Warum Lugana im Fokus? Nun, von Lugana habe ich zuletzt einiges gehört und gelesen. Es habe eine erstaunliche Entwicklung gegeben, eine neue Generation sei am Werk und so weiter. Bisher firmierten die Weißweine von der Region um den südlichen Gardasee bei mir unter „okay“. Mal ein Glas im Restaurant, mal ein Glas auf einer Party, Lugana-Weine waren immer irgendwie in Ordnung. Nicht mehr, nicht weniger. Ein spannendes Tasting mit Weinen der DOC Lugana hat den Horizont beträchtlich erweitert. 

70 Prozent in den Export

Kurzes Briefing zu Lugana: Lugana ist ein relativ kleines Gebiet rund um den südlichen Gardasee. Der Name stammt von einer Kapelle im Ortsteil Santa Maria di Lugana bei Sirmione. Die Rebfläche ist in den letzten 15 Jahren rasant gewachsen und aktuell bei rund 2.500 Hektar angekommen. 220 Familien betreiben Weinbau, sie produzieren rund 27 Millionen Flaschen pro Jahr. 70 Prozent gehen in den Export, die Hälfte davon nach Deutschland. 

Fabio Zenato

Drei Viertel der Rebfläche gehören zur Provinz Lombardei, ein Viertel zu Veneto. Eigentlich sei das aber egal, wichtig ist die Entfernung zum See, sagt Fabio Zenato, Präsident des 1990 gegründeten Consorzio del Lugana. Je näher, desto besser. 
Als Verschluss wird ausschließlich Kork verwendet. Ein Problem spricht Fabio Zenato an – die Vielzahl an Flaschenformen. „Derzeit verwendet fast jeder Erzeuger einen eigenen Flaschentyp. Doch das soll sich Schritt für Schritt ändern.“
Auf einer informativen Website (auch in deutscher Sprache) gibt mehr Infos über das Gebiet, die Weine und die Betriebe.

Eine Rebsorte – fünf Spielarten 

Die Lugana-Rebsorte heißt Turbiana, ein Klon des Trebbiano. Turbiana wird praktisch immer reinsortig vinifiziert, obwohl das Weingesetz eine zehnprozentige Cuvetierung mit anderen Weißweinsorten erlaubt. Es gibt 5 verschiedene Lugana-Varianten: Jahrgangs-Lugana, Lugana Superiore, Riserva, Vendemmia Tardiva (Spätlese) und Spumante (Sekt). 
Der frische Jahrgangs-Lugana ist das „Flagschiff“ des Gebiets, macht fast 90% der Gesamtproduktion aus. Frisch im Geschmack mit Zitrusnoten und mitunter feiner Mineralik. Typisch sind auch Kamille-Noten. 
Der Lugana Superiore muss mindestens ein Jahr ab der Lese reifen.Das Bouquet erinnert an Wiesengräser, reife Äpfel und Zitrusfrüchte. Dazu kommen Gewürznoten, die durch die Lagerung in Holzfässern entstehen.
Die Lugana Riserva  muss mindestens 24 Monate ausgebaut werden, 6 Monate davon in der Flasche. Die lange Reifung ist auch im Bouquet zu erkennen, generell ist eine Riserva komplexer.  
Lugana Vendemmia Tardiva ist relativ neu. Die Trauben werden hochreif Ende Oktober/Anfang November gelesen. Durch die Reife und hohe Zuckerkonzentration ist dieser Lugana sehr konzentriert, aber nicht zu süß, da der Restzucker durch die Säure wie bei einer deutschen Spätlese gut ausgeglichen wird.
Lugana Spumante gibt es seit 1975, ist noch wenig verbreitet. Der Spumante wird sowohl nach der Druckgärmethode in Stahltanks als auch in klassischer Flaschengärung hergestellt. Dieser Metodo Classico Lugana mit einer Flaschengärung von mindestens 24 bis zu 60 Monaten ist aktuell sehr angesagt und dürfte an Bedeutung gewinnen. 

