Riesling in Bestform – so lässt sich diese Verkostung am besten zusammenfassen. Zu sechst haben wir sieben Rieslinge aus ebenso vielen Regionen probiert, bedeutet sieben Stilarten, sieben Charaktere. Eine Verkostung, die eindrucksvoll zeigte, warum Riesling als König der Weißweine gilt.

Die Liebeserklärung

Ich bin bekennender Riesling-Fan. Die Liebeserklärung von Dorothee Zilliken (Weingut Forstmeister Geltz-Zilliken, Saar) an den Riesling klingt mir bis heute im Ohr: „Ich schätze den Riesling sehr, weil es so eine vielseitige Rebsorte ist. Sie kann im besten Fall schöne trockene trinkige Weine hervorbringen, feinherbe Essensbegleiter, feinfruchtige bis edelsüße Spitzen. Man kann ihn jung und gereift trinken. Welche Rebsorte außer Pinot Noir bietet das sonst noch?“ 

Sieben Charaktere

Besser lässt sich die Faszination kaum ausdrücken. Und unsere Weinprobe bestätigte dieses Loblied eindrucksvoll: Mosel, Nahe, Rheingau, Rheinhessen, Wachau, Südtirol und sogar die Toskana – sieben Regionen, sieben völlig unterschiedliche Ausprägungen des Rieslings. Sieben Charaktere halt. 
Ein Ranking wäre sinnlos gewesen. Wie vergleicht man einen Mosel-Kabinett mit einem Südtiroler Trockenwein oder ein zehn Jahre gereiftes Großes Gewächs mit einem jungen Nahe-Riesling? Es war ein Abend voller Genuss und erstaunlich einhelliger Urteile – mit einer Ausnahme: Der Riesling aus der Toskana spaltete die Meinungen.
Die Höhepunkte des Abends: der 7 Terroirs von Gut Hermannsberg (Nahe), der elegante Smaragd Kirchweg von Rudi Pichler (Wachau) – und als krönender Abschluss das Große Gewächs Scharlachberg von Prinz Salm (Rheinhessen). Ganz großes Kino.

Die verkosteten Rieslinge 

2024 Riesling Kabinett Trittenheimer Apotheke – Christoph Clüsserath / Mosel:  2024 war ein Traumjahr für Kabinette: fein, kühl, finessenreich. Betörender Schieferduft, florale Nase, Mirabelle und Zitrusblüten, feine Säure, tänzelnd und elegant.

2023 Riesling „7 Terroirs“ – Gut Hermannsberg / Nahe: Gut Hermannsberg gönnt sich einen Gutswein aus den sieben Großen Lagen. Duft nach Blüten und feuchtem Gras, knackige Säure, Steinobst, Kiwi. Perfekte Balance zwischen Leichtigkeit und Kraft, ganz fein ausbalanciert.

2020 Riesling Falkenstein, Franz Pratzner / Südtirol: Franz Pratzner pflanzte seinen ersten Riesling vor mehr als 30 Jahren. Die Parzelle ist klein und ergibt nur 1.500 Flaschen pro Jahr. Goldgelb, fruchtig mit Mirabelle und Aprikose, dazu eine salzige Spur. Ein Früchtekorb mit Charakter – und erstaunlich frisch nach fünf Jahren.

2019 Insel Roter Riesling, Schloss Reinhartshausen / Rheingau: Roter Riesling ist eine alte Rebsorte (erstmals 1490 urkundlich erwähnt), die fast in Vergessenheit geraten ist. Auf Schloss Reinhartshausen wird er auf der Rheininsel Mariannenaue angebaut. Zarter Rosaschimmer, Aromen von Apfel, Birne, Quitte. Frisch und klassisch – eine Rheingauer Spezialität mit Charme.

2019 Riesling Smaragd Ried Kirchweg, Rudi Pichler / Wachau: Rudi Pichler ist ein großer Name in der Wachau und die Ried Kirchweg eine große Lage. Beifall von allen. Gelbe Frucht, Kräuter, Mineralität. Tief, elegant, mit exotischer Frucht und grünen Äpfeln. Straff, saftig, komplex – Wachau auf Top-Niveau.

2018 Riesling, Castello di Trebbio / Toskana: Sorgte für reichlich Diskussionen. Der Wein war als Riesling beim besten Willen nicht erkennbar. Farbe ein kräftiges Gold. Karamell und Toffee statt typischer Rieslingnoten. Salzige Kräuter, Basilikum, Anis – spannend, aber weit vom Klassiker entfernt.

2015 Scharlachberg GG, Prinz Salm / Rheinhessen: Das 18 Hektar-Weingut der Prinzen zu Salm-Dalberg ist das älteste deutsche Weingut in Familienbesitz. Sattes Gold, Aromen von Pfirsich, Aprikose, Blüten. Opulent, gereift, mit perfektem Säure-Frucht-Spiel und großer Tiefe – ein großer Wein!

🍷 Fazit: Warum Riesling so faszinierend bleibt

Diese Verkostung war ein Fest für Riesling-Liebhaber – und ein Beweis für die unglaubliche Vielfalt der Rebsorte Riesling. Von der filigranen Mosel-Leichtigkeit über die saftig-mineralischen Weine von der Nahe bis zur opulenten Rheinhessen-Kraft: Riesling kann einfach alles.


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