Der Besuch bei „Wein trifft Solar“ in der Pfalz hat neugierig gemacht. Wer war dort schon alles zu Gast? Das Weingut Jul. Ferd. Kimich (die Kürzel Jul. Ferd. stehen wohl für Julius und Ferdinand) zum Beispiel. Das liegt praktischerweise direkt an der Weinstraße mitten im schönen Deidesheim, wo ich Quartier habe. Passt doch. 

Kimich und Kimmich 

Statt eines Herrn Kimich empfängt Matthias Arnold. Der Chef des Betriebes ist eine Pfälzer Frohnatur und sorgt sofort für gute Laune. Gilt das auch für die Weine? Werden wir gleich sehen. Zunächst klärt Matthias Arnold auf: „Julius Ferdinand Kimich, der dem Weingut den Namen gegeben hat, war mein Ur-Urgroßvater. Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg heiratete eine Tochter der Kimichs Joachim Arnold, der ein paar Jahre später die Betriebsführung übernahm. Das war mein Großvater. Jetzt bewirtschaften wir den Betrieb in achter Generation, aktuell 23 Hektar Rebfläche, 90 Prozent sind weiße Reben. Wir sind ein klassischer Familienbetrieb, haben einen weiteren festen Angestellten und drei Azubis.“ Seit drei Jahren läuft die Umstellung auf Bio. Ach ja, da ist noch der Name Kimich. Viele Besucher würden fragen, ob er denn mit dem berühmten Bayern-Fußballer Joshua Kimmich verwandt sei. Lachend meint Matthias Arnold: „Wer lesen kann ist im Vorteil.“ 

Matthias Arnold

Fassproben im Keller

Und dann geht es in den Keller.  Dort blubbert es an etlichen Fässern richtig wild. Es ist Ende November und die 21er gären. Erste Fassprobe ist der 2021er Müller-Thurgau. Sieht aus wie ein Federweißer, schmeckt wie ein Federweißer, nur extrem trocken. Interessant dann die Fassprobe vom Weißburgunder Spätlese trocken 2021. Die hat nur 3 Gramm Restzucker, das merkt man. Extrem spannend, was nach dem Abfüllen im späten Frühjahr 2022 draus wird.  Ganz anders ein zweites Fass von der Weißburgunder Spätlese 2021. Die hat 17 Gramm Restzucker (merkt man auch). „Es werden dann jeweils die Weißburgunder aus den zwei Holzfässern und aus zwei Edelstahltanks verschnitten. Das Ziel ist ein trockener, charaktervoller Weißburgunder mit harmonischer Süße“, erklärt Arnold.  Im Moment fehlt mir dafür noch leicht die Fantasie, aber wird schon. Muss unbedingt mal probiert werden! Die letzte Fassprobe gehört dem Spätburgunder Blanc de Noir 2021. Die verheißt viel!

Feine Rieslinge   

 

 

Nun aber ab in den Probierraum, wo es wärmer ist als im Keller und fertige Weine warten. Einstieg mit dem Riesling Forster Mariengarten 2020. Die analytischen Daten (4,4 g Restzucker, 7,5 g Säure) gefallen mir, der Wein auch. Die Säure ist präsent, sie macht den Wein rassig und spannend. Das mit der Säure muss man freilich mögen. Ich mag es, erst recht den Preis:  6,50 Euro ab Hof ist ein großartiges Preis-Leistungsverhältnis. Weiter geht es mit dem Riesling Deidesheimer Leinhöhle 2020 Kabinett trocken. Ein Schmeichler mit einer feinen Frucht-Säure-Balance (6,9 g Restzucker, 7,2 g Säure) und schöner Lebendigkeit. Er versöhnt auch die Weinfreunde, die es mit der Säure nicht so haben. Die Spitze des kleinen Riesling-Flights ist schließlich der Riesling Deidesheimer Kieselberg 2019 Spätlese trocken. Hier halten wir uns mal nicht mit Analysedaten auf, sondern genießen einfach mal. Denn der Riesling hat einiges zu bieten von dem, was einen filigranen Riesling aus der Pfalz auszeichnet: schöne Mineralität, feine Frucht. 

Rotes Highlight 

Finale schließlich mit dem 2017er Syrah, das rote „Flaggschiff“ des Weinguts Kimich. Im Barrique ausgebaut, mit einer kräftigen, markanten Frucht und angenehmer Fülle. Integriertes Holz, reifes Tannin, ein Klasse-Wein, der es mit einem charismatischen Syrah aus Südfrankreich locker aufnehmen kann. Da schließt sich der Kreis zu „Wein und Solar“ und den Klimawandel-Debatten, denn Matthias Arnold sagt: „Syrah hätten wir vor 20 Jahre nicht anpflanzen können.“


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