Bollig hat das Weingut 2018 von seinem Onkel übernommen. Es war kein Kaltstart, seit 2013 arbeitete er schon im Betrieb mit. 3,5 Hektar werden bewirtschaftet,  mehr als 60 Prozent sind Riesling, der Rest Burgunder-Sorten.
Interessant die Weingut-Philosophie: „Wir arbeiten konventionell, verwenden aber keine Herbizide. Wir wollen perfekte Trauben. Die müssen wir im Keller dann nur noch begleiten.“ Die Gutsweine wachsen im Tal, in unmittelbarer Nähe zur Mosel. „Die kühle Brise, die der Fluss mit sich bringt, lässt präzise, animierende Weine entstehen.“ Weiter oben am Berg stehen dann die Reben für die Urgestein- und Lagen-Rieslinge. Lukas Bollig: „Der Berg prägt die Weine.“
Diese vier Weine haben mir am besten gefallen:
Riesling Sekt Brut nature.
Die Traben sind von Hand gelesen, dann klassische Flaschengärung und handgerüttelt. Kompromisslos trocken, aber doch aromatisch und mit markanter Frucht. Überzeugt auch einen Nicht-Sekt-Fan wie  mich.
2021 Urgestein Riesling trocken. Vom Steilhang, mit feiner Mineralik und viel Finesse. 30 Prozent im Holz gereift. Obwohl trocken wähnt man sich in einem Obstgarten, aber die fürs Gebiet so typische Mineralität fehlt auch nicht.
2019 Ohligsberg Riesling  trocken. Der Ohligsberg ist die Top-Lage in Wintrich. Der Wein ist eine Assemblage von 80 Prozent junger und 20 Prozent sehr alter Reben. Attraktive fruchtige Nase, wirkt im Gaumen wegen seiner Power sehr erwachsen, hat Finesse.
2021 Urgestein Riesling feinherb. 100 Prozent Ganztraubenpressung, spontan im Edelstahl vergoren. Hat eine zarte, charmante Süße (22 g/l Restzucker), ist gut balanciert. Dürfte ein langes Leben haben.   


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