Levin McKenzie (25) ist der erste Weinkönig Rheinhessens, Deutschlands größtem Weinbaugebiet. Seine Wahl im September 2024 war eine kleine Sensation. Er stammt aus Wackernheim bei Mainz und legte 2019 sein Abitur mit Schwerpunkt Bautechnik ab. Doch statt Bauwesen wurde es Weinbau: Nach einer Winzer-Ausbildung in zwei rheinhessischen Betrieben, die er 2022 abschloss, studiert er seit Oktober 2022 BWL an der Hochschule Mainz und arbeitet parallel in einem Weingut in Bubenheim. Dazu betreibt er den Wein-Blog „Wein.on.wednesday“. Im September 2025 hat er die Chance, erster deutscher Weinkönig zu werden.

Wie kam es zur Idee, sich als Weinkönig zu bewerben?
Ich bin seit 2020 in der Weinbranche aktiv. Aus der Unterstützung eines befreundeten Weinguts im Außenbetrieb wurde eine Leidenschaft. Deshalb begann ich im August 2020, nach meinem Abitur, eine Ausbildung zum Winzer als kompletter Quereinsteiger.
Als die Mainzer Abendzeitung im Frühling 2024 schrieb, dass sich nun alle Geschlechter für das Amt der Rheinhessischen Weinmajestäten bewerben dürfen, kamen viele Freunde und Bekannte auf mich zu und haben mich überzeugen wollen, mich zu bewerben. Ich habe dann viele ehemalige Rheinhessische und Deutsche Weinmajestäten angerufen und gefragt, wie die Zeit für sie so war. Da alle zwar sagten, dass es viel Arbeit ist, aber auch eine unglaublich spannende und schöne Zeit, fiel es mir nicht schwer, mich als potentieller Weinkönig zu bewerben.
Was waren die Reaktionen von der Familie und den Freunden?
Die waren Feuer und Flamme. Es sind wirklich viele zur Wahl mitgekommen und noch mehr haben mir am nächsten Tag gratuliert. Manchmal habe ich das Gefühl, die waren noch begeisterter als ich.
Keine Skepsis?
Hatte ich nie. Ich weiß ja, wofür ich es mache. Für die Winzerinnen und Winzer. Außerdem schaffe ich es meistens, schnell zu überzeugen.
Sie repräsentieren aktuell Rheinhessen. Was fasziniert Sie an Rheinhessen?
Rheinhessen ist unglaublich vielseitig. Von großen Burgundern und Weltklasse-Rieslingen bis hin zu traditionellen Rebsorten. Von Fine-Dining bis Easy Drinking. Aber überall mit der selben Herzlichkeit und Offenheit.
McKenzie klingt jetzt nicht zwingend rheinhessisch…
Ab jetzt schon.
Welche andere Weinregion kann Sie noch begeistern?
Ich reise viel durch ganz Deutschland und führe dort Gespräche und Interviews mit Winzerinnen und Winzern. Mich fasziniert jede Weinbauregion immer wieder neu. Ich bin sehr gerne an der Mosel und halte die Weine der Nahe und aus Württemberg immer noch für stark unterschätzt.
Im September steht die Wahl zur deutschen Weinkönigin an. Ist die Zeit reif für den ersten Weinkönig?
Ich finde nicht, dass diese Wahl auf Grund von Geschlecht getroffen werden sollte, weder in die eine, noch in die andere Richtung. Das Amt für alle Geschlechter zu öffnen war ein richtiger Schritt. Aber genau wie die Damen möchte ich an meinem Können gemessen werden, nicht am Geschlecht oder Aussehen.
Was würde Sie an dem Job am meisten reizen?
Den deutschen Wein weiter bewerben zu können. Was ich eh schon als Hobby mache nun ein Jahr „beruflich“ machen zu können. Außerdem die vielseitigen Termine sowie die vielen neuen und spannenden Begegnungen
Welche Regelung im deutschen Weingesetz sollte am dringendsten geändert werden?
Dass in Deutschland versektete Moste und Grundweine aus dem Ausland deutscher Schaumwein sein kann, empfinde ich als eine Irreführung der Verbraucher.
Woher kommt das Interesse am Wein?
Eigentlich über die Vielfalt im Beruf des Winzers. Der Beruf hat mir gefallen, da kommt das Interesse am Wein gleich mit.
Erinnern Sie sich noch an den ersten Wein, den Sie bewusst getrunken haben?
Ja, ich glaube schon. Der erste Wein, der mich beeindruckt hat, war eine Huxelrebe feinherb vom Weingut Bettenheimer aus Ingelheim. Den dazugehörigen Weinberg habe ich zwei Jahre später in der Ausbildung selbst ausgehackt, weil die Relevanz von Huxelrebe extrem nachlässt. Aber ich war damals begeistert von der Kombination aus Frucht, Süße und Säure.
Was wird an einem „gewöhnlichen“ Abend entkorkt?
Meistens nix. Aber wenn es einfach mal so ein Glas Wein gibt, dann Weine, die mir jemand mal zum Probieren gegeben hat. Neue Weine sind immer die Spannendsten.
Haben Sie ein Lieblings-Rebsorte?
Ja zwei sogar. Aber die verrate ich schon seit Jahren nicht mehr, damit mir Winzerinnen und Winzer zeigen, was sie cool finden, und nicht, was sie vermuten, was mir gefällt.
Gibt es einen Wein, der in die Kategorie unvergesslich gehört?
Sicherlich einige, aus Rheinhessen, Baden, Mosel, und auch hier und da mal einer aus Frankreich. Aber da der Wein auch viel vom Moment lebt, habe ich mir noch nie so eine unvergessliche Flasche nachgekauft.
Mit wem würden Sie gerne mal ein Glas Wein trinken?
Mit Helmut Schmidt. Da würde ich sogar eine rauchen.
Gibt es einen perfekten Wein?
Natürlich. Man kann sich mit einem Glas guten Weines mit Freunden zusammensetzen und viel darüber diskutieren oder ihn einfach genießen. Meistens ist das dann schon ein perfekter Wein.
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