Es gibt sie, die großen Namen des Weines, sie genießen Legenden-Status. Wenn sich die Chance ergibt, so eine Legende zu treffen und deren Weine kennenzulernen, kann es keine Ausreden geben. Pablo Álvarez ist so eine Legende. Der  Geschäftsführer und Besitzer von Vega Sicilia, des wohl legendärsten spanischen Weinguts, weilte nach zehn Jahren  kürzlich zum ersten Mal wieder in Deutschland. In einer vertikalen Verkostung stellte er seine Weine Vega Sicilia Valbuena 5º  der Jahrgänge 2006 bis 2012 vor. Beeindruckende Begegnung, beeindruckende Weine.

Vega Sicilia?

Fassade der Bodega Vega Sicilia

Wer mit den Begriffen Vega Sicilia und Valbuena noch nicht ganz so viel anfangen kann, hier eine kurze Einnordnung: Die Bodega Vega Sicilia befindet sich im Norden Spaniens im seit den 1980er Jahren immer populärer werdenden Weinanbaugebiet Ribera del Duero. Das Weingut existiert seit dem Jahr 1864, nach einigen Besitzerwechseln kaufte 1982 die Familie Alvarez die Bodegas Vega Sicilia. Die Familie modernisierte das Gut, die Rebflächen wurden vergrößert, strategische Partnerschaften mit anderen Weingütern eingegangen. Zum Familienbesitz gehören heute u.a. auch Güter in Rioja und in Ungarn. Das Herzstück bleibt Vega Sicilia. Die Weine gehören zu den berühmtesten, am höchsten bewerteten und auch teuersten Weinen der Welt.

„Kein Zweitwein!“

Pablo Álvarez

Vega Sicilia produziert insgesamt drei Weine. Flaggschiff  ist der Vega Sicilia Unico Reserva Especial. In ihm kommen die besten Trauben mehrerer Jahrgänge zusammen. Auf gleicher Stufe steht der Vega Sicilia Unico Gran Reserva. Er enthält stets 20 % Cabernet Sauvignon und reift mindestens 10 Jahre, bevor er auf den Markt kommt.
Schließlich der Valbuena 5º, der sein Alter im Namen trägt.  Er wurde benannt nach dem Ort Valbuena de Duero, in dem Vega Sicilia beheimatet ist.  Er gilt als Zweitwein des Weinguts, wogegen sich Pablo Álvarez jedoch strikt wehrt: „Valbuena ist mehr als ein Zweitwein!“  Da ein Valbuena in der Regel nicht unter 100 Euro zu haben ist, wäre der Begriff Zweitwein tatsächlich irgendwie unpassend.

So wird der Valbuena gemacht

Weinberge Vega Sicilia

Auf 19 verschiedenen Böden wachsen die Reben. Beherrschende Rebsorte im Valbuena ist der Tempranillo, auch Tinto Fino genannt, für Don Álvarez „die beste Rebsorte der Welt“. Je nach Jahrgang wird Merlot und auch Malbec mehr oder weniger stark hinzugefügt. Die Weine werden traditionell vergoren und zunächst fünf Monate im großen Holzfass (200 hl) ausgebaut, dann für mindestens 15 Monate  in neue Barriques (60 % amerikanischer und 40 % französischer Eiche) gelegt, vier weitere Monate in teilweise gebrauchten Barriques und schließlich nochmals drei Monate im großen Holzfass gereift, bevor man Valbuena 5° auf die Flaschen füllt. Rund fünf Jahre Reife also –  daher die 5°.

Zuteilung limitiert

Der Valbuena hatte es zu Beginn der 1990er Jahre nicht leicht, als mit dem „Alion“ ein wesentlich günstigerer Wein aus dem Hause Vega Sicilia auf den Markt kam. Das Weingut hat reagiert, einige Verbesserungen haben dem Wein mehr Profil verliehen. Ende der 1990er Jahre hatte der Valbuena wieder alte Größe und spielt spätestens seit 2009 laut Meinung der führenden Weinexperten in der Champions League. Zwischen 170.000 und 200.000 Flaschen werden jedes Jahr produziert. 75% werden in Spanien getrunken, 25 % gehen in den Export. Die Schweiz, USA und Mexiko sind die größten  Exportmärkte. Die Zuteilung ist limitiert, Deutschland bekommt pro Jahr rund 3500 Flaschen.

Die Weine

Eine vertikale Verkostung ist eine tolle Sache. Extrem spannend, wie verschieden sich die Weine präsentierten. Aus den Verkostungsnotizen:

2012: 100% Tempranillo, lag 28 Monate im Barrique. Natürlich noch Tannine, aber die sind gut eingebunden. Schön trinkbar, Tabak, Cassis-Frucht, Pflaume, dicht im Mund, warme Frucht, kraftvoll.14,0% Alkohol. Erst am Beginn der Entwicklung.

2011: 100% Tempranillo, lag 24 Monate im Barrique. 2011 war ein sehr warmer Jahrgang, nicht leicht also, eine gewisse Frische zu halten. Doch das ist gelungen. Der 2011er wirkt schlanker, eleganter, feiner als der 2012er Valbuena. Auch hier noch schöne runde Tannine.  Aromen nach schwarzen Früchten, Schwarzen Johannisbeeren, Brombeeren oder Holunder, dazu eine schöne Säure. Balsamico rief einer Verkoster in die Runde, nicht schlecht beobachtet.

2010: 95% Tempranillo und 5% Merlot.  Irgendwie untypisch, mächtig, kraftvoll, von großer Fülle. Hat noch ein sehr, sehr langes Leben. Mir fehlte etwas die Eleganz. Das ist natürlich jammern auf hohem Niveau …

2009: 93% Tempranillo plus 5%  Merlot. Schank, elegant und trotzdem mit viel Charakter. Von einem „aristokratischen Bouquet“ war zu lesen… Auf alle Fälle eine nuancenreiche Nase, Eukalyptus? In den Aromen eher reife rote Früchte, aber auch Gewürze und die klassischen Barriquenoten. Dann ist da auch noch eine Mineralität, die den Wein besonders macht. Verdient das Prädikat „ Großer Wein“.

2008: 93% Tempranillo plus 4% Merlot und 3% Malbec.  Dezente Nase, vielleicht nach Brombeeren oder Holunder, samtig im Mund, Tabak, Cassis, Pflaume, im Finale warme Frucht. Vielleicht so etwas wie ein „normales Jahr“. Aber was ist bei diesem Wein schon normal?

2007:  90% Tempranillo plus 10% Merlot und  Malbec. Großer Sport, ein Muster an Eleganz und Frische.  Cassis-Frucht, Waldbeeren, auch Pflaumenkompott,  dicht im Mund,  großes Entdeckungspotenzial. Noch ein Wein mit dem Prädikat „ Großer Wein“.  Persönlicher Favorit.

2006: 80% Tempranillo mit 20% Merlot und Malbec. Viel Charisma, schwarze Kirschen, Cassis, mit einer mineralische Note, aber auch schon leicht sprittigem Ton. Klar, immer noch ein Hochgenuss. Aber die Folgejahrgänge haben mehr zu bieten.

Bester Jahrgang?

Was war/ist nun der beste Jahrgang? Geschmacksache! Mein Favorit war 2007. Andere nannten 2009 und 2011. Das Schlusswort zum Thema Valbuena gebührt Pablo Álvarez: „Ein großer Wein, dessen ganze Dimension von vielen noch gar nicht erkannt worden ist, weil er ein wenig im Schatten vom Unico steht. Zu Unrecht, wie ich meine.“


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