Genossenschaften sind das Rückgrat der Weinwirtschaft. Der größte Teil der Weltweinproduktion kommt von Genossenschaften. Es gibt sie in fast jedem Land und in allen Spielarten. Große und kleine, solche mit tollen Qualitäten, andere mit Massenware.
Habe in letzter Zeit einige Weine von Genossenschaften getrunken – alle von ganz und gar unterschiedlichem Charakter. Aber jede mit ganz eigenem.

Badischer Winzerkeller

„Wir bringen Sonne ins Glas“, lautet das Versprechen der Badener seit mehr als 60 Jahren. Der Badische Winzerkeller  gehört mit rund 1708 Hektar aus neun Anbaugebieten Badens zu einer der großen Erzeugergemeinschaften Deutschlands. Rund 4000 Winzer produzieren pro Jahr über 500 Weine.

Nun, mit der Sonne im Glas ist das so eine Sache – Werbesprech halt. Die gekosteten Weine der Linie „Echt Baden“ erfüllen den Standard Terrassenwein – unkompliziert, frisch, nett nachmittags an heißen Sommertagen. Gilt vor allem für die „Baden trocken“-Weine. Der Grauburgunder hat eine schöne, markante Würze, einfach, aber sauber gemacht. Der Spätburgunder kommt sehr gefällig daher, fruchtig, kirschig, in jedem Fall unkompliziert. Bei „Baden fruchtig“, der Name lässt es ahnen, ist Süße im Spiel. Der Rotling macht Hitze erträglich! Hat seine Fans.  

Winzervereinigung Freyburg 

Mit rund 400 Mitgliedern, die etwa 400 Hektar bewirtschaften, ist die Winzervereinigung Freyburg der Platzhirsch an Saale-Unstrut. Jüngster Coup war der Kauf der vom sächsischen VdP-Gut Prinz zur Lippe bei Weimar angelegten Rebflächen. Die Weine waren schon unter dem Label „Weinhaus Weimar“ bemerkenswert. Die Freiburger Genossen knüpfen daran an und erklären die unter „Werkstück Weimar“ vermarkteten Weine zum Premiumbereich der Gesossenschaft. Auf 46 Hektar – sie gehören der Agrargenossenschaft Gleina – werden über 20 Rebsorten angebaut, 90.000 Flaschen im Jahr produziert. Es soll noch aufgerebt werden, Piwi-Sorten wie Sauvignon Gris, Muscaris, Cabernet Blanc sind „in Überlegung“.

Die Weine stehen qualitativ tatsächlich eine Stufe über den Standardweinen der Freyburger Winzervereinigung.  Muss den Müller-Thurgau loben, knackig, frisch, mit fruchtiger Nase und schöner Säure. Ein kleines Highlight ist der Sauvignon Blanc, unterm Prinzen schon angepflanzt und aufgefallen. Jetzt in bester Verfassung, mit exotischen Aromen, Ananas, einer nicht zu leugnenden Restsüße, die die Säure aber wieder wettmacht. Meine Nummer 1 vom Werkstück. Der Grauburgunder ist solide, wenn auch für meinen Geschmack zu üppig.  Erwähnt werden muss unbedingt noch der immer populärer werdende Frühburgunder, der mit seiner Fruchtigkeit (Pflaumensaft, Kirschkompott) und Leichtigkeit viele Anhänger hat. 

Cantina Terlan

In Sachen Qualität noch eine Stufe höher steht die Kellerei Terlan. Die wurde 1893 als eine der ersten Kellereigenossenschaften Südtirols gegründet. Damals setzten sich 24 Weinbauern das Ziel der gemeinsamen Produktion und Vermarktung. Heute gehört die Kellerei Terlan mit 160 Mitgliedern, einer Anbaufläche von 180 Hektar sowie einer Gesamtproduktion von 1,4 Millionen Flaschen zu den bedeutendsten Betrieben des Landes. Mancher hält sie für die beste Genossenschaft Südtirols.

Zwei Weine haben mir besonders gefallen. Der Weißburgunder ist einer wie aus dem Lehrbuch, mit dem Duft nach reifen Äpfeln und Birnen, ganz klassisch Weißburgunder. Einfach schön und eine sichere Wahl. Ungewöhnlich ist die lange Präsenz im Gaumen.
Schließlich der Lagrein von der Welt-Lage Gries bei Bozen. Bin als großer Fan dieser Rebsorte ins Schwärmen gekommen: intensive Aromen von Bitterschokolade und Veilchen  sind da, Pflaumen, überhaupt dunkle Früchte, dazu eine Spur Pfeffer. Facetten ohne Ende. Ein so schöner  wie charismatischer Wein. Ein Muss im Keller – für Lagrein-Freunde. 


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