Riesenthema – Wein und Gesundheit. Fast wöchentlich kommen Ergebnisse neuer Studien auf den Markt. Die einen schwören auf die positiven Wirkungen MODERATEN Weinkonsums. Andere verteufeln den Wein wegen des Teufels Alkohol grundsätzlich. Es wird mehr und mehr zum Glaubenskrieg.

Bin grundsätzlich von positiven Wirkungen des Weins überzeugt, maße mir aber kein Urteil an. Ich sammle Material zum Thema. Im folgenden einige Meldungen und Nachrichten der letzten Monate. Kernfrage: Wie gesund ist Wein?

Pro und Kontra in der „Zeit“

Die Wochenzeitschrift „Die Zeit“ widmete sich unlängst ausführlich dem Thema. Zu Wort kamen drei Wissenschaftler: Der Gesundheitsforscher Ulrich John antwortete auf die Frage, wie viel Alkohol man trinken darf: „Am besten gar nichts. Dann sind Sie auf der sicheren Seite.“ Auch mit dem Glauben, ein Gläschen Rotwein sei gut fürs Herz, räumt der Gesundheitsforscher auf: „Diese Empfehlung beruhte auf mangelhaften Studien.“

Die Statistikerin Angela Wood von der Universität Cambridge hat eine der beiden Alkohol-Studien verfasst, die im vergangenen Jahr viel Aufsehen erregten.  Auf die Frage, wie viel trinken darf, antwortet sie: „Wenn Sie mehr als 100 Gramm Reinalkohol pro Woche trinken, steigt das Risiko, früher zu sterben.“ Wie stark steigt es? „Wenn Sie 40 Jahre alt sind und statt 100 Gramm pro Woche das Doppelte trinken, sterben Sie ein halbes Jahr früher. Im Durchschnitt natürlich!“

Der Risikoforscher David Spiegelhalter ist in Winton Professor of the Public Understanding of Risk. Auch an ihn die Frage, wie viel darf ich trinken? „Die britischen Empfehlungen sind vernünftig: 14 Einheiten in der Woche, das sind 112 Gramm reiner Alkohol. Das ist mit einem geringen Risiko verbundenDas sind ungefähr zehn kleine Gläser Wein oder Bier.“ Dann macht der Professor noch eine interessante Rechnung auf:  „Von 100.000 Menschen, die jeden Tag ein alkoholisches Getränk trinken, bekommen 918 innerhalb eines Jahres ein Gesundheitsproblem, das mit Alkohol verbunden sein kann. Und von 100.000 Menschen, die gar nichts trinken, bekommen 914 so ein Problem. Ein Glas pro Tag macht also vier Probleme mehr bei 100.000 Leuten. Das nenne ich mal ein niedriges Risiko.“

Rotwein ersetzt Sport?

 Ein kanadisches Forscherteam der University of Alberta hat herausgefunden, dass Rotwein das Herz-Kreislauf-System verbessert, die Gehirnaktivität steigert und die Knochen stärkt. In einigen Bereichen soll dies den gleichen Effekt haben wie intensives Sporttraining.  Den Wissenschaftlern gelang es, im Wein sogenannte Resveratrol-Verbindungen nachzuweisen. Diese Substanz aktiviert den Schutzmechanismus in den Zellen und stärkt zudem die körperliche Verfassung, die Funktion des Herzens und die Muskelstärke. Somit wirkt es auf die gleiche Art und Weise, wie der Sport es tut. Dass das Resveratrol beim Abnehmen hilft, hat auch eine Studie der Washington State University erwiesen. Offenbar wandelt diese Substanz das vorhandene Fettgewebe im Körper so um, dass es danach leichter abgebaut werden kann. Zudem soll Resveratrol auch lebensverlängernd wirken, Diabetes vorbeugen und Krebszellen abtöten.

2,8 Millionen Todesfälle?

In der Zeitschrift The Lancet („die Lanzette“) – eine der ältesten medizinischen Fachzeitschriften der Welt – wurde eine Studie zu den gesundheitlichen Risiken des Alkoholkonsums veröffentlicht. Ergebnis jener Studie ist, dass die gesundheitlichen Risiken die gesundheitlichen Vorteile eines moderaten Alkohol-Konsums überwiegen. Die Studie ist eine Zusammenfassung  aus 694 Datenquellen und 592 Studien in 195 Ländern zwischen 1990 und 2016. Unter anderem heißt es, dass im 2016 2,8 Millionen Todesfälle weltweit (4,85%) alkoholbedingt waren. Am Ende steht die Forderung, dass der Alkoholkonsum von den Gesetzgebern reguliert werden soll. Umgehend hat der Wissenschaftliche Beirat der DWA dazu eine Stellungnahme verfasst. Die zeigt unter anderem gravierende Schwächen und Fehler der Studie auf. 

