Zuletzt wurde auf dem Blog über die 2018er Jungweine von Saale-Unstrut berichtet, die Wein-Babys. In einer überaus spannenden Verkostung waren nun die Senioren dran: Reife Weine von Saale-Unstrut aus den Jahrgängen 2003 bis 2007.

Zu reif?

Über dem Sechser-Gremium schwebten viele Fragen: Sind die Weine überhaupt noch trinkbar? Sind sie zu reif? Zu blass? Oder ganz hinüber, was bei einem über 15 Jahre alten Müller-Thurgau absolut kein Wunder wäre. Die Antworten haben uns doch überrascht.

Überraschungen

Überraschung 1: Kein Wein war verdorben und nicht mehr trinkbar. War so nicht erwartet worden. Dass nicht alle Weine noch größten Genuss boten, war freilich klar.
Überraschung 2: Einige Tropfen waren großartig – wir haben offenbar den ideale Zeitpunkt erwischt. Zum Beispiel: Der 2007er Riesling feinherb von Gussek. Die 2005er Traminer Spätlese von Pawis. Die 2007er Traminer Spätlese von Böhme. Eine Kerner Auslese 2006 von Gussek.  Bestform nach über 10 Jahren? Hätte auch keiner gedacht. Wer sowas noch im Keller hat: JETZT trinken, perfekt.
Überraschung 3: Dem einzigen Rotwein im Feld, T&M 2004 von Böhme und Töchter, wurde viel zugetraut, weil im Barrique gereift. Der Wein hat mir vor 10 Jahren richtig gut gefallen und auch beim letzten Test vor 7 Jahren noch Potenzial verraten. Doch jetzt war der Wein eine Enttäuschung. Bester Zeitpunkt verpasst. 

Die probierten Weine

Müller Thurgau QbA 2003, Weingut Pawis – Durchaus noch trinkbar, aber mit wenig Genuss. Nicht mehr als Müller Thurgau erkennbar.
Riesling QbA feinherb 2007, Winzerhof Gussek – Dunkelgelb, riecht nicht mehr wirklich gut, schmeckt aber umso besser. Schöner Firn, schöne Restsüße, Honig; groß.
Riesling Kabinett Großjenaer Blütengrund 2003, Weingut Pawis – Goldfarben, Zitrus pur, keine Frucht mehr, viel Firn. Etwas für Liebhbaber firniger Weine.
Riesling Spätlese 2004, Weingut Pawis – Dunkles orange, Nase okay, bricht aber ganz schnell weg. Aprikose, Akazie und ein paar weniger appetitliche Assoziationen.
Weißer Burgunder Kabinett 2005, Weingut Pawis – Hellbraun, rostfarben, ist sichtbar oxidiert. Nase aber besser. Trocken, nach Bratapfel, gekochten Früchten, interessanter Bitterton. Aber irgendwas fehlt.
Weißburgunder Spätlese Kaatschener Dachsberg 2007, Winzerhof Gussek – Farbe tolles Gold, schöne Süße, leichter, schmeichelhafter Firn.  Schöner Wein beim Schwelgen von guten alten Zeiten.
Weißburgunder Spätlese Dorndorfer Rappental 2003, Weingut Böhme – Dunkles Gelb, Böckser? Sind uns uneinig. Eher schwierig, nicht mehr der große Genuss.
Traminer Spätlese Freyburger Edelacker 2005, Weingut Pawis – Bernstein-, Whisky-Farbe, fast wie ein Tokajer. Viel Würde, reif, schöner Firn. Fertig, voll da, großes Trinkvergnügen.
Traminer Spätlese Dorndorfer Rappental 2007, Weingut Böhme Wirkt gar nicht alt, hat im Gegenteil eine erstaunliche Frische. Und auch schöne Süße. Eigentlich rund, allerdings für manche ein bisschen langweilig.
Kerner Auslese 90-60-90 2006, Winzerhof Gussek – Topfit! Barock im Glas, feine Frische, tolles Tröpfchen, großartig. Besser als beim letzten Test vor 5 Jahren.
T & M 2004, Böhme und Töchter Einer der ersten Cabernet Dorsa/Cabernet Dorio-Cuvée aus dem Hause Böhme/Gleina. Gereift im Barrique. Jetzt eine Enttäuschung. Nicht mehr ganz rund, nicht mehr schön, nicht lebendig, aber auch noch nicht tot.


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