Das Weingut Krutzler gehörte zu den Entdeckungen der Tour durchs Burgenland, dem Blaufränkisch-Land. Reinhold Krutzler gehört zu den Top-Winzern dort. Der gemeinsam mit seinem Vater und seinem Bruder in den 1990er-Jahren kreierte Blaufränkisch „Perwolff“ macht(e) Furore und gilt als Wegbereiter für den weltweiten Erfolg österreichischer Rotweine. Der ausgebildete Kellermeister lernte bei Willi Bründlmayer im Kamptal und sammelte Erfahrungen in Frankreich, Italien und Südafrika. Jetzt führt Reinhold Krutzler  das 12-Hektar-Weingut Krutzler in Deutsch-Schützen in der fünften Generation als Familienbetrieb.

Woher kommt Ihre Liebe zum Wein?
Die Liebe zum Wein ist erst richtig mit den Jahren nach der schulischen Ausbildung gewachsen. Und ich bin der Meinung, dass Sie es noch immer tut.

Hatten Sie überhaupt eine Chance, sich für ein anderes Getränk zu begeistern?
Ich durfte den Betrieb von meinem Vater übernehmen. Der war in den 1970er bis in die 1990er Jahre ein gemischter landwirtschaftlicher Betrieb, wie es in dieser Zeit üblich war im Burgenland. Dann habe ich mich für den Weg zum Wein entschieden. Im nachhinein gesehen zum Glück.

Sie erzeugen wunderbaren Blaufränkisch. Was macht den Blaufränkisch aus dem Südburgenland so einzigartig?
Die Einzigartigkeit des Blaufränkisch in unserer Region Südburgenland, jetzt Eisenberg DAC, ist mit Sicherheit der ganz spezielle Boden. Das ist Grün- und Blauschiefer am Eisenberg sowie mittelschwerer mineralischer Lehmboden in Deutsch-Schützen, den beiden Gemeinden, wo sich der Blaufränkisch in unserer Region am wohlsten fühlt. Dann das einzigartige Klima. Das ist geprägt von umliegenden Wäldern, welche in der Reifephase Anfang September bis Ende September dem Blaufränkisch zusätzlich seine persönliche Note gibt. Das heißt, tagsüber wird es sehr warm und in den Nächten dann je nach Jahrgang kühler. Das verleiht unserem Wein eine einzigartige Frucht und Säurekonzentration, die in Burgenland nicht überall möglich ist.

Was sind für Sie die wichtigsten Eigenschaften dieser Rebsorte?
Wichtig ist im Weingarten, dass es bei echtem und falschen Mehltau keine großen Probleme gibt. Weiterhin haben die Trauben eine sehr dicke Schale, diese verleiht das wunderschöne Tanningerüst, das große Rotweine auf der Welt brauchen. Diese wichtigen Punkte ergeben ganz spezielle Weine.

Seit 2010 gibt es die DAC Eisenberg, die Rebsorte steht kaum noch auf dem Etikett. War das der richtige Weg?
Ja. Es war für uns als Winzer ganz klar, dass der Wein nur zu hundert Prozent aus dieser Rebsorte bestehen kann. Daher muss es nicht auf dem Etikett zusätzlich stehen.

Ihr Top-Wein ist der Perwolff. Was hat es mit dem Namen auf sich?
1221 wurde der dieser Name Perwolff  urkundlich zum ersten Mal genannt, unsere Siedlung trug seinen Namen. Heute heißen die Gemeinden Deutsch-Schützen und Eisenberg, eben diese beiden Gemeinden, wo auch damals und heute die Blaufränkisch-Reben für unsere Weine wachsen. 

Welchen Wein öffnen Sie, wenn Sie nach Hause kommen?
Meine Familie trinkt zu Hause nicht regelmäßig Wein, da wir das ganze Jahr national und auch international für den Blaufränkisch unterwegs sind und dadurch immer mit Wein verbunden sind. Wenn wir Wein trinken, dann die sehr charaktervollen Weine und ganz sicher keine Industrieweine.

Und was wird zu besonderen Anlässen entkorkt?
Zu besonderen Anlässen trinken wir in erste Linie die großen Weißweine aus der Wachau und sehr, sehr gerne auch Rotweine aus Frankreich und Italien.

Was mögen Sie neben Blaufränkisch noch?
Meine große Leidenschaft ist der Pinot Noir. Diese Rebsorte ist am Eisenberg nicht möglich. Das ist aber eine Rebe, die sehr viel Feingefühl dem Winzer abverlangt, wenn er sie vinifiziert. 

Ihr persönlicher Lieblingswein?
Lieblingswein würde ich keinen nennen, da es so viele sehr gute Weine auf der ganzen Welt gibt.

Ihre Meinung: Kork, Glas oder Schraubverschluss?
Für meine Rotweine ganz klar der Kork.

Manche Winzer lassen Weine mit Musikbegleitung reifen, andere setzen auf die Lese bei Vollmond. Was halten Sie von solchen Ideen, praktizieren Sie selbst etwas Außergewöhnliches?
Ich habe dafür schon etwas übrig. Bei uns am Weingut werden die Weine nach den Mondphasen abgefüllt.

Welchen Paragrafen im Weingesetz würden sie sofort ändern?
Keinen. Über das Weingesetz möchte ich mir keine Gedanken machen, Wein entsteht bei mir im Kopf.

Mit wem würden Sie gerne mal ein Glas Wein trinken?
Mit Queen Elisabeth II von England.

Lassen Sie sich bei der Weinbereitung von einer bestimmten Philosophie leiten?
Ja, das war in den ersten Jahrgängen so, in denen ich die alleinige Verantwortung für die Weine hatte. In den letzten Jahren ist es aber immer mehr so, dass man den Weinen ihren eigenen Freiraum lassen sollte. Ich finde, das ist gut so.

Gibt es den perfekten Wein?
Ich würde sagen, den perfekten Wein soll es gar nicht geben, sonst würde es ja in geraumer Zeit  fad werden. Mir ist bei meinen Weinen wichtig, dass  meine Weinkunden mit jedem Schluck Wein Freude haben, so wie er ist, und nicht anders.

*Das Foto zeigt Reinhold und Melanie Krutzler


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