Bordeaux kennt jeder. Und die können toll sein, ob berühmt oder alt. Aber Côtes de Bordeaux? Nie gehört? Ein Geheimtipp, heißt es. In einer Marketing-Kampagne soll das Gebiet bekannter gemacht werden. Da helfen wir doch gerne. Für den Weinbeobachter hat Frank Schober Weine der Côtes de Bordeaux probiert. Spontanes Urteil: „Gerne wieder.“

Kurzer Überblick. Fünf Terroirs rund um Bordeaux haben sich 2007 zur Union des Côtes de Bordeaux zusammengeschlossen. Unter dem Label Côtes de Bordeaux werden die Weine aus diesen Gebieten seit dem Jahrgang 2009 gemeinsam vermarktet. Der „Familienname“ Côtes de Bordeaux ist verbindlich, die verschiedenen Terroirs können erwähnt werden: Blaye, Cadillac, Castillon, Francs oder Sainte-Foy. Es gibt einen gemeinsamen Slogan und ein gemeinsames Logo. Das Schöne: Jede Appellation hat ihre Typizität beibehalten. Die roten Côtes de Bordeaux werden hauptsächlich aus Merlot erzeugt. Bordeaux-typisch ergänzen Cabernet-Sauvignon, Cabernet-Franc oder/und Malbec die Cuvées. Der Schlüssel ist der Merlot-Anteil. Die weißen Weine des Gebietes sind Sauvignon, Sémillon und Muscadelle.

Zahlen: Bordeaux ist mit fast 111.000 Hektar Rebfläche die größte Appellation Frankreichs, produziert etwa 5,3 Millionen Hektoliter Wein, umfasst 6500 Weinproduzenten. Bei der Côtes de Bordeaux reden wir von 12.000 Hektar Rebfläche,  950 Weinproduzenten und  einer Weinproduktion von 500.000 Hektolitern jährlich (97 % Rotwein). Ergo – eine von zehn Flaschen, die in Bordeaux produziert werden, kommt von der Côtes.

Die fünf Appellationen der Côtes de Bordeaux:

Blaye Côtes de Bordeaux

Lage:  45 km nördlich von Bordeaux, gegenüber dem  Médoc. 6500 Hektar, verteilt auf 41 Gemeinden.
Jahresproduktion: 250 000 hl Rotwein , 15 000 hl Weißwein
Winzer: 430 + 3 Genossenschaften
Terroir: Ton-kalkhaltige, Ton-kiesige und Ton-kieselhaltige Böden. Unterböden aus eisenhaltigem Gestein.
Rebsorte: Rot (90% der Produktion): 70 % Merlot, 20 % Cabernet-Sauvignon und 10% Malbec / Weiß : 90% Sauvignon, 10% Muscadelle et Sémillon.
Sonst noch: Sehr aromatische Weißweine, vor allem schöner Sauvignon Blanc!
Aufgefallen:
Chateau de Tourtes, geführt von zwei Schwestern. Sauberer Rotwein ohne Barrique und ohne Schnickschnack, 6,50 €
Charteau Maison Neuve, auch von Frauen geführt, schönes Portfolio
Chateau Madeleine Bouhou, ein 17 Hektar-Gut und damit eines der größeren. Der 2012er ist zwölf Monate im Barrique gereift und jetzt auf dem Markt, feiner Wein für 13,50€.
Chateau Les Jonqueyres,  kleiner Betrieb (9 ha). Zwei Drittel der Produktion Verlust durch Frost. Doch was übriggeblieben ist, kann sich sehen lassen. Klasse der 2015er für 18,50 €

Cadillac Côtes de Bordeaux

Lage: Als schmales, maximal fünf Kilometer breites, aber 60 Kilometer langes Band  breitet sich die Appellation entlang des rechten Ufer der Garonne zwischen Bordeaux und Langon aus. 2200 Hektar verteilt auf 39 Gemeinden.
Jahresproduktion: 105 000 hl Rotwein
Winzer: 230 +  1 Genossenschaft
Terroir: Kalkböden auf den Hügelkuppen, bedeckt mit großsteinigem Kies. In der Hangmitte ton-kalkhaltig und am Fuße der Hügel feiner Kies, vermischt mit Kieselerde.
Rebsorten: 55 % Merlot, 25 % Cabernet-Sauvignon, 15 % Cabernet-Franc, 5% Malbec.
Sonst noch: Harmonische und komplexe Cuvees, hohes Alterungspotenzial.
Aufgefallen:
Chateau Gourran, Chateau von 1776. 2017 Neustart mit dem Dänen Peter Find Andersen und vielen Ideen.  27 Jahre alte Reben , 50 Prozent Cabernet Saiuvignon, nur 40 Prozent Merlot.
Chateau Duplessy, der Besitzer kommt aus dem Elsaß. Weine mit viel Finesse.

