Thomas Fröhlich, neben Betriebswirt und Winzer auch Hobby-DJ („nur Vinyl; House & Techno“), führt das Weingut Ilmbacher Hof seit 2012.  Beim kürzlichen Besuch in Iphofen erzählte Thomas Fröhlich unter anderem von seinem durchaus ungewöhnlichen Weg zum passionierten Winzer. 

Wie sind Sie zum Wein gekommen?
Das war ein langer Weg. Ich habe alles gemacht, um nicht Winzer zu werden. Wenn die anderen ins Freibad gegangen sind mit 15, 16 und ich im Wengert war, bei körperlicher Arbeit und Hitze, da habe ich gesagt: niemals. Also habe ich Bankkaufmann gelernt, danach noch Betriebswirtschaft studiert.. Ich war dann in Hamburg tätig, zum Schluss bei der größten deutsche Autovermietung. Irgendwann kam dann mit 30 doch die Anfrage: Wie schaut’s aus, Herr Fröhlich, hast du Lust hiereinzusteigen? Meine Frau war gottseidank auf meiner Seite, die hat gesagt: Lass uns das machen. Du bist hier aufgewachsen. Da bin ich 2010 wieder zurückgekommen und habe mit 30 noch eine Ausbildung zum Winzer absolviert. Also das Ruder um 180 Grad rumgedreht, verheiratet, Kind, Azubi – volles Programm.

Haben Sie es schon mal bereut?
Nein. Es hat noch keinen Tag gegeben, an dem ich gesagt habe: Heute habe ich überhaupt keinen Bock. An meinem Job liebe ich das abwechslungsreiche. Nicht nur ist jeder Tag ein anderer, auch jeder Weinjahrgang ist ein neues Buch, das aufgeschlagen wird. 

Wann war die erste Begegnung mit Wein?
Die Weinfeste sind mir in Erinnerung. Mit 14, 15, 16, da hast du dich über den Bacchus langsam an Wein herangearbeitet. Ich war jetzt aber nicht der Mega-Weinliebhaber. Das kam erst, als ich mich mit der Materie beschäftigt habe.

Franken ist Silvaner-Land, aber Ihre Leidenschaft gilt dem Müller-Thurgau. Warum?
Ich bin 2010 eingestiegen, habe mich zunächst mit dem Wein vom Vater beschäftigt. Ich habe probiert, geschaut, was schmeckt dir, welche Möglichkeiten gibt es. Da hat sich der Müller herauskristallisiert, wir hatten da einiges an Fläche. Den gab es in der Literflasche, wie tausend Mal in Franken. Leider ein bisschen langweilig. 2012 habe ich meinen ersten Jahrgang verantwortet, im August bin ich von der Ausbildung gekommen. Und ich hatte echt Glück, denn 2012 war ein Bilderbuch-Jahrgang. Nicht die Natur hat vorgegeben, wann du erntest. Du konntest selbst entscheiden. Das war zum Reinkommen perfekt. 2013 hatten wir ein großes Jubiläum: 100 Jahre Müller-Thurgau in Franken. Da habe ich zum Vater gesagt, lass mich mal was ausprobieren, die Rebsorte liegt mir.  Lass uns einen Wein kühl vergären, bei 14, 15 Grad. Wir haben es ausprobiert.

Und es war gut…
Zu jenem Geburtstag haben wir die Edition 100 gemacht. Ich wusste nicht, wie das ankommt. Wir haben dann gesagt: Wenn das ankommt, lass uns das ausweiten, neue Flächen suchen und mit Müller bepflanzen. 

Neue Flächen sind nicht einfach zu finden…
Ja, aber wir haben eine Lage gefunden. Die hat eine Dame aus Augsburg bewirtschaftet, die mittlerweile schon über 70 war. Es gibt den Spruch ,Der Weinberg will den Winzer jeden Tag sehen’. So hat der Weinberg auch ausgeschaut… Es waren alte Reben, ein Drittel Hektar nur, Müller-Thurgau, 1976 gepflanzt. Da hatte ich Bock drauf. Bewirtschaftet haben wir das Stück erstmals 2013, wir haben damals 750 Liter geerntet. Die habe ich trotzdem vergärt. Direkt nach der Vergärung hat er gezeigt, was in ihm steckt. Boah! Der Wein hat zu strahlen angefangen, und ich auch. Mir war gleich klar, den kann ich nicht verschneiden, den muss ich solitär bringen. Das habe ich auch gemacht. So haben wir Alte Reben von Müller-Thurgau gestartet. Für mich ist das ein großes Gewächs von Müller-Thurgau, auch wenn es das offizielle nicht gibt. Und bei der Edition sind wir jetzt schon bei Edition 108 – Müller 108 Jahre alt.

Aber den Silvaner mögen Sie trotzdem, oder?
Das ist die Rebsorte bei uns, den musst du machen. Wir haben 50 Prozent der Rebfläche mit Silvaner bestockt. Wir machen alles, von Literflache über Schlegel und Bocksbeutel bis zu den abgefahrenen Geschichten wie mit der Keuper-Connection den Stollenwein oder Amphorenwein.

Sie setzen auf Müller-Thurgau und Silvaner. Ist das eine gute Idee angesichts des Klimawandels? Oder werden Sie bald Shiraz anpflanzen?
Schau in die Glaskugel, sage mir, wie wird es? Wir sind jetzt am Start, ich habe noch nie einen neuen Weinberg angepflanzt, nur letztes Jahr nachgepflanzt. Insgesamt 1100 Stöcke, und zwar Müller und Silvaner. Ich sage mir: Mach das, was du kannst. Ich habe keinen Sauvignon gepflanzt, keinen Chardonnay, keinen Shiraz. Die Scheurebe ist die bessere, die fränkische Antwort auf den Sauvignon. Ich stehe auf alte Reben. Weil die den Klimawandel besser verkraften, wegen der tieferen Wurzeln. Ich denke, man kann aus jeder Rebsorte was machen.

Was wird am Abend nach getaner Arbeit entkorkt?
Ich schaue, dass ich viel fremdes Material probiere. Egal woher, es muss gut sein. Es sollte ein Wein sein, einer, der mit mir spricht.  

Und was wird zu einem besonderen Anlass getrunken?
Da gehe ich meine Schatzkammer und schaue, was mir in die Hände fällt.

Kork, Glas oder Schraubverschluss?
Schraubverschluss, aus absoluter Überzeugung.

Mit wem würden Sie gerne mal ein Glas Wein trinken?
Mit Carl Cox , das ist mein Lieblings-DJ. Der wird auch schon auf die 60 zugehen, und das inspiriert mich.

Gibt es den perfekten Wein ?
Nein.


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