Die frostigen Temperaturen während der Feiertage haben den Winzern im Deutschland ein süßes Weihnachtsgeschenk beschert: Eiswein-Lese war möglich. Das ist nicht jedes Jahr so, zuletzt immer seltener. Doch kurz vor und während der Feiertage war es wieder mal soweit: In fast allen deutschen Anbaugebieten war es kalt genug.

Eiswein aus dem Paradies  

Als erster Betrieb in diesem Winter in Deutschland konnte das Weingut Korrell Johanneshof in Bad Kreuznach an der Nahe Eiswein lesen. Winzer Martin Korrell hat Riesling-Trauben mit seinen Helfern in der Lage Bad Kreuznacher Paradies bei -8 Grad eingeholt.
Ebenfalls aus einer Lage mit dem herrlichen Namen Paradies wurden in Sachsen Trauben für Eiswein gelesen. Die Winzer von Schloss Wackerbarth konnten dort erstmals seit 2012 auf einer Fläche von 0,25 Hektar wieder Eiswein lesen. In den frühen Morgenstunden des 2. Weihnachtsfeiertags wurden bei -12 Grad Celsius in 30 Rebzeilen die gefrorenen Trauben von rund 1000 Riesling-Reben gelesen. Beim schonenden Pressen der Trauben konnte ein extraktreicher Most mit 207° Oechsle gewonnen werden. Vom 2021er Riesling-Eiswein aus dem Paradies soll es rund 250 Flaschen geben.

Winzerin Josefine Büttner und ein Helfer bei der Eisweinlese in Radebeul. Fotos (2): Arvid Müller

Eiswein-Lese an der Unstrut

Als in der Nacht zum 2. Weihnachtsfeiertag an der Unstrut das Thermometer auf -10 Grad fiel aktivierte auch die Winzervereinigung Freyburg-Unstrut ihren Eiswein-Rundruf. Ein Dutzend Helfer folgte dem Ruf, um am Müncherodaer Himmelreich in den Weinberg zu gehen. Nach einer guten Stunde waren die letzten tiefgefrorenen Beeren von vier Reihen Riesling gelesen. In der Kelter wurden den etwa 400 Kilogramm Tiefkühl-Trauben dann 110 Liter hochsüßen Mosts abgerungen. „Der Aufwand hat sich gelohnt“, kommentiert der Geschäftsführer der Winzervereinigung, Hans Albrecht Zieger den winterlichen Sondereinsatz, nachdem zwei Stunden später auf der elektronische „Zuckerwaage“ die Stunde der Wahrheit geschlagen hat: „Die Anzeige kletterte auf stolze 193° Oechsle. Ein Wert, der schon lange nicht mehr erreicht werden konnte.“

Frost in ganz Deutschland 

Aus nahezu allen deutschen Anbaugebieten gingen Meldungen über Eiswein-Lese an den Feiertagen ein. An der Mosel wurde unter anderem in Erden vom Weingut Dr. Hermann Eiswein gelesen (Lagen: Erdener Herrenberg und Lösnicher Försterlay). Auch in Leiwen (Weingut Alexander Loersch und Weingut Werner) sowie in Longuich (Weingut Jung) konnte gefrorenes Lesegut eingebracht werden.
In Franken freuten sich das Weingut Meintzinger in Frickenhausen sowie der Sommeracher Winzerkeller  über die erfolgreiche Lese der gefrorenen Eiswein-Trauben: Bei -8 Grad Celsius konnten Trauben mit einem Mostgewicht von 148° Oechsle – insgesamt rund 200 Liter – gelesen werden. Den letzten Eiswein konnte das Weingut 2016 einbringen.
Auch in der Pfalz war es kalt genug. Neben anderen Betrieben brachte das Weingut Fitz-Ritter sowie das Weingut Hahnmühle gefrorenes Lesegut für  Eiswein ein. Im Rheingau punktete das Weingut Allendorf. Die Fellbacher Weingärtner Württembergs konnten bei -10 Grad Celsius Eiswein lesen. Ergebnis in diesem Winter: 137° Oechsle.

Gefrorene Traube – Basis für Eiswein. Foto: DWI

Über Eiswein

Für die Herstellung von Eiswein werden überreife, gefrorene Trauben gelesen. Sie müssen ein einem Mindest-Mostgewicht von 125° Oechsle haben. Die Lese muss bei einer Temperatur von mindestens -7 °C erfolgen. Die Trauben müssen gefroren gepresst werden. Das in den Beeren enthaltene Wasser kristallisiert bei Minusgraden aus. Nur der in den Trauben enthaltene Zucker bindet nicht kristallisiertes Wasser sowie die enthaltenen Fruchtsäuren. Die Kälte sorgt so für einen sehr konzentrierten Saft mit intensiven Aromen. Für die Weingüter ist Eiswein immer mit Risiko und hohem körperlichem Einsatz bei eisiger Kälte verbunden. Wird es nicht kalt genug, bedeutet das für den Winzer einen Totalverlust.


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