 Was ist mit Allergien?

Eine Untersuchung des Instituts für Molekulare Biophysik der Universität Mainz zum Thema wurde im Deutschen Ärzteblatt veröffentlich. Mit einer Fragebogenerhebung wollten die Forscher feststellen, wie viele Menschen von einer Weinunverträglichkeit betroffen sind. 948 Fragebögen wurden ausgewertet – und 7,2 Prozent der Befragten berichteten von Unverträglichkeit oder allergischen Reaktionen. Symptome sind unter anderem Hautrötungen, Durchfall, Erbrechen oder Herzrasen.  Was diese Symptome auslöst, darüber konnten die Forscher nach dieser Erhebung nur spekulieren. Denn Wein ist ein Cocktail aus vielen Substanzen, darunter auch viele, die zu Allergien und Unverträglichkeiten führen können. Rotwein schien zu heftigeren Reaktionen zu führen als Weißwein.  

Wein beugt Alzheimer vor?

Bei einer Studie im Mount-Sinai-Spital in New York wurden Ratten erfolgreich mit Polyphenolen aus Rotwein gegen Alzheimer behandelt. Weiterführende Ergebnisse sind noch nicht bekannt.

Leben Weintrinker länger?

Da streiten sich die Wissenschaftler. 40 Jahre lang beobachteten niederländische Forscher die Trinkgewohnheiten von 1400 Männern. Die Teilnehmer der Studie waren zwischen 40 und 60 Jahre alt und wurden in mehrjährigen Abständen untersucht. Dabei prüften die Forscher neben den Trinkgewohnheiten der Männer auch deren Ernährung, Gewichtsveränderung und Rauchverhalten. In diesem langen Untersuchungszeitraum wurde der Nachweis erbracht, dass der Genuss von täglich ein bis zwei Gläsern Alkohol nicht nur vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützt, sondern auch das Leben verlängert. Während Alkohol generell die Lebenszeit gegenüber den Abstinenzlern um 1,6 Jahre verlängerte, lebten die Weintrinker im speziellen 3,8 Jahre mehr. US-Wissenschaftler der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore melden jedoch Zweifel gegen diese Vermutung an. Eine durchgeführte Langzeitstudie mit knapp 800 älteren Menschen habe die positiven Effekte des Weins nicht nachweisen können.  

Macht Wein intelligenter?

Laut einer Studie der Uni Kopenhagen steigt mit dem Intelligenzquotienten auch die Wahrscheinlichkeit einen Weintrinker vor sich zu haben. Nach einer Langzeitstudie des Londoner University College wurden 10000 britische Beamten über mehrere Jahre Intelligenztests unterzogen. Die besten Ergebnisse erzielten diejenigen, die pro Tage ine halbe Flasche Wein tranken. Die Forscher erklären sich dieses Phänomen damit, dass der Wein den Blutfluss im Gehirn erhöht, woraus letztendlich die bessere Denkfähigkeit resultieren könnte.

Beugt Wein Depressionen vor?

Im Rahmen einer Studie über mediterrane Ernährung und den Einfluss auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit, fanden spanische Forscher heraus, dass 5 bis 15 g Alkohol täglich, ein um 28 Prozent geringeres Risiko mit sich bringen, depressiv zu werden. In der siebenjährigen Beobachtung von 5505 Teilnehmern hatten diejenigen ein höheres Risiko an Depressionen zu erkranken, die keinen Alkohol tranken oder nur in vernünftigen Mengen konsumierten. Da es sich um eine spanische Studie handelte, wurde in erster Linie Wein getrunken. Als Nebeneffekt ermöglichte die Studie den Wissenschaftlern, gezielt die Auswirkungen des Weins auf die psychische Gesundheit zu erforschen. Wer zu Beginn regelmäßig zwei bis sieben Gläser Wein pro Woche trank, hatte ein um 32 Prozent verringertes Risiko – verglichen mit den Anti-Alkoholikern. Die Analyse der wiederholten Befragungen ergab auch eine Verstärkung des Effektes: Wer im gesamten Studienverlauf zwei bis sieben Gläser Wein pro Woche trank, wies ein um 43 Prozent verringertes Risiko für Depressionen auf.

Was raten Experten?

 Ernährungswissenschaftler empfehlen ein moderates Glas am Tag im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung. Trinkt man mehr, hebt der Alkohol die positive Wirkung aber wieder auf. Empfohlen wird für Männer maximal 20 g Alkohol pro Tag (0,25 ml Wein). Für Frauen nur die Hälfte.

Schlusssatz noch einmal  Professor Spiegelhalter: „Es gibt Dinge, die sollte man definitiv nicht tun. Motorrad fahren ohne Helm zum Beispiel oder Alkohol in großen Mengen trinken..“

Kategorien: AllgemeinBlogWein

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