Ein Wein, der nicht jeden Tag auf den Tisch kommt: Château Mouton Rothschild. War als Freund, Liebhaber, Fan, vielleicht auch als „Experte“ eingeladen. Danke. Vor dem Test aber erst mal Schwelgen in Erinnerungen.

„Sie sollten ihn täglich trinken….“

Ein Château Mouton Rothschild (1991) war es, der Anfang 1994 das Interesse für Wein so richtig weckte. Ein Château Mouton Rothschild (1986) hinterließ beim Treffen der Primum Familiae Vini allerstärksten Eindruck. Mit einem Mouton Rothschild (1988) im Glas  fand vor Jahren ein überaus sinnliches Gespräch mit der 2014 verstorbenen Phil­ip­pine de Rothschild, Besitzerin des Kult-Gutes, statt. Als ich ihr erzählte, dass einer ihrer Weine – der 91er – eine Art „Erweckungserlebnis“ in Sachen Wein war, strahlte sie übers ganze Gesicht und antwortete: „Sie sollten ihn täglich trinken…“ Ich: „Dann bin ich in zwei Wochen pleite.“ Sie: „Aber sie hatten viel Genuss.“

Ein toller Wein

Nun also ein 1998er. Der Wein wurde zwei Stunden vor dem Trinken dekantiert. Erster Eindruck: Topfit! Was wird nicht alles entdeckt: Aromen von Cassis, Trockenpflaumen, Vanille, Brombeeren, Espresso, Tabak, Röstaromen, Blätter von Johannisbeeren. Vor allem aber Eleganz und eine schier unendlich lange Präsenz im Gaumen. Die vielfach angestrebte Balance von Kraft und Eleganz ist gelungen. Ein toller Wein. Prädikat denkwürdig? Ich weiß nicht.

Kritiker nicht einig

Nun  war 1998 kein großes Jahrgang. Die Experten sind sich in der Bewertung nicht einig. Weinkritiker Robert Parker  verteilte 96 Punkte  und gab ihm 50 Jahre Trinkreife. Ein anderer Experte nannte den Wein einen „Blockbuster“,  René Gabriel sprach von einem „großen, vom Jahrgang generell unterschätzten Mouton“. Jean-Marc Quarin erkannte dagegen eine „etwas müde  Frucht am Gaumen“ und eine „rustikale Oberfläche“. Klingt freilich nach Jammern auf sehr hohem Niveau.

Technische Daten: Der 98er Château Mouton Rothschild ist eine Cuvée aus 86 Prozent Cabernet Sauvignon, 12 Prozent Merlot und 2 Prozent Cabernet Franc. Seit 1945 gestalten Künstler die Etiketten, das des 1998ers kreierte Rufino Tamayo. Kostenpunkt aktuell um die 400 Euro.


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