Besuch der Biodynamic Wine Fair – es hat sich gelohnt. Mehr als 70 biodynamische Weingüter aus Deutschland, Frankreich, Italien, Österreich und Chile präsentierten ihre Weine im Alten Postlager in Mainz. Bekannte Namen der Szene waren vertreten, ebenso junge, noch unbekannte Betriebe. Hatte leider nur drei Stunden Zeit. Nicht viel, aber doch genug für spannende Entdeckungen. Auch wegen der knappen Zeit habe ich mich ausschließlich auf Weißweine konzentriert.  

Bei Bekannten 

Erwin und Sigrid Lehner

Zunächst bekanntes Terrain in Sachen Biodynamic. Kenne das Bio-Weingut Lehner aus Gols im Burgenland seit langem. Diesmal haben Sigrid und Erwin Lehner Weine mitgebracht, die erst mal mit ihren ungewöhnlichen Namen auffallen. Der 2022 Luft und Leben zum Beispiel. Das ist ein Grüner Veltliner, 2 Wochen Maischezeit. Ein sehr spezieller Veltiner. Oder der 2021 Elfe und Erdgeist, ein Zweigelt Rosé, vergoren mit 15 Kräutern. Die Kräuter, laut Sigrid Lehner ganz ohne Rezeptur, also frei Hand zugegeben, schmeckt man. Ergebnis ist ein „weinhaltiges Getränk“ mit 0 Gramm Restzucker, markanter Säure und klarer Kräuter-Aromatik. Lehners machen auch Weine mit weniger abenteuerlicher Geschichte. Sehr gut gefallen hat mir der 2023 Welschriesling, „unfiltriert, ohne alles“. Ebenso der puristische 2020 Chardonnay, gereift im 500-Liter-Eichenfass. 

Weine vom Weingut Kopp

Habe auch beste Erinnerungen an das Weingut Kopp im Badischen, Biodynamic auf hohem Niveau, Demeter-zertifiziert seit 2019. Wie schon beim Besuch im Weingut vor zwei Jahren überzeugt das komplette Sortiment. Der 2022 Weißburgunder hat ausdrucksstarke  Aromatik, viel Intensität, ist zugleich aber auch filigran und elegant. Sein „Bruder“ ist der 2022 Pinot Blanc Röderswald, unfiltriert, kraftvoll, charismatisch. Pinot Blanc statt Weißburgunder steht auf dem Etikett wegen des US-Geschäfts. Noch zwei Chardonnay, beide hervorragend und doch unterschiedlich. Der 2022 Chardonnay Tonerde ist im kleinen Holzfass gereift, hat große Klarheit, Kraft, Frische. Der 2023 Chardonnay Felsenstück kommt von der Steillage, lag ein ein Jahr auf der Feinhefe, spontan vergoren. Welch eine Eleganz! 

Famoses aus dem Elsaß

Rémy Gresser

Ab nach Frankreich und da ist Biodynamic schwer angesagt. Es geht es gleich mit einem Paukenschlag los. Rémy Gresser von der Domaine Gresser aus dem Elsaß zeigt zuerst seine Rieslinge. Wir steigen gleich mit den Grand Cru ein. Das erstaunliche: Alle drei Rieslinge wachsen in unmittelbarer Nachbarschaft aber auf verschiedenen Böden. Also schmecken sie auch ganz unterschiedlich. 
Da ist der 2022 Riesling Moenchberg Grand Cru, vom Sandstein, breit, kräftig, salzig. Der 2022 Riesling  Wiebelsberg Grand Cru kommt vom Buntsandstein, eher feingliedrig, weich und rund. Schließlich der 2022 Riesling Kastelberg Grand Cru, von der einzigen Schieferlage im Elsaß. Das merkt man. Klare mineralische Spur, dazu Eleganz, großen Rieslingen von der Mosel ebenbürtig.  

