Elisabeth Born hat 2017 das Weingut Born von ihrem Vater Günter Born übernommen, der nach 1990 einer der ersten privaten Weinbaubetriebe in Saale-Unstrut war. Elisabeth führt den Betrieb gemeinsam mit ihrem Partner Jochen, der bald Born heißt – im Juli wird geheiratet.  Ein Gespräch mit beiden.

Hat man als Tochter eines Winzers überhaupt eine andere Chance, als Winzerin zu werden?
Elisabeth: Das war nicht von vornherein klar. Mein Vater hat mich zwar schon sehr früh und sehr sanft in diese Richtung gedrückt. Er wollte schon sehr gerne, dass ich nach Geisenheim gehe und dort Weinbau studiere. Aber wenn ich andere Interessen gehabt hätte oder etwas ganz anderes hätte machen wollen, wäre das auch kein Problem gewesen. Mein Vater hätte es nicht verhindern können.

Wie war das als Kind, mussten Sie viel helfen im Betrieb?
Elisabeth: Ja, aber das war nicht ganz so schön. Es war oft so, dass niemand daheim war, wenn ich aus der Schule nach Hause kam. Meine Großeltern, inzwischen sind sie leider verstorben, haben den Vater sehr unterstützt. Deshalb bin ich nach der Schule ganz oft in den Weinberg gegangen oder gefahren, oft gab’s dann dort auch was zu essen. Und natürlich auch etwas zu tun, aber das musste ich nicht. Wenn ich Lust hatte, konnte ich mitmachen, leichte Sachen. Als ich dann etwas älter war, musste ich dann doch schon mal die Tanks sauber machen oder in die Tanks reinkrabbeln, weil ich eben noch so klein war. Da kam ich leichter wieder raus. Als Teenager kann man sich natürlich bessere Sachen vorstellen als Tanks saubermachen.

Jochen, kommen Sie auch aus einem Weinbaubetrieb?
Jochen: Ich bin klassischer Quereinsteiger, das hätte sonst wohl auch nicht so funktioniert. Wenn der Winzer einen Sohn hat und der Weinbau studiert, glaube ich, dann ist die Zukunft mehr als vorbestimmt.

Wie sind Sie dann auf das Winzer-Studium gekommen?
Jochen: Reines Interesse. Und es hat funktioniert. Und es hat auch Spaß gemacht. Ich habe in einem Betrieb gelernt, der mir gut gefallen hat: In Fellbach bei Stuttgart, beim Weingut Schnaitmann. Der Chef war in meinem Alter, jetzt so Mitte 30, aber das Verhältnis war einfach gut. Nicht wie ein alter Lehrmeister zu einem jungen Lehrling, sondern fast auf Augenhöhe. Das hat mir gut gefallen – und so bin ich dabei geblieben.

Elisabeth, am am 1. September 2017 haben Sie den Betrieb von Ihrem Vater übernommen. Wie war das so, gab es viele Konflikte?
Elisabeth: Im Endeffekt war es ja nur eine Unterschrift. Ich habe ja schon länger im Weingut mitgearbeitet und mein Vater hat sich in den letzten Jahren immer mehr rausgenommen. Von daher hat sich für mich so gar nicht so viel verändert. Klar, ich habe jetzt eine andere Verantwortung. Aber mein Vater macht ja auch noch mit.

Wo?
Elisabeth: In der Buchführung, im Verkauf. Und er nimmt die Telefongespräche an. Das ist ja auch sehr wichtig im Weingut, dass jemand da ist.

