Da stellt die beste Köchin der Welt einen Korb voller Spezialitäten aus Sardinien auf den Tisch und ruft einen „sardischen Abend“ aus. Herrlich! Zusatz: „Wir brauchen noch die passenden Weine.“ Auch schön. Sardinien? Da fällt mir zuerst die rote Rebsorte Cannonau di Sardegna ein. Bei den Weißen macht auf der italienischen Trauminsel der Vermentino das Rennen. In Zeiten des Online-Handels alles kein Problem. Also: Sardinien auf den Tisch!

Die Weine

Der Vermentino di Sardegna Pariglia kommt von Attilio Contini, eines der ältesten Weingüter Sardiniens, 1889 gegründet. Berühmt geworden ist Contini 1912, als das Weingut als erstes sardisches Weingut bei der Weinmesse in Mailand einen Preis gewann. Sardinien landete damit auf der Karte der ernst zu nehmenden Weinbauregionen Italiens. Der Vermentino von Contini hat wenig Säure, duftet nach frischem Gras. Wir entdecken Pfirsich- und Melonen-Aromen. Pariglia heißt Paar – tatsächlich ist der Vermentino ein schöner Begleiter der Vorspeisen.
Beim Cannonau fällt die Auswahl schwer. Die Sorte ist seit einigen Jahren schwer angesagt und ich hatte schon großartige im Glas (siehe weiter unten). Cannonau di Sardegna ist keine autochthone Rebsorte sondern ein anderer Name für Grenache, die vierthäufigst angebaute der Welt. Wie auch immer – schmecken muss er. Die Wahl fällt auf den Cannonau di Sardegna von der Cantine di Dolianova, der größten Genossenschaft auf Sardinien. Der Wein ist eine Aromen-Feuerwerk: Nelken, Senfgurke, Lakritze und Zimt sind notiert, überhaupt allerlei Gewürze. Aber alles kommt maßvoll und fast geschmeidig daher. Dieser Cannonau ist im Gambero Rosso mit einem Glas  gewürdigt. Zurecht, denn er ist ein feiner Essenbegleiter und auch solo ein guter Freund.

Das Menü – die Vorspeisen

Das Pane Carasau bildet den Auftakt. Pane Carasau ist ein traditionelles dünnes und knuspriges Fladenbrot, das aus Hartweizengrieß hergestellt wird. Bestrichen mit Olivenöl oder Pesto sind die „Häppchen“ echte Appetizer.
Danach wird es famos – das Pulpo-Carpaccio ist ein Hammer. Die wurstartige Rolle mit dem Oktopus lag zuvor 10 Minuten im Gefrierfach. Davon werden dünne Scheiben abgeschnitten, diese mit Zitronensaft, Olivenöl und etwas Pfeffer beträufelt. Fantastisch!
Nächster Gang: Fregola mit Artischocken und Bottarga. Es werden nur die Herzen der Artischocken verwendet. Diese zunächst ins Wasser mit Zitrone einlegen, dann anbraten und zu Fregola geben. Die Fregola wird wie Pasta gekocht. Bottarga ist getrockneter Fischrogen, der vor dem Servieren  über die Fregola gestreut wird. Sehr gut!
Zu den Vorspeisen und der Fregola gibt’s den Vermentino.

Das Menü – Malloreddus und mehr

Nun das Gerichtet dem herrlichen Namen Malloreddus alla campidanese. Malloreddus  sind eine Art sardischen Gnocchi. Es braucht noch Salsiccia (im Idealfall frische sardische Wurst, ersatzweise magere grobe Bratwurst) und Dosen-Tomaten (im Idealfall aus Sardinien) plus die üblichen Zutaten für das Soffitto. Wenn das gold wird, erst die Tomaten zugeben und nach einigen Minuten die Salsiccia in Stücke dazu legen. Parallel die Malloreddus im Wasser kochen. Wenn sie al dente sind, in die Pfanne tun. Hier ein gutes Rezept für Malloreddus alla campidanese.
Der Cannonau passt dazu perfekt.
Finale schließlich mit Käse aus Sardinien plus sardischem Gebäck. Dazu dann kein Wein sondern Mirto, sardischer Likör aus Myrthenbeeren. Ein Klassiker wohl -mir zu süß.
Alles in allem eine fantastische kulinarische Reise durch Sardinien.

Bemerkenswerte Weißweine aus Sardinien 

Vermentino „Don Giovanni“ – Cantina di Mogoro.  Ananas, Zitrusfrüchte, leicht salzige Note – kein Wein für ein schnelles Date. Möchte ganz lang im Gaumen präsent bleiben.
„Oro Dry“ – Viticoltori Romangia. Eine Cuvée aus  70% Muskat und 30% Vermentino. In der Nase Muskat, Salbei, gelbe Blüten. Mit seinen 13,5% Alkohol ein passabler Bräutigam zu fetten Speisen, etwa Räucherlachs oder Aal.
Vermentino di Gallura Superiore – Tanca Raina. Ein Spitzenwein, im Geschmack leichte Schärfe, leicht salzig. Dieser Wein hat vor nichts Angst!
Semidano „Puisteris“ – Cantina di Mogoro. 100% der autochthonen Rebsorte Semidano. Notiert: Küchenkräuter, wilde Minze, zu Beginn etwas Schärfe. Alles nicht alltäglich. 

Bemerkenswerte Rotweine aus Sardinien 

Cannonau di Sardegna „Thurcalesu“ – Cantina Berritta.  Cannonau anders interpretiert: sehr füllig, sehr kräftig,  elegante Tannine, spürbare aber angenehme Schärfe. Der probierte 2018er braucht noch lange…
Cannonau di Sardegna  „Fudóra“ – Pranu Tuvara.  So ungewöhnliche wie interessante Nase: Kräuter, Laub, Humus, Muttererde. Und ein ganz laaaaanges Finale.
Cannonau di Sardegna – Vike Vike.  Chinarinde? Tannine sehr präsent, voll und üppig, in ein paar Jahren  Jahren richtig stark
Bovale „Tiernu“  -Cantina di Mogoro. Bovale ist eine autochthone rote Rebsorte, gibt’s nur auf Sardinien. Großartig, reife Zwetschgen, rote Kirschmarmelade, feuchter Waldboden – das Mittelmeer im Glas. 
„Roccia“ – Viticoltori Romangia.  Eine Cuvée verschiedener autochthoner Rebsorten, mehr Sardinien geht nicht. Sehr edel, sehr elegant, im Geschmack Veilchen, Rosen, Nelken… 

Sardinien-Tasting


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