Bin über die Ankündigung der Veranstaltung „Wein trifft Solar“ gestolpert. Die beiden Stichworte scheinen perfekt in die Zeit zu passen, wo alles über Klimawandel spricht und es sich jeder trotzdem gut gehen lassen will. 

Idee eines Unternehmers

Vincent Eymann (l.) und Wolfgang Müller.

Die Idee zu „Wein trifft Solar“ hatte Wolfgang Müller, Geschäftsführer des Solar Info Zentrums (SIZ) in Neustadt/Weinstraße. Müller ist Weinliebhaber, wohnt im schönen Deidesheim quasi an der Quelle, da scheint die Verbindung seiner Firma mit dem Wein nur logisch. „Beides ist gespeicherte Sonnenenergie. Und wo viel Sonne für Solaranlagen vorhanden ist, wächst auch guter Wein“ bringt Müller die Gemeinsamkeiten von Wein und Solar auf den Punkt. In regelmäßigen Abständen veranstaltet er in seiner Firma Weinabende. Zu Gast sind Winzer aus der Region, die ihren Betrieb präsentieren – und ihre Weine. Meist sind es Bio-Winzer. Parallel erzählt Weinliebhaber Müller von den Segnungen der Solarenergie. Und natürlich auch von seiner Firma, die zu den Pionieren der Solarenergie in Deutschland gehört, kürzlich ihr 30-jähriges Firmenjubiläum beging und mit dem von seiner Firma erfundenen Streckdosenmodul derzeit große Erfolge feiert. 

Bio-Weingut Eymann zu Gast

Musste „Wein trifft Solar“ also mal kennenlernen. Zumal die Pfalz immer eine Reise wert ist. Bei meinem Besuch im November 2021 ist das Weingut Eymann aus Gönnheim zu Gast, vom Weinmagazin Falstaff unlängst zum „Newcomer des Jahres 2021“ gekürt. Vincent Eymann  stellt das Weingut vor: 18 Hektar bewirtschaftet die Familie in Gönnheim nach biodynamischen Richtlinien, zertifiziert von Demeter und Naturland. Handlese und Spontangärung sind selbstverständlich.
Wie so viele Betriebe in der Pfalz (und anderswo) war das in den 1960er Jahren von Vincents Großvater gegründete Weingut zunächst ein Mischbetrieb. Sein Vater machte ein reines Weingut daraus und stieg 1982 auf biologische Bewirtschaftung um. Er war damit einer der ersten Ökowinzer in der Region (vielleicht in Deutschland?). Vincent Eymann hat in Geisenheim studiert, Erfahrungen in Frankreich, Argentinien und USA gesammelt und 2015 den elterlichen Betrieb übernommen. Er ist Bio-Winzer voller Überzeugung. 

 

Sekt und Riesling

Das klingt alles interessant und schlüssig. Was aber ist mit den Weinen? Die Veranstaltung beginnt mit dem Sekt Blanc de Noir Extra Brut. Der Spätburgunder-Sekt ist traditionell nach Champagner-Methode hergestellt. Feiner Start, lässt jeden Supermarkt-Champagner alt aussehen und macht Lust auf mehr. „15% unserer Produktion sind Schaumwein“ erzählt Vincent Eymann. Da kann man schon von Schaumwein-Spezialisten sprechen.

Nun aber zur Pflichtdisziplin aller Winzer in der Pfalz – dem Riesling. Bei Eymanns belegt Riesling 50 Prozent der Rebfläche. Der Gönnheimer Riesling trocken (hier Jahrgang 2019) ist der Basis-Riesling, er macht bis zu 20% der Gesamtproduktion aus. Eine Hälfte ist im Holzfass, die andere im Edelstahl vergoren, hat maximal 3 Gramm Restzucker. Ein angenehmer schlanker Riesling mit feiner Säure, Zitrusaromen, schöne Mineralität.  Der Riesling Alte Reben 2018 verdient die Bezeichnung Alte Reben mal wirklich, weil die Stöcke zum Teil 90 Jahre alt und  wurzelecht sind. Entsprechend konzentriert präsentiert sich der komplett im großen Holzfass ausgebaute Wein. Feine Harmonie von Frucht und Säure. 

Feine Burgunder

Eymanns können nicht nur Riesling. Eine Cuvée aus den drei großen Burgundersorten Chardonnay, Weißburgunder und Grauburgunder nennt sich charmant Menage a Trois. Präsentiert wurde der 2019er. Die Trauben wurden gemeinsam gelesen, zusammen ausgebaut, lagen 9 Monate auf der Hefe. „Eigentlich ist das ein Gemischter Satz“, findet Eymann. Ist es, aber  den Namen haben sich die Österreicher reserviert. Die Burgunder-Cuvée macht Spaß, hat eine Eleganz, wirkt reif und rund. Die typischen Aromen nach gelben Früchten finden sich. Die rauchige Note mag vom Chardonnay kommen. Apropos Chardonnay, mit der Rebe verbindet das Weingut eine besondere Geschichte. „Mein Vater hat 1988 den Chardonnay aus Frankreich in die Pfalz geschmuggelt“, erzählt Vincent Eymann. Damals war die Rebsorte hier noch nicht zugelassen. Er dürfte die „Ordnungswidrigkeit“ nicht bereut haben.  


Zum Abschluss des Tastings wird der Spätburgunder Sonnenberg 2018 ausgeschenkt. Ein überaus würdiges Finale von „Wein trifft Solar“. Der Spätburgunder – der 2016er bekam den Deutschen Rotweinpreis – lag 16 Monate im kleinen Holzfass , 20% davon im neuen Holz. Bin spontan begeistert: Bei den Aromen fallen die Stichworte Rote Beeren, Zedernholz und Waldboden. Dann ist da noch eine richtig schöne  Eleganz. Selten so was erlebt: Der Wein strahlt Ruhe aus.    

Immer wieder Klimawandel

Zwischen den Weinen gab es die Präsentationen des Solar Info Zentrums (SIZ) und immer wieder Diskussionen zum Klimawandel. Einige interessante Aussagen bzw. Beobachtungen von Vincent Eymann. „Früher waren die besten Rieslinglagen die sonnigen, heute sind es die schattigen. Auch Höhenlagen werden wichtiger“, sagt der Winzer, der  eine generelle Verschiebung beobachtet. „Es gibt eine immer frühere Reife beim Riesling, das ist ein Problem. Denn der Austrieb findet immer früher statt, daher steigt auch die Gefahr von Spätfrösten.“
Seine Prognose: „Riesling wird künftig vielleicht anders schmecken.“ Dass jede Medaille zwei Seiten hat gilt freilich auch für den Klimawandel. Vincent Eymann: „Das letztes schlechte Jahr war 2006.“
Die nächste „Wein trifft Solar“ findet am 24. März 2022 statt. Zu Gast ist dann das Weingut Mohr-Gutting aus Neustadt-Duttweiler, auch ein Bioweingut. 

 


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