Nun stellt Rémy Gresser drei Gewürztraminer vor, und die sind der Hammer. Der 2023 Gewürztraminer Vin Orange polarisiert gewiss. Schon die Farbe: Oranger geht es nicht. 14 Tage Maische mit allem, 0 Gramm Restzucker, sehr intensive Aromatik, für mich ein toller Wein. Der 2022 Gewürztraminer Moenchberg Grand Cru ist ein leuchtendes Beispiel des elsässischen Traminer-Stils, 15 Gramm Restzucker plus reichlich Power, da bleiben für Fans dieser Rebsorte keine Wünsche offen. Ein absolutes Highlight aber ist der 1983 Duttenberg Gewürztraminer! Ein göttlicher Tropfen, goldene Farbe, satte 14,5% Alkohol, tausend Aromen, tolle Reife. Rémy Gresser will mit dem Wein zeigen, welches Potenzial die Rebsorte hat. Umwerfend!

Feine Franzosen

Es gab noch weitere Entdeckungen von Biodynamic Made in France. Die Domaine Amirault (36 ha) von der Loire hat einen feinen Cremant de Loire Brut Nature mitgebracht. Der 2023 Chenin Blanc ist ein exzellenter Vertreter der Rebsorte, feine Kräuter-Aromatik, angenehme Frische. Der 2023 La Quarterons ist auch ein Chenin Blanc, lag 8 Monate in einer Amphore. Meine Begleitung war begeistert, ich nicht. So ist das machmal.

Pierre Mann, Mas de Caprice

Das Weingut Mas de Caprice aus dem Languedoc (12 ha) hat ein stolzes Sortiment Rotweine (Fitou) an Bord, und nur einen Weißen, der laut Weingesetzgebung Vin de France heißen muss. Aber der ist Klasse! Der 2023 Avis d’Blanc de L’Oeuf ist eine Cuvée mit Grenache Blanc und Macabeo, zarte 12% Alkohol und markante Säure. Es ist der perfekte Wein zu Austern und Meeresfrüchten. Der perfekte!

Auch Chateau les Croisille (Cahors) ist Rot-orientiert, hat Originelles zu bieten. Der Ma Bulle ist ein PetNat Rosé von Malbec mit nur 11% Alkohol. Kategorie Partywein, easy drinking, spritzig. Ja, könnte passen. Dann lasse ich mich doch zu einem Roten überreden. Der Wein heißt Cocori Cort, übersetzt in etwa Kikeriki Malbec. Das ist ein IGP Cote du Lot; leicht frisch, wenig Alkohol (11,5%), nichts mit Terroir, Barrique oder sonst was. „Unkompliziert, einfach ein Wein zum trinken, soll Spaß machen“, sagen die Leute vom Weingut. Kann man auch machen.  

Weine Pur

Hanneke und Christoph Schönhals

Zum Abschluss noch ein Besuch bei einer namhaften deutschen Adresse, BioWeingut Schönhals (Rheinhessen). Hanneke Schönhals klärt über ihre „Handschrift“-Weine auf: Die sind alle spontan vergoren, unfiltriert abgefüllt und haben ein Minimum an Schwefel-Zugabe. Auf 25 Prozent der 13 Hektar Rebfläche wird Minimalschnitt praktiziert. 
Habe bereits Schönhals-Weine kennengelernt und bin so über das durchgängig hohe Niveau nicht überrascht. Für den 2023 Müller Pur fanden nur die schönsten Trauben Verwendung, gerade genug für ein Barriquefass. Erstaunlich, was aus einer „einfachen“ Rebsorte wie Müller-Thurgau entstehen kann. Ein origineller, charismatischer, einfach toller Wein mit nur 1,2 Gramm Restzucker. 

Der 2023 Riesling Pur mit 0,5 Gramm Restzucker steht dem in nichts nach. Nach 24 Stunden Maische ist er 10 Monate im gebrauchte Barriques gereift. Ein origineller Riesling und alles andere als 08/15. Der 2022 Oranje – ein Gruß an holländische Vorfahren – ist Orangewein vom Cabernet Blanc. Die Piwi-Sorte sei prädestiniert für Orangeweine, glaubt Hanneke Schönhals und tritt mit ihrem Oranje den Beweis überzeugend an.   


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