Klaus Böhme

Das Weingut Klaus Böhme in Kirchscheidungen (Saale-Unstrut) ist seit Jahren eine Bank im Gebiet. Der Winzer gilt als Weißburgunder-Spezialist, überzeugt seit Jahren mit gleichbleibend guter Qualität. Wieder mal ein Besuch bei Klaus Böhme vor Ort. Fescher Gutedel (der 19er noch knackiger als der 18er!), tolle Weißburgunder, feine Auslesen, solider Frühburgunder – dachte doch ernsthaft, da kann mich nicht mehr viel überraschen. Musste jedoch einsehen: Irrtum. Dazu gleich mehr.  

In den Top 20 der Weißburgunder

Zuerst die taufrische Nachricht: Bei der Weißburgunder Trophy 2020 des Weinmagazins Falstaff schaffte es der „Bergstern Weißburgunder  Dorndorfer Rappental 2018“ von Klaus Böhme in die Top 20. Als einziger Weißburgunder von Saale-Unstrut! Toller Erfolg. Verkoster Ulrich Sautter beschreibt den Wein so: „Kräuter und reife Gelbfrucht, Burgunderbeeren, sehr klar und sehr intensiv, aber auch mit schöner Frische. Im Ansatz eine Spur von Süße, großes Volumen, auf die reife, jedoch nicht überreife Frucht fokussiert, hat bei aller Kraft und Wucht auch Spannkraft, die pure Frucht bleibt lange am Gaumen. Der Sortentyp an seinem Maximum.“ Maximum heißt – mehr geht nicht.
Was diesen Wein betrifft, ist dem nicht viel hinzuzufügen. Ansonsten aber doch einiges.  

Weißwein im Holz

Denn der Weißburgunder Bergstern – die Marke Bergstern ist seit 2011 das Flaggschiff der Böhmeschen Weine – ist beileibe nicht der einzige Wein, der überzeugt. Da ist der ein Jahr im neuen Holzfass gereifte 2018er Weißburgunder.  Hat weniger als 2 Gramm Restzucker, Chapeau! Weißwein im Holz ist nicht einfach, große Frage: Hat der Wein die Kraft, dem Holz zu widerstehen? Er hat. Klar, das Holz ist noch präsent, auch wenn die Nase schon erstaunlich rund ist. Aber dieser Wein präsentiert sich schön schmotzig, buttrig. Natürlich ist er noch ein Kind im Glas. Aber ganz klar, das kann was Großes werden. 

Noch ein Bergstern

Der Bergstern Riesling Auslese Dorndorfer Rappental 2012 ist der flüssige Beweis, dass Klaus Böhme nicht nur Weißburgunder kann. Er hat eine schöne Frische und genau so schöne Säure. Er ist spitz und rund zugleich, was wirklich ein Kunststück ist. Wir reden über einen 2012er! Obwohl nicht im Hofass gereift ist der Wein topfit, erwachsen, von opulenter Präsenz. „Ich möchte zeigen, was an Konzentration möglich ist“, sagt Klaus Böhme. Da ist erstaunlich viel möglich. 

Wie jetzt, Veitstanz?

Nun aber zur Überraschung. Klaus Böhme schenkt einen „Veitstanz 5.0, Veitsgrube 2018“ ein. Ein Rotwein. Bin baff. Diese Aromen, Vanille, Tabak, diese Kraft, diese robuste Eleganz – hätte den Wein nie und nimmer ins nördlichste Anbaugebiet Deutschlands verortet. Kein Blockbuster, kein Weichgespülter, kein Allerweltswein, schon was Besonderes. Veitstanz ist eine Cuvee aus Portugieser, Frühburgunder sowie den Piwi-Sorten Pinotin und Cabernet Noir. 5.0 steht für fünften Jahrgang dieses Weins. Gereift ist er in 600 Liter Fässern. Die stehen im Holzfasskeller auf Bohlen, es musste extra die Expertise eines Statikers bemüht werden. 

Böse Geister und so

Bliebe noch der Name Veitstanz. Da wird es leicht kompliziert. Die roten Reben stehen in der Lage Burgscheidunger Veitsgrube, die Bezeichnung stammt aus dem Mittelalter. Der Veitstanz wiederum ist ein Brauch aus dem Mittelalter – soll zur Sommersonnenwende böse Geister vertreiben. Ob das mit dem Wein funktioniert, muss sich zeigen. Zuerst muss erst einmal Skepsis vertreiben. Behauptet doch ein Freund, in Deutschland gebe es keine vernünftigen Rotweine. Der bekommt jetzt in einer Blindprobe den Veitstanz.  


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