Wie in den letzten Jahren üblich gibt es auch 2021 Weinnachten. Die Wortschöpfung ist eine hübsche Marketing-Idee – es geht um Weine, die an den bevorstehenden Weihnachtsfeiertagen entkorkt werden. Wie gehabt haben diese Weine im abgelaufenen Jahr eine eigene Geschichte geschrieben. Dass diese Weine auch qualitativ weit oben stehen, versteht sich von selbst.
Das wird Weinnachten 2021 getrunken:

Riesling Alte Reben 2020, Weingut Römerhof, Mosel

Der Besuch bei Franz-Peter Schmitz und seinem Sohn Daniel im Weingut Römerhof in Riol an der Mosel hat die Sinne geschärft für saubere, schnörkellose Rieslinge mit Charakter. Der 2020er Riesling Alte Reben vom Römerhof ist ein Musterbeispiel. Die Reben vom Mehringer Zellerberg sind 75 Jahre alt, die Trauben von Hand gelesen und spontan vergoren. Das Ergebnis ist ein sauberer  schnörkelloser Riesling: feine Frucht, angenehme Säure, charmanter Körper. So darf es sein. „Die Tiefe der Alten Reben ist gut transportiert“ hieß es treffend in einem Magazin. Riesling steht jedes Jahr auf der Karte zu Weinnachten. Warum wohl?

Riesling Bergstern 2012, Weingut Böhme, Saale-Unstrut 

Erinnere mich gerne an einen Besuch des elsässischen Winzers Gustav Lorentz von vor fast 30 Jahren. „Es gibt nichts schöneres, als nach einem Winterspaziergang, wenn es richtig schön kalt ist, einen Riesling zu trinken“, schwärmte er damals. Danach oft genug praktiziert – der Mann hat so was von recht. Nun soll es ja in den nächsten Tagen knackig kalt werden (hoffentlich!). Da wird nach der Winter-Wanderung ein Riesling entkorkt: der 2012er Riesling Bergstern vom Weingut Böhme, eine großartige Auslese. Bergstern ist der Premiumwein von Klaus Böhme aus Kirchscheidungen an der Unstrut, dessen Weine seit Jahren einen festen Platz in meinem Keller haben. Den Bergstern habe ich zuletzt 2020 getrunken. Da hatte er eine schöne Frische und eine genau so schöne Säure. Ein 2012er! Obwohl nicht im Holzfass gereift war der Wein topfit, erwachsen, von opulenter Präsenz. Freue mich auf die Wanderung. 

Gewürztraminer Nussbaumer 2017, Kellerei Tramin, Südtirol

Den gibt’s zum traditionellen Gänsebraten. Trotz mehrerer Experimente und diverser Empfehlungen für Rotwein zum Weihnachtsessen bleibe ich dabei: Weißwein ist perfekt. Ideal sind Gewürztraminer oder im Barrique gereifter Chardonnay bzw. Grauburgunder. Diesmal soll es wieder ein Gewürztraminer sein. Der 2017er Nussbaumer von der Kellerei Tramin in Südtirol hat nicht nur Kultstatus sondern ist auch mit drei Gläsern im Weinführer Gambero Rosso gewürdigt.  Die „Tre bicchieri“ sind die Höchstwertung. Der Gambero urteilt so: „Wieder holt sich der Gewürztraminer Nussbaumer den Applaus. In der Version 2017 zügelt er die üppige Wucht durch Hauch von rarer Eleganz.“ Kann da was schiefgehen? Denke nicht.  

Malbec 2015, Pyros Wines, Argentinien 

Eine großartiges Argentinien-Tasting mit dem britischen Sommelier Phil Crozier im Mai diesen Jahres hat das größte Weinland Südamerikas voll in den Fokus gerückt. Schwer beeindruckt hat mich der Pyros Single Vineyard Block No.4 Malbec 2015. Dabei kommt der Malbec aus einer unwirtlichen Gegend: 1400 m Höhe, nur 150 mm Niederschlag in Jahr (und das im Winter als Schnee), karger, armer Boden. Gar nicht arm präsentierte sich der Wein, der erst 18 Monate in Eichenholzfässern und dann ein Jahr in der Flasche  gereift ist. Ein toller Vertreter der argentinischen Paradesorte Malbec. Schon beim Casting im Mai war klar: Die zweite Flasche Pyros wird Weinnachten „geköpft“. 

Gigondas, Domaine Raspail-Ay, Rhône  

Ein guter Bekannter, der sich bei der Präsentation anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der AOC Gigondas nachdrücklich in Erinnerung gebracht hat: Domaine Raspail-Ay in Gigondas. Von der ersten Bekanntschaft im Juli 2002 in der Maison de Vin in Gigondas bis in die Gegenwart im heimischen Domizil ein treuer Begleiter und immer ein Genuss. Diese herrlichen Beeren-Aromen, die schöne Balance aus Power und  Eleganz, Kakao, Tabak, und vor allem eine ewige Präsenz im Gaumen. Ein kraftvoller, gut strukturierter Wein (70% Grenache, 25% Syrah, 5% Mourvèdre)  bar jeder Übertreibung. Er hat  schon oft Freude bereitet – und wird das Weinnachten 2021 sicher wieder tun.  

Prosecco Bottega Gold, Sandro Bottega, Veneto

Etwas Sprudliges muss auch sein. Bin mal wieder auf Prosecco gekommen, denn da steht noch eine Flasche Prosecco Gold von Sandro Bottega im Keller. Der hat mir schon einmal gut gefallen. Ein Schmeichler für den Gaumen, rund, harmonisch, elegant, die Säure passt. Und dann ist ja noch die goldene Flasche. Gold! Die macht natürlich Eindruck. Überlege nur noch, ob der Prosecco als Aperitif oder einfach mal so am Nachmittag enkorkt wird. Kommt darauf an, wann mal richtig Eindruck machen nötig ist …


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