Gibt es viel Konfliktpotenzial?
Elisabeth: Eigentlich sehr wenig. Es gibt schon immer mal einen Konflikt, aber mein Vater ist da sehr kompromissbereit. Zuletzt hat er mich wegen dem Pink Pony gemaßregelt, er geht aus, ich hätte zu wenig gemacht. Dabei war er bestimmt kein großer Fan von dem Wein …  (lacht)

Wie schwer oder wie leicht ist es, wenn man von außerhalb in einen fest etablierten Winzerbetrieb kommt?
Jochen: Es war doch relativ einfach.
Elisabeth: Der Jochen wurde ein bisschen ins kalte Wasser geschmissen. Als er hierher gekommen ist, hatte ich mich entschieden, noch mal ein halbes Jahr nach Südafrika zu gehen. Und mein Vater ist genau in jenem Winter bei Glatteis auf dem Hof gestürzt, hatte sich dabei einen schwierigen Bruch im Ellbogen zugezogen. Er war im Krankenhaus und ich war nicht da. Da war der Jochen allein im Betrieb, musste sich reinfuchsen. Das ging auch ziemlich lange, einige Monate. Das hat er natürlich sehr gut gemacht: Als mein Vater aus dem Krankenhaus wiederkam stand der Betrieb noch.

Hat das geholfen bei der Anerkennung?
Jochen: Ich denke schon. Aber Günter war ja auch froh, dass Elisabeth vom Studium nicht allein zurückgekommen ist. Die andere Sache war, dass man als Wessi auf ein Dorf in den Osten kommt. Alle sagen natürlich, ich komme aus Stuttgart. Aber das stimmt nicht, ich komme aus einem Kaff hinter Stuttgart, was sehr klein ist. Daher war die Umstellung gar nicht so wild, denn Dorfer funktionieren überall gleich. Und ich hab mich ganz gut, wenn nicht sogar sehr gut hier eingelebt.

Gab es ein Schlüsselerlebnis in Sachen Wein?
Jochen: Den geilsten Rotwein, den ich je getrunken habe, den haben wir sogar zusammen getrunken. Den haben wir geschenkt bekommen. Aber das war nicht hier in Höhnstedt.

Erzählen Sie.
Jochen: Wir waren bei mir in der Heimat, waren da gut essen. Am Nachbartisch saß ein älteres Ehepaar und das hat sich eine Flasche Wein bestellt. Eine richtig teure Flasche. Wir saßen am Nachbartisch und kamen ins Gespräch. Und er fragte, ob wir beide den Wein mal probieren wollen, er wollte unsere Meinung hören.
Elisabeth: Die waren ganz überrascht, dass junge Leute sich so für Wein interessieren,  die fanden das ganz ungewöhnlich. So kamen wir ins Gespräch
Jochen: Der Wein war ein Vega Sicilia Unico, ein echt geiler Tropfen. Das war so ein Erlebnis wo wir gesagt haben: So muss Rotwein schmecken. Den Geschmack vergisst man sein Leben lang nicht.

Was wird im Alltag so entkorkt?
Elisabeth: Wir trinken querbeet. Mein Vater macht mit einem Freund jedes Jahr eine ausgiebige Weintour durch Frankreich, da bringt er ganz viel Wein mit. Gekauft wird direkt beim Winzer, Elsaß, Burgund, Languedoc – alles. Und dann hat mein Vater auch noch einem befreundeten Winzer in Österreich, mit dem tauschen wir auch ganz viel Wein. Also wird ganz oft ein Franzose geöffnet oder ein Österreicher. Aber eigentlich nur Rotweine. Wenn ich etwas Weißes trinke, dann immer aus Deutschland. Wir tauschen ganz viel Wein mit anderen Winzern.

Wann ist ein Wein ein guter Wein?
Jochen: Wenn die Flasche alle ist und man denkt: Oh, wir brauchen eine zweite

Manche Winzer lassen Weine mit Musikbegleitung reifen, andere setzen auf die Lese bei Vollmond. Praktizieren Sie selbst etwas Außergewöhnliches?
Elisabeth: Nein, das scheitert wohl daran, dass wir beide einen sehr unterschiedlichen Musikgeschmack haben.

Gibt es den idealen Wein?
Jochen: Den gibt es nicht. Es irrt der Mensch so lang er strebt. Man muss sich jedes Jahr neu ausprobieren und schauen, ob man einen guten hinkriegt.


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