Bin als Riesling-Freund oft an der Mosel unterwegs. Langweilig wird’s nicht, denn immer wieder gibt es neue Entdeckungen. Ist mir beim Römerhof in Riol so ergangen, zuletzt bei den jungen Winzern in Wintrich. In Zeltingen nun ein weiterer Weingut-Besuch: Heinrichshof. Kannte ich noch nicht. War wieder mal ein guter Tipp. 

…von A bis Z Weine machen 

Peter Griebeler klärt erst mal auf. Er führt das Weingut gemeinsam mit seinem Bruder Ulrich. Was bedeutet Heinrichshof? „Unser Opa heißt Heinrich“, erklärt Griebeler und gibt eine kurze Geschichts-Lektion. „Wir betreiben Weinbau in zehnter Generation, klassischer Weinbau. Unsere Eltern haben bis ins Jahr 2014 2,5 Hektar Weinberge bewirtschaftet und die Trauben verkauft.“ Sein Bruder hat eine Winzerausbildung absolviert und danach in Südtirol gearbeitet. Peter Griebeler, der nach der Winzerlehre in Geisenheim studiert hat, wollte auch nicht in die Heimat zurück. Weil…? „Die 90er Jahre waren eine schwierige Zeit, es herrschte in der Region eine eher schlechte Stimmung“, erzählt er. Mit „Geisenheim, Kalifornien, Bingen, Kendermann“, umreißt er seine beruflichen Stationen. Irgendwann verspürte er dann aber „die Sehnsucht, von A bis Z Weine zu machen“.  Und übernahm gemeinsam mit seinem Bruder den Betrieb. Aus 2,5 Hektar Rebfläche 2014 sind mittlerweile aus 8,5 Hektar Rebfläche geworden, Hang- und Steillagen in und um Zeltingen. „Beim uns wird alles spontan vergoren“, erzählt der Chef des Heinrichshofs. Und: „Der klare Fokus liegt auf den trockenen Weinen.“ 30 bis 40 Prozent der Produktion geht in den Export, vor allem Europa. Und klar, der Brexit macht auch den Griebelers zu schaffen.

Riesling als Nische

Fast alles auf dem Heinrichshof dreht sich also um den Riesling, der macht immerhin 80 Prozent der Rebfläche aus. Und wie ich das schon bei Dorothee Zilliken oder Max Kilburg erlebt habe, outet such auch Peter Griebeler als großer Fan dieser Rebsorte. „Riesling wird sicher keine Mainstream-Rebsorte wie Grauburgunder oder Weißburgunder. Das ist eigentlich erstaunlich, denn es gibt für jeden Geschmack einen Riesling. Aber ich fühle mich in der Nische wohl.“ Volles Verständnis, bei einem feinen Riesling kann man sich sehr wohl wohlfühlen… Also probieren wie die Nischen-Wohlfühl-Rieslinge. 

70 Jahre altes Fass

Los geht’s mit dem Römische Kapelle Riesling trocken 2021. Feiner Auftakt! Rund 6 Gramm Restzucker („Sonst haben wir meist rund 4 Gramm“, sagt Peter Griebeler) korrespondieren mit der Säure sehr gut, Aromen von Steinobst oder Aprikosen spielen im Gaumen.  Der Sonnenuhr Rotlay Riesling 2021 ist in einem über 70 Jahren alten Fuderfass auf der Vollhefe gereift.  Er wirkt unheimlich leicht, elegant, mit schöner Aromenfülle. Hier ist der Schiefer klar präsent, dazu eine feine Salzigkeit und feine Frucht in der Nase. Volltreffer.

Traubentausch

Der Goldtröpfchen Riesling trocken 2021 scheint gar nicht ins Portfolio zu passen – war nicht von Lagen rund um Zeltingen die Rede? Und nun Piesporter Goldtröpfchen. Peter Griebeler berichtet von einem spannenden „Deal“. „Ich habe mit Winzer Stefan Steinmetz 700 Kilogramm Trauben getauscht. Ich bekam seine vom Piesporter Goldtröpfchen, er unsere aus Zeltingen.“ Sie wollten sehen, was der jeweils andere aus den Trauben macht. Im Heinrichshof sind die Trauben aus Piesport im 500-Liter-Holzfass  12 Monate gereift. Das Ergebnis ist ein spannender, komplexer Riesling mit toller Dichte. Jetzt wäre es spannend, den von  Stefan Steinmetz gemachten Riesling im Vergleich zu probieren…

„Moseleiche, Erstbelegung“

Weiter gehts mit dem Schlossberg Reserve 2021. Extrem duftig, geradezu ein Blumenstrauß im Glas. Dazu Aromen von Pfirsich, Aprikosen, Würze und natürlich Schiefer – alles dabei. Auch Holz. Holz ist die Geschichte zum Wein. Peter Griebeler erzählt: Der Riesling ist einem Fass gereift, das vor 30 Jahren gebaut, aber seither nie benutzt wurde. „Moseleiche, Erstbelegung“, sagt der Winzer lachend. Wagnis gelungen, aber klar, der Riesling braucht noch Zeit.
Die 2021er Riesling Sonnenuhr Zulast (so  wurde/wird das traditionelle 500-Liter-Fass an der Mosel genannt) ist in Fässern aus dem Burgund gereift. Ein Riesling mit viel Charisma, spannender Schärfe, floralen Aromen, ausgeprägter Mineralik, saftig und geschmeidig. Sicher noch viel zu jung – verheilt Großes.
Die spannende Reise durch die Riesling-Welt im Heinrichshof wird gekrönt von der Sonnenuhr Auslese 110° von 2021. Die 110° sind ein Hinweis auf 110 Grad Oechsle bei der Lese. Das wird also süß, aber charmant süß. Die 120 Gramm Restzucker bilden mit den 9,5 Gramm Säure ein Traumpaar. Aromen von Aprikosen, Orangen, Honig, Mandarinen – und viel mehr. Hat gewiss ein langes Leben – passt aber auch schon jetzt.   

Die zweitwichtigste Rebsorte 

Dass die Griebelers auf dem Heinrichshof nicht nur Riesling können wundert bei dem Erfahrungsschatz der Brüder nicht. Die Weißburgunder Réserve wird viel gelobt, ich will jedoch die Spätburgunder Réserve 2020 preisen. Den Spätburgunder nennt Peter Griebeler „unsere zweitwichtigste Rebsorte“.  Die Trauben kommen aus der Steillage im Himmelreich, dann vergoren in offenen Bütten, danach 18 Monate Reife im Barrique, erste und zweite Belegung, auch ältere. Ergebnis: Frucht, Fülle, Eleganz, tolles Finale.  Klasse-Wein. 

 


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