Castillon Côtes de Bordeaux

Lage:  45 km östlich von Bordeaux, im Westen durch Saint-Emilion, im Süden durch den Fluss Dordogne  begrenzt. 2300 Hektar verteilt auf 9 Gemeinden.
Jahresproduktion: 100 000 hl Rotwein
Winzer: 230 + 3 Genossenschaften
Terroir: Junge Schwemmlandböden entlang der Dordogne. Sandig-kiesige oder sandig-tonhaltige Böden, die an den Hängen in Lehm-Kalkböden und Mergel übergehen.
Rebsorten: 70 % Merlot, 20 % Cabernet-Franc, 10 % Cabernet-Sauvignon.
Sonst noch: Touristisch sehr interessante Gegend mit tollen Schlössern und Burgen.
Aufgefallen:
Chateau Pillebois, nur 3 Hektar, der 2015er ist 100 Prozent Merlot,  hat elegante Tannine.
Chateau Le Rey, grenzt direkt an St. Emilion, Produktion in Edelstahl statt Barrique. Sakrileg: Weine in der Burgunderflasche! Grund: Besitzer Jean Christoph Meyrou ist Fan von Burgundern.

Francs Côtes de Bordeaux 

Lage: 50 km nord-östlich von Bordeaux, 10 km östlich von Saint Emilion, angrenzend an die Appellation Castillon Côtes de Bordeaux. 435 Hektar verteilt auf 3 Gemeinden.
Jahresproduktion:  16 500 hl Rotwein / 920 hl Weißwein / 9 hl edelsüßer Wein
Winzer: 37 + 2 Genossenschaften
Terroir: Im Süden Unterboden aus Kalksandstein mit fossilen Meeresablagerungen, bedeckt mit kalkhaltiger Molasse, genannt „l’agenais“.
Rebsorten: Rot: 60% Merlot, 25% Cabernet-Sauvignon, 15% Cabernet-Franc / Weiß: 60% Sémillon, 32% Sauvignon, 8% Muscadelle
Sonst noch: Sehr schöne edelsüße Weine (9 Hektoliter) zu sehr akzeptablen Preisen.
Aufgefallen:
Chateau Puygueraud, geführt von Vater und Sohn Nicolas und Cyril. Der 2011er ist in Bestform, sehr reif, dennoch mit kräftigen Tanninen und schöne Säure. 5 Prozent Malbec.

Sainte-Foy Côtes de Bordeaux 

Lage:  65 km östlich der Stadt Bordeaux, an der Grenze des Departement Gironde, nahe der Departements Dordogne und Lot-et-Garonne, erstrecken sich auf 350 Hektar die Rebflächen von Sainte-Foy rund um die mittelalterliche Stadt Sainte-Foy-La-Grande.
Jahresproduktion:  7000 hl Rotwein / 1500 hl trockener Weißwein / 70 hl lieblicher Weißwein / 30 hl edelsüßer Weißwein
Winzer: 21 + 2 Genossenschaften
Terroir: Meist Lehm-Kalkböden, aber auch einige reine Lehmböden von großer Qualität. Außerdem finden sich Kiesböden entlang des Flusses. Die geografische Lage sorgt für ein gemäßigtes Klima mit Tendenz zu kontinentalem Einfluss.
Rebsorten: Rot: 65 % Merlot, 17 % Cabernet-Sauvignon, 15 % Cabernet-Franc, 3% Malbec
Weiß: 60% Sauvignon , 30% Sémillon, 10% Muscadelle.
Sonst noch: Sainte-Foy liegt an der Dordogne auf einem Hügel, daher „die Kirsche auf der Torte“ genannt, was auch eine Assoziation zu den Weinen ist, die haben Kirsch-Aromen.
Aufgefallen:
Chateau L’Enclos, Prachtvolles schloss mit tollem Weinkeller. Der 2015er schon jetzt schön, hat aber noch tolles Potenzial, lange nicht am Ende.

Fazit

Definitiv ein  gutes Preis-Genuss-Verhältnis. Côtes de Bordeaux lohnt sich zu beobachten, da ist manche Perle versteckt. Die muss gefunden werden…


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