Reife Franzosen? Initiator dieses Tastings war ein Freund aus Frankreich. Der zweifelte stark, dass Weine aus Bordeaux, Burgund und dem Südwesten nach 15, 20 Jahren immer noch mit Genuss trinkbar sind, so es keine Top-Gewächse sind. Also probieren, im Keller liegt da noch was… Unter anderem: Ein 13 Jahre alter St. Emilion Grand Cru, drei Bordeaux der Jahrgänge 2000, 1996 und 1994, ein Burgunder von 2000, ein 22 Jahre alter Madiran sowie ein restsüßer Jurancon von 2002.
Was war das für eine spannende Geschichte! Die sechs Tester aus drei Ländern kamen aus dem Stauen nicht mehr heraus. 

Erkenntnisse 

Keiner der Weine war umgekippt, alle noch genießbar. Manche so gar sehr.
Einige Weine wurden vor fünf Jahren schon einmal getestet. Höchst erstaunlich die zum Teil sehr unterschiedlichen Wahrnehmungen und Urteile damals und jetzt. Die Weine haben sich entwickelt!  Wir haben uns in fünf Jahren wieder verabredet.
Beim „Sieger“ gab es – wie so oft – mehrere Meinungen. Dreimal (auch bei mir) hatte der Chasse-Spleen von 1995 die Nase vorn, zweimal der süße Jurancon und einmal der Madiran von 1996. Alt schlägt jung!  

Verkostungsnotizen  

Chateau de Lascours 2005 St. Emilion Grand Cru, Bordeaux. Gebrannte Mandeln? Butter-Toffee, weich, sanft. Süßkirsche, Kakao, keine Tannine mehr, absolut fertig, rund. Aber wo ist der Kerl im Wein? 

Chateau Grand Puy Lacoste 2000, Bordeaux. Jagd, Wald, Pilze, Chlor, Beckenrand, Herbstlaub. Kleine Restspur Tannine, angenehm. Tabak, kalter Aschenbecher. Femininer Wein? Doch ein Kaminwein. Kalter Kaffee?!

Gevrey-Chambertin Labouré-Roi 2000, Burgund. Aschenbecher, Zigaretten, Geschmack Fleischsaft, Kunstleder, nasses Fell. Fleischig, blutig. Marderfell. Das ewige Unterholz im Burgund? Zu soft! 

Chateau Boucasse Madiran 1996, Südwesten.  In der Nase animalisch, Landleben, Stallgeruch. Geschmack ganz anders. Zum Cassoulet wieder ganz anders, nicht mehr animalisch. Dafür mehr Frucht, Himbeeren, Himbeerblätter, Vanille, Trockenpflaumen. Zwetschgenwassersud, das leicht gärt. Eine Herausforderung!

Chateau Chasse-Spleen 1995, Bordeaux. Komische Nase, schmeckt aber besser als er riecht. Absolut fertiger Wein, rund, harmonisch. Apfel, Apfelschale, Butterstreusel, Apfelkuchen mit Butterstreusel. Sehr gut, sehr erstaunlich! Der Greis ist heiß! 

Chateau Talbot 1994, Bordeaux. Farbe schönes rot, Nase nach Zitronenzesten und Meer, Brackwasser. Kräutrig, Thymian, staubig, heißer Sommer, getrocknete Kräuter, aber verstaubt. Wirklich Senf? Hat noch Biss, Ecken und Kanten. Der lebt noch!

Chateau Jolis, Jurancon 2002, Südwesten. Goldene Farbe. Ein Fruchtkorb, Mango, Ananas, Mirabellen, Aprikosen, kandierte Früchte. Macht viel Spaß, ein würdiges Finale. Die zuerst ausgetrunkene Flasche!

Nach der Verkostung


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