Meine Erfahrungen mit Weinen aus Ost- und Südost-Asien waren bisher wenig erbaulich. Wein aus China, Indien oder Japan – Enttäuschungen bis Katastrophen.  Umso größer die Überraschung bei Wein aus Vietnam. Habe bei einer Tour durch Vietnam mehrere Weine probiert. Die meisten waren trinkbar, einige passabel, Reinfälle gab es auch. Alles auf jeden Fall spannend.

Đà Lạt in Südvietnam: Keine Rebflächen, aber Kellereien soll es geben.

Erst Franzosen, jetzt Australier 

Weinanbau in Vietnam wird im Süden um die 1600 Meter hoch gelegene Stadt Đà Lạt (Dalat) betrieben. Đà Lạt – wegen des milden Klimas auch „Stadt des ewigen Frühlings“ genannt – wurde Ende des 19. Jahrhunderts von Franzosen gegründet.  Die pflanzten natürlich sofort Reben. Nach dem Indochina-Krieg 1954 kam der Weinbau völlig zum erliegen. Mit Unterstützung australischer Experten gab es in den 1990-er Jahren einen Neustart. Die Weine werden vor allem aus der  Rebsorte Cardinal produziert, zunehmend werden aber auch internationale Rebsorten angebaut.  Aktuell beträgt die Rebfläche in Vietnam rund 2000 Hektar, bis 2020 allen es 2500 sein. 

Infos schwierig 

War drei Tage in und um Đà Lạt unterwegs und habe keine einzige Rebe gesehen. Die Rebflächen seien weit außerhalb, 50 bis 70 Kilometer südöstlich Richtung Meer, war zu erfahren. In Đà Lạt würde(n) sich nur die Kellerei(en?) befinden. Die zu besuchen sei nicht möglich, sagten sowohl ein lokaler Guide als auch die netten Damen vom lokalen Tourismusbüro. Die wollten (oder konnten) nicht mal mitteilen, wo sich die Winery(s) befindet(n). Und wie viele s wohl gibt.

Wein gibt’s (fast) überall 

Vietnam-Weine im Laden.

Die „Ladora Winery“ (Lebensmittelkonzern Ladofoods) ist der Platzhirsch. Habe wohl auch Weine anderer Hersteller getrunken, allerdings ist das Studium der Etiketten kompliziert.  Auch wenn die Produktionsmengen offenbar nicht groß sind – vietnamesischen Wein zu bekommen ist kaum ein Problem. Im Norden ist es etwas schwieriger. Im Süden aber gibt’s den Wein in Supermärkten und bei vielen Straßenhändlern, in Đà Lạt und Umgebung überall. Die Preise schwanken – zwischen 50000 Dong (knapp 2 Euro) für einfache Qualitäten bis 730000 Dong (27 Euro) für Spitzentropfen. Auch in einigen Restaurants steht der Wein auf der Karte (zum Ladenpreis!). In besseren Lokalen hat man jedoch wenig Vertrauen zu Wein aus Vietnam – da dominiert Chile, Australien, Südafrika und Frankreich. 

Vorsicht, Kleingedrucktes! 

Habe mich mangels Weingüter also auf den Märkten mit Wein eingedeckt. „Vang Dalat“ (in weiß und rot) heißt die Standard-Marke, alle im 3-Euro-Bereich. Der Weiße macht wenig, eigentlich keine Freude. Der Rote kommt so lala daher, brav, aber irgendwas ist komisch.  Im Kleintext auf der Rückseite (mit der Lupe erspäht) steht da: „Blended from Cardinal grapes and  Dalat’s Mulberry fruits.“ Also: Eine Cuvée der Rebsorte Cardinal und dem Saft von Maulbeeren. Scheint bei Wein aus Vietnam populär.  

Die Besseren

Aber es gibt auch reinsortige Weine, und die haben mir besser geschmeckt. Die „Premium“-Cuvée Syrah-Cardinal (6,80 €, DalatBeco) zum Beispiel. Doch auch hier macht das Kleingedruckte stutzig: Da steht zwar kein Jahrgang, dafür die Angabe des Konservierungsmittels E200. Ohne Konservierungsmittel und mit Jahrgang (2015) der reinsortige Cabernet Sauvignon von Chateau Dalat (8,50 €), durchaus solide.  Gilt auch für die Cabernet-Merlot-Cuvée „Extra“ von Chateau Dalat (14 €), passabler Standard.

Es geht auch weiß

Ein als „Excellence“ verkaufter Chardonnay (6,50 €) rettet die Ehre der Weißweine, auch wenn das Urteil exzellent sicher übertrieben ist. Okay trifft es eher. Immerhin war die Rebsorte erkennbar, die leichte Note von tropischen Früchten im Aroma hab ich als „regional  Footprint“ interpretiert, was ja jetzt sehr gefragt ist. Auf Beimischungen von Obstwein deutete nichts hin.
Zu den Preisen: Für uns klingen die normal, für einen Normalverdiener in Vietnam (Durchschnittseinkommen pro Monat 160 Euro/Stand 2016) sind die Weine extrem teuer. 

Ein Reinfall

Wollte zum Abschluss nochmal ganz lokal trinken und wähle einen mit nicht-englischsprachigem Etikett: „Dabeco – Vang ngot“. Als einzige englische Bezeichnung steht noch „High Quality Wine“ auf dem Label. Ein Reinfall, der Wein war süßlich, charakterlos, zum verkippen. Bin wieder in die Kleingedrucktes-Falle getappt. Habe die Rückseite übersetzen lassen    Wein von Maulbeeren.
Muss als Fazit zum Thema Wein aus Vietnam einem Blogger-Kollegen zustimmen: Es geht nicht um uns Europäer. Es geht um die Geschmäcker der Vietnamesen. Und für die Touristen und vielleicht die obere Mittelschicht im Land wird ein bisschen Cabernet, Merlot oder Chardonnay angebaut. Das funktioniert. 


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