Herwig Jamek führt das traditionsreiche Weingut Jamek in der Wachau seit 2012. Beim Besuch in Joching war natürlich auch Gelegenheit für ein Gespräch mit dem Winzer. 

Was sind Ihre ersten Erinnerungen an Wein?
Meine erste Begegnung mit Wein war als Kind. Ich konnte damals im Weingarten meiner Verwandtschaft schon als Sechsjähriger eine kleine Butte tragen und bei der Weinlese mithelfen. Da durfte ich natürlich probieren, aber mehr die Trauben und den Most und weniger den Wein. 

Sie haben Medizin studiert, sind im Weinbau Quereinsteiger. Haben sie den Wechsel je bereut?
Den Wechsel bereut man zwischendurch mal immer wieder. Es gibt in jedem Beruf Licht und Schattenseiten. Aber Schattenseiten sind Probleme, die man lösen muss. Und im Zuge der Lösung eines schwierigen Problems denkt man sich dann halt schon, das ist mitunter doch sehr viel Aufwand. Aber es ist immer wieder schön, wenn das Problem dann tatsächlich gelöst ist. 

Wie charakterisieren Sie in wenigen Worten Wein aus der Wachau?
Mineralisch, reife, gelbfruchtige Noten, wunderschöne Reifenoten, die an Bienenhonig erinnern. Vor allem an Bienenwachs! Wenn ich Bienenwachs rieche, denke ich sofort an die Wachau und man liegt selten daneben.

Welche Trends für die Zukunft sehen Sie?
Für die nahe Zukunft sehe ich ein absolutes Muss für die nachhaltige Wirtschaft im Weinbau. Man muss einfach mit möglichst wenig Ressourcen auskommen, um tollen Wein zu machen. Das ist eine große Aufgabe für die Zukunft.

Ist die biologische Bewirtschaftung der Schlüssel?
Natürlich ist auch die biologische Wirtschaft im Weinbau eine wundervolle Sache. Die Schwierigkeit ist nur, dass man sich an die lokalen Strukturen anpassen muss. In den Steillagen haben wir sehr viele Arbeitskraftstunden. Und auch ein Pflanzenschutzdurchgang lässt sich nie an einem Tag verwirklichen. Das bedeutet, dass man bei der Umstellung auf biologische Wirkungsweise sehr gut überlegen muss, ob das tatsächlich in diese Landschaft passt. Es ist nicht ganz einfach. Ich beschäftige mich seit langem damit, habe Versuchsflächen am Laufen, wo ich immer wieder schaue: Wie weit komme ich? Wo treten Probleme auf? Wer kann mir bei diesen Problemen weiterhelfen? Man muss immer kleine Schritte gehen, um Erfahrungen zu sammeln. Und mit diesen Erfahrungen kann man schauen, ob man irgendwann den Gesamtbetrieb umstellen kann.

Welche Auswirkungen hat der Klimawandel?
Der Klimawandel  führt leider zu vielen Extremereignissen. Wir hatten in der Wachau in den vergangenen zwei Jahren zwei Hagel. Unsere Lagen sind davon Gott sei dank nur peripher gestreift worden. Gegen diese Ereignisse kann man Netze aufhängen. Wobei wir der Meinung sind, dass diese Netze das Landschaftsbild negativ beeinflussen. Deshalb habe ich keinen einzigen Rebstock eingenetzt. Klar, damit spiele ich auf Risiko. Ich denke mir aber, die Schönheit der Landschaft zu unterstützen und auf Netze zu verzichten, das ist mein Zugang dazu. Auf der anderen Seite merkt man, dass die Sonnenintensität kräftiger wird. Der Riesling kann am wenigsten damit umgehen, weil die Rieslingbeeren sehr gerne Sonnenbrand bekommen.

Was tun Sie dagegen?
Wir setzen auf eine maximale Beschattung durch das Laub westseitig und südseitig. Im Moment ist es noch nicht so, dass die Trauben tatsächlich darunter leiden. Da und dort muss man ein paar Reben wegschneiden im Zuge der Ernte. Denn eine Beere, die Sonnenbrand bekommen hat, setzt die Aromabildung aus und kümmert sich mehr um den Erhalt der Beere. Die schmeckt nicht gut. Mit dieser Blattbeschattung kommen wir relativ weit. 

Der Riesling hat hier also noch eine Zukunft, der Veltliner auch?
Das denke ich schon. Der Veltliner tut sich mit dieser Sonneneinstrahlung wesentlich leichter.

Was wird im Hause Jamek am Abend getrunken?
Wenn ich meine Frau überraschen möchte, ist das eine Schaumwein, das hat sie sehr gern. Nach der Lese sind immer die Kontrollweine der jeweiligen Woche dran. Ich bekomme jede Woche alle Weine von allen Fässern des Jahrgangs, einfach nur zum schauen, ob sich alles so entwickelt wie es soll. Außerhalb dieser Zeit und speziell an lauen Abenden wird eine Flasche mitgenommen, die gerade interessant ist. Winzer sind gesellige Leute, die schenken sich auch gerne gegenseitig eine Flasche. Im Winter ist es sehr oft Rotwein. Im Burgenland haben wir viele Freunde, das wird dann oft ein Weintausch. Ich genieße auch sehr gerne Weine aus Norditalien und Süditalien, die haben sehr schöne Rotweine. 

Und was wird an einem besonderen Anlass entkorkt?
Dann macht man den seltenen Griff in das Langzeitlager. Da greift man ins Jahr 2003 oder 2006. Wir haben da eine kleine, aber feine Sammlung von gereiften Jahrgängen. 

Kork, Glas oder Schraubverschluss?
Für die Weine, die innerhalb von zehn Jahren getrunken werden, ist der Schraubverschluss optimal. Einziger Nachteil: Wenn die Flasche hinunterfällt, wird vielleicht der Schraubverschluss beschädigt und dann kam die Flasche undicht sein. Die kann dann eine ganze Vinothek antropfen. Doch das kommt zum Glück selten vor. Der Kork ist dennoch ein wundervoller Verschluss. Er ist ein natürliches Element, das gefällt mir sehr gut. Ich bleibe deshalb bei Weinen, die länger als zehn Jahre liegenbleiben um reifen zu können, gerne beim Korkverschluss. Das sind im unserem Fall die Smaragde. 

Mit wem würden Sie gerne mal ein Glas Wein trinken?
Gerne mit dem Großvater meiner Frau, dem Josef Jamek. Einfach um ihm zu erzählen, was passiert ist. Ich habe ihn kennengelernt, war über viele Jahre sein Hausarzt, habe ihn gepflegt. Er war ein alter Mann, aber ein Sir bis zur letzten Minute seines Lebens. Mit ihm würde ich gerne ein Glas trinken. 

Gibt es den idealen Wein?
Gibt es eine ideale Frau? Es ist immer das Zusammenspiel von unterschiedlichen Komponenten. Ich glaube, es gibt keine Hitparade wo ein Wein ganz oben steht, der jedem gefällt. Das ist auch gut so. 


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