Es gibt diese Besuche, die bleiben im Gedächtnis. Mein Weingut-Besuch zu Adams Wein in Ingelheim war genau so einer – ein Volltreffer. Denn selten habe ich in Deutschland Spätburgunder auf diesem Niveau im Glas gehabt.

Simone Adams: Vision und Konsequenz

Simone Adams

Chefin Simone Adams waren in aller Welt unterwegs, 2010 hat sie das Weingut übernommen. Aktuell bewirtschaftet sie 11,5 Hektar Rebfläche – und setzt konsequent auf Qualität. Simone Adams Credo: „Ich bin nie ideologisch unterwegs, alles muss Sinn machen.“ Also: seit 2016 ausschließlich Handlese, seit 2020 biodynamisch. Deutsche statt französische Klone. Im Keller regiert Schwerkraft statt Pumpen, auch auf Kaltgärung verzichtet sie bewusst.
In Ingelheim, wo es nie eine Flurbereinigung gab, sind die Parzellen klein und arbeitsintensiv. Der Aufwand ist enorm: 1.000 Stunden pro Hektar können das schon mal sein. Adams Ziel: „Perfekte Trauben zum perfekten Datum ernten, damit im Keller nichts mehr zu tun ist.“ Klingt hervorragend, ist aber sicher kein Alleinstellungsmerkmal.

Kein Riesling, dafür Burgunder pur

Dafür wohl anderes: Rheinhessen ohne Riesling zum Beispiel. Ja, das gibt es – und zwar bei Adams. Die Reben sind ausschließlich Burgundersorten. 65 Prozent Spätburgunder, der Rest Chardonnay, Weißburgunder und Grauburgunder. Punkt. Riesling? Fehlanzeige – und das direkt am Rhein!  Auch das Sortiment ist eher selten: nur Orts- und Lagenweine, kein Gutswein zum Einstieg.
Die Liebe zu den Burgundern kommt nicht von ungefähr. Schon 1892 verglich ein Franzose Ingelheim mit dem Burgund – hier wie da die Kalkböden. Und ganz aktuell: Chardonnay wie Spätburgunder kommen mit der zunehmenden Hitze bestens zurecht – kleine Profiteure des Klimawandels also.
Der Siegeszug der Burgunder war schon mal Thema hier auf dem Blog. Auch in Rheinhessen sprechen die Zahlen für sich: Die Chardonnay-Fläche ist von 1 Hektar 1990 auf über 1000 Hektar heute gestiegen. Sagt mehr als viele Worte.

Die Verkostung der Weine schließlich war purer Genuss. 

Chardonnay mit Klasse

  • 2023 Lohpfad Chardonnay. Es geht richtig gut los. Kühle Frucht mit Birne, Minze, etwas Steinobst. Sauber, elegant, fein balanciert.
  • 2023 Chardonnay Auf dem Haun. Nur 3 Kilometer Luftlinie vom Lohpfad entfernt – und doch ein völlig anderer Charakter. Über 12 Monate im kleinen Holzfass, unfiltriert und ungeschönt. Entdecke Röstaromen, Birne, Zitrus und Apfel. Es gibt nur 1.000 Flaschen. Für mich einer der spannendsten deutschen Chardonnays.
  • 2016 Lohpfad Chardonnay. Strahlend, würzig, mit Birne, Aprikose und Kräuter-Aromen. Saftig, harmonisch, konzentriert. Nichts da mit Alter, hat wahrscheinlich ein ewiges Leben.

Spätburgunder auf Weltniveau

  • 2022 Ingelheim Spätburgunder. Der Ortswein im Sortiment. Frisch, floral, notiert sind die Stichworte Himbeeren und Rhabarber. Saftig, schlank, animierend. Im Abgang ein Frischekick.
  • 2022 Heerweg Spätburgunder. Spontanvergoren mit Rappen, lag 18 Monate im Holz. Reife Kirschen, angenehme, frische Säure, geschmeidiges Tannin. Harmonisch und eher kühl. Einer meiner Top-Favoriten.
  • 2022 Auf dem Haun Spätburgunder: Hat extrem viel zu bieten: Cassis, Kirschen, Pflaumen, Würze, manche entdeckten auch einen Hauch Schokolade. Kraftvoll und elegant zugleich.
  • 2022 Horn Spätburgunder. Horn ist zusammen mit Pares eine der beiden vom VDP zertifizierten Grossen Lagen bei Adams. Beerenaromen satt: Himbeeren, Erdbeeren, Johannisbeeren, dazu würzige Frische. Dann diese Eleganz – ein Pinot mit großer Zukunft.
  • 2022 Pares Spätburgunder. Pares ist eine Parzelle mit einer interessante  Geschichte. Sie lag 30 Jahre lang brach, von Reben keine Spur, nur Brombeeren und Buschwerk. Ein kleiner Dschungel, bis Simone Adams die Parzelle 2014 urbar machte und mit Reben bepflanzte. Heute gedeiht dort Pinot für Wein auf allerhöchstem Niveau: saftig, kühl, komplex, elegant. Für mich ein echtes Highlight.
  • 2020 Pares Spätburgunder. Kräftiger, würziger, etwas fruchtiger als der jüngere Bruder. Aber immer noch sehr jugendlich. Ganz klar burgundisch im Charakter – Gevrey lässt grüßen.

Fazit: Adams Wein ist ein Weingut, das kompromisslos auf Burgunder setzt – und das mit großem Erfolg. Simone Adams zeigt, dass Rheinhessen mehr ist als Riesling, und stellt Spätburgunder und Chardonnay ins Rampenlicht. Wer die Chance hat, diese Weine zu probieren, sollte sie unbedingt nutzen.


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