Frischer Lugana

Welche Weine sind nun dafür verantwortlich, dass Lugana in den Fokus gerückt ist?  Das Consorzio del Lugana hat mehrere Weine vorgestellt. Die folgenden haben mich am meisten beeindruckt, ich kann sie unbedingt empfehlen. 

Da ist zuerst der Lugana ‚L Lac 2021 von Cavalchina, ganz klassisch Kamille, duftig,  mineralisch. Ein sehr feines Beispiel für frischen Lugana und einer meiner absoluten Favoriten in dieser Kategorie. Das Etikett ist freilich erst mal nicht einladend und gewöhnungsbedürftig. Stilistisch ähnlich, und alle auch von 2021: Der Lugana La Musina von Sartori, nicht ganz so duftig wie der ‚L Lac, dafür etwas mehr Mineralik. Oder auch der Lugana Terecrea von Pilandro, wieder mit der typischen Kamille, dazu feine Pfirsich-Noten, fast elegant. Unbedingt auch erwähnenswert der Lugana Bio von La Meridiana, spontan vergoren, mit etwas weniger Frucht, dafür aber einem strammen Körper. 
Eher experimentell der Lugana San Giacomo 2020 von Malavasi, der im Edelstahl und dann 6 Monate in der Tonamphore gereift ist. Auch hier wieder der klassische Kamille-Ton, Kräuter, wenig Säure, viel Substanz, ganz anders als die frischen. Gilt erst recht für den Lugana Inanfora 2020 von Borgo La Caccia, 20 Prozent sind im Eichenholz gereift. Das Holz ist sehr präsent, dazu Honig, Quitte, Vanille – für mich nicht mehr als Lugana erkennbar.  

Gereifte Lugana 

Nun sind gereifte Lugana dran. Mein Favorit war der Lugana Orestilla 2017 von Montonale aus Desenzano del Garda, direkt am See. Orestilla ist die Lage, also ein Lagen-Lugano. Der Wein hat eine famose Länge, gewisse Eleganz, würde einem Chablis zur Ehre gereichen. Das muss man mögen, denn klar, der ist anders als ein typische (frischer) Lugana. Gilt auch für den mit drei Gläsern im Gambero Rosso gewürdigten Lugana Riserva Menasasso von Selva Capuzza. Eine Riserva von 2017, die bei mir dicke Fragezeichen hinterließ. „Das ist ein Langstreckenläufer“, meinte Signore Zenato. Wir müssten uns über den Wein in zehn Jahren nochmal unterhalten. Gerne. 


Dass das mit dem Alter sehr gut funktionieren kann, bewies der Lugana Riserva 2012 von Le Morette. Das Weingut aus Peschiera del Garda, auch direkt am See gelegen, gehört zu den Riserva-Pionieren. Denn die Riserva gibt es erst ab 2011 und Le Morette gehörte zu den 9 Weingütern, die damals eine Riserva gemacht haben. Heute sind es 60 Betriebe. Trotz seiner zehn Jahre hat der Wein keine Altersschwäche, er ist herrlich komplex. Zu entdecken sind Röstaromen, Balsamico, eine Salzigkeit und Einges mehr. Klar, wieder ganz anders als ein „frischer“typischer“ Lugana – muss man halt mögen. Mir hat es gefallen. 


1 Kommentar

Jörg Wagner · 25/11/2023 um 16:43

Wir sind ein Kleine Weinshop für italienische Weine und schreiben in unserem Blog https://www.weinistgeil.de regelmäßig über unsere Verkostungen. Oft vergleichen wir Supermarktweine mit Winzerweinen. Ich würde in die Runde noch die Lugana Weine von Citari aufnehmen …Ansonsten stimme ich Ihnen zu: Lugana Weine sind ok, aber ohne große Höhen und Tiefen. Nette Weine für den Sommer und die Unterschiede sind nicht besonders groß …

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