Nach dem Gespräch – die Weine. Spaniens Winzer-Star Miguel Torres bei seinem Besuch in Leipzig: Nicht nur hochinteressante Gespräche, sondern auch Gelegenheit, tolle Weine kennenzulernen. Dass die meisten eine Geschichte haben und eine Geschichte erzählen, macht sie nur noch spannender. Die Highlights:

Fransola 2015

Finca Fransola

Finca Fransola

Ein Sauvignon Blanc. 50 Prozent werden in neuen Eichenholz-Fässern vergoren und acht Monate auf Feinhefen ausgebaut, die anderen 50 Prozent im Edelstahltal vinifiziert. Die namensgebende Einzellage „Fransola“ liegt 500 Meter hoch, es ist eine der höchsten Lagen des Penedès. Bedeutet kalte Nächte und milde Tagestemperaturen – wie gemacht für Sauvignon Blanc-Reben. Im Glas präsentiert er sich dann auch wie aus dem Bilderbuch: Knackig, frisch, Aromen nach exotischen Früchten, die Stichworte Mango und Maracuja fallen, aber auch Vanille. Bleibt lange präsent. Bleibt lange präsent. Macht großen Spaß, gibt es eine besseren Sauvignon Blanc in Spanien?

Jean Leon 2009

Label Jean Leon

Label Jean Leon

Eine Cuvee mit 85 Prozent Cabernet Sauvignon + 15 Prozent Cabernet Franc, aus Penedes, dem Stammquartier der Torres. Bio-Wein mit spannender Aura: Säureabbau im Eichenfass, 18 Monate im Holzfass gereift, französische und amerikanische Eiche, dann zwei Jahre Reife in der Flasche. Wir erkennen Röstaromen, dunkle Früchte, Gewürze, Kaffee, überhaupt hat der Wein ganz viel Charisma.
Kein Wunder, bei dieser Geschichte: Jean Leon – bürgerlicher Name Ceferino Carrión – stammte aus Santander und wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf. Über Barcelona, Paris, New York verschlug es ihn in der 1950-er Jahren schließlich nach Hollywood, wo er seinen „American Dream“ verwirklichte. Mit James Dean eröffnete er das Restaurant La Scala in Beverly Hills, dort gingen Marlon Brando, Paul Newman oder Marily Monroe ein und aus. Und tranken bad spanischen Wein. Doch Jean Leon hatte den Traum von seinem eigenen Weingut, um einen Wein nach seinem Geschmack anzubieten. So kaufte er 1963 nach einer Reise in seine Heimat 150 Hektar Rebfläche in Torrelavit (Penedès), um selbst einen Wein für sein Restaurant herzustellen. 1995 verkaufte Jean Leon seine kleine, aber sehr feine Boutique Winery an einen engen, persönlichen Freund: Miguel A. Torres. Heute zeichnet Miguels Tochter Mireia Torres für die Geschäfte von Jean Leon verantwortlich.

Grans Muralles 2010

Einer der Paradeweine aus dem Hause Torres. Gewachsen in der Region Conca de Barberà nahe dem Priorat auf Schieferböden, dann 18 Monate in neuen französischen Barriques gereift. Grans Muralles ist der Name einer Einzellage, die heißt schon seit dem Mittelalter so. Es ist ein Blend der klassischen katalanischen Rebsorten Monastrell, Cariñena, Garnacha Tinta, Garró und Querol.
Garró und Querol? Das sind bereits ausgestorben geglaubte Rebsorten, die von Torres mit Hilfe von modernen Weinbaumethoden rekultiviert wurden und der Cuvée den richtigen „Kick“ geben. Ein großer, geradezu opulenter Wein, der ein langes Leben hat. Und der die Fantasie beflügelt: Bei der Diskussion fallen Schlagworte wie „gebrannte Mandeln“, „karamellisierter Zucker“, „angebrannte Zuckerwatte“, „Lakritz“, „geröstetes Brot“ und ganz klassisch „Brombeeren“, „Pflaumen“ und natürlich auch „Schokolade“. Traumhafte Länge.

Grans Muralles 2004

Finca Grans Muralles

Finca Grans Muralles

Sechs Jahre älter, und das merkt man auch. An mehr Reife, noch mehr Harmonie, irgendwie strahlt er auch (noch) mehr Würde aus, was freilich als Geschmacksbild schwer zu definieren ist. Sein Rebsortenspiegel setzt sich noch zusammen aus Monastrell, Garnacha Tina, Garró, Samsó und Cariñena. Wenn der 2010er Grans Muralles ein Señor im besten Alter und bester Fitness ist, gibt der 2004er einen Gentlemen mit viel Lebensweisheit bei ebenso bester Fitness. Es wurden nur 1000 Kisten hergestellt, irgendwann ist er ausgetrunken. Jammerschade

Reserva Real 2011

Real heißt er nicht umsonst, weil die Reserva Real schon das (Wein-)Reich Torres

Santa Margarita d'Agulladolç

Santa Margarita d’Agulladolç

krönt. Tatsächlich eine tolle Cuvée aus den Bordeaux-Klassikern Cabernet Sauvignon, Merlot und Cabernet Franc, die mit vielen, auch berühmten, Bordeaux auf Augenhöhe ist. Die Reben stehen auf der nur vier Hektar großen Einzellage „Les Arnes“ in Agulladolç (Penedès), 365 m hoch. Die Trauben werden von Hand gelesen und streng selektiert, versteht sich, dann reift er 18 Monate lang in neuen Barriques. Klar, Aromen von Schwarzen Johannisbeeren, Brombeeren, Schokolade, aber der Wein hat mehr Tiefe und viel mehr zu bieten. Auch der Reserva Real hat eine Geschichte: Der Wein entstand nach dem Besuch des spanischen Königs Juan Carlos im Jahr 1995, natürlich zu Ehren des Königs.


1 Kommentar

Gregor · 04/03/2017 um 13:50

Da freue ich mich schon auf unsere diesjährige Spanienrundreise mit dem Wohnmobil. Der Artikel hat uns neugierig gemacht und sicher weden wir die eine odere andere Zwischenstation für einen gepflegten Tropfen einlegen Danke für den Artike, kam gerade rechtzeitig zu unserer Routenplanung 🙂 .

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