Die Dachmarke macht es unmissverständlich klar: Franken – Silvanerheimat. Seit 1659 schon! Auf diesem Blog wurde auch schon das Silvaner-Paradies ausgerufen! Doch Franken ist mehr als Silvaner.

Leitsorte Silvaner  

Keine Frage aber, welche Rebsorte in Franken die Hauptrolle spielt. Das sehen auch viele Winzer so. Eine kleine, aber aussagekräftige Auswahl: 

Bruno Schmitt


Bruno Schmitt (Weingut Trockene Schmitts, Randersacker): „Alle sprechen über Silvaner. Wir haben es geschafft, dass Silvaner eine Wertigkeit erreicht hat wie nirgendwo sonst. Diese Rebsorte prägt die Stilistik des Frankenweins“
Lorenz Neder (Weingut Neder, Ramsthal): „Silvaner ist unsere Leitsorte.“
Christian Müller (Weingut Max Müller I, Volkach): „Wir fokussieren uns voll auf Silvaner. Er ist klimastabil – im gesegneten Land.“
Markus Meier (Weingut Markus Meier, Schloss Frankenhausen): „Silvaner wird in Franken immer eine zentrale Rolle spielen – immer.“
Die Liste ließe sich problemlos fortsetzen. Und mit einem Flächenanteil von 24,9 % steht der Silvaner in Franken ganz klar an der Spitze.
Es stimmt ja auch: Nirgendwo sonst wird Silvaner auf einem derart hohen Niveau vinifiziert – nicht selten mit Weltklasse-Anspruch. Aber: Da sind eben noch weitere 75,1 % der Rebfläche. Und wer sich nur auf den Silvaner konzentriert, verpasst viel. Sehr viel.

Mehr als Silvaner: Tolle Rieslinge, Burgunder, Chardonnay

Thilo Heuft

Denn Franken bietet viel mehr als nur Silvaner. Rieslinge mit Tiefgang, elegante Weiß- und Spätburgunder, spannende Chardonnays – dazu mitunter unterschätzte Klassiker wie Müller-Thurgau oder die (noch) „Exoten“ wie Sauvignon Blanc und Gelber Muskateller. Viele von ihnen fristen ein Schattendasein – zu Unrecht.
Gerade die Burgundersorten erleben in Franken einen spürbaren Aufschwung. Die Fläche des Weißen Burgunders hat sich in den letzten 20 Jahren mehr als verdoppelt. Auch Chardonnay und Spätburgunder wachsen kontinuierlich.
Thilo Heuft, Direktor des Staatlichen Hofkellers Würzburg, bestätigt: „In den letzten zehn Jahren hatten wir ein starkes Wachstum beim Weißburgunder. Und auch Chardonnay wird deutlich zulegen.“

Geologie, Klima, Markt – viele Gründe für den Wandel

Was treibt diese Entwicklung an? Mehreres. Zum einen sind es Markttrends. Chardonnay, Burgunder oder Sauvignon Blanc sind gefragt wie nie. Zum anderen liefert die Geologie beste Voraussetzungen: Kalkreiche Böden, wie sie in Franken häufig vorkommen, sind ideal für Burgundersorten.
Und dann ist da noch der Klimawandel.
Bruno Schmitt sagt: „Der Klimawandel begünstigt Sorten wie Sauvignon Blanc oder Chardonnay. Auch Rotweine wie Spätburgunder oder Frühburgunder erreichen heute eine Qualität, die vor 20 Jahren undenkbar gewesen wäre.“


Bruno Brennfleck

Ähnlich äußert sich Bruno Brennfleck (Weingut Brennfleck): „Vor acht Jahren haben wir bei Neuanpflanzungen auf Sorten gesetzt, die früher hier gar nicht reif geworden wären – etwa Chardonnay, Sauvignon Blanc, Gelber Muskateller.“
Nicht selten spielen auch persönliche Vorlieben der Winzerinnen und Winzer eine Rolle.
Lorenz Neder gesteht offen: „Silvaner ist unsere Leitsorte – aber mein Steckenpferd ist der Grauburgunder.“ Immerhin 25 % seiner Rebfläche sind ihm gewidmet.
Klaus Höfling (Weingut Höfling) liebt den als heikel geltenden Frühburgunder – und macht daraus keinen Hehl.
Martin Steinmann (Schloss Sommerhausen) setzt gleich voll auf Burgunder. Er produziert neun Schaumweine – alle auf Basis von Burgundersorten (und einem Riesling). Bei ihm gibt es keinen Silvaner-Sekt.

Schon Goethe wusste: Franken kann mehr

So hätte Goethe mit einem Riesling angestoßen … (KI-Bild)

Dass Franken mehr kann als Silvaner, ist keineswegs eine neue Erkenntnis. Schon im Juni 1806 schrieb Johann Wolfgang von Goethe an seine künftige Frau: „Dagegen sende mir noch einige Würzburger, denn kein anderer Wein will mir schmecken, und ich bin vertrießlich, wenn mir mein gewohnter Liebestrank abgeht.
Goethes „Würzburger Liebestrank“? Mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Wein aus dem legendären Würzburger Stein – schon damals eine der renommiertesten Lagen Deutschlands. Historisch belegt ist, dass der Dichter regelmäßig Wein vom Staatlichen Hofkeller bezog. Dabei handelte es sich vermutlich um einen gemischten Weißwein, wahrscheinlich mit hohem Riesling-Anteil, ergänzt vielleicht durch andere weiße Rebsorten. Ein „gemischter Satz“ im besten Sinne. Goethe trank ihn nicht nur regelmäßig, sondern leidenschaftlich. Sein gewohnter Liebestrank – ein frühes Zeugnis fränkischer Weißweinkunst, lange bevor Silvaner zur dominierenden Rebsorte wurde.

Franken bleibt Silvaner – aber ist viel mehr

Franken ohne Silvaner? Undenkbar. Aber Franken nur mit Silvaner – das wird der Region nicht gerecht. Wer den Blick weitet, entdeckt eine beeindruckende stilistische und sortentypische Vielfalt, die sich hinter dem großen Silvaner nicht verstecken muss.
Mut zur Diversität – auch das ist fränkischer Wein.


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