Kleine Sensation, oder wie anders ist folgendes Phänomen zu erklären: Rebsorte, Jahrgang, Lage, Zeitpunkt der Lese, Ausbau, Abfüllung – alles gleich, einziger Unterschied: der Verschluss. Ein Teil der Flaschen mit Schraubverschluss, der andere Teil mit Korken. Jetzt die kleine Sensation: Die Weine schmecken verschieden! Das Thema Verschlusssache ist hochinteressant.

Ein Wein - zwei VerschlüsseDer konkrete Fall: Zwei Flaschen Pinot Bianco (Weißburgunder) aus Südtirol vom renommierten Weingut Franz Haas in Montan, Jahrgang 2010. Eine Flasche hat Schraubverschluss, die andere traditionell Kork. Wir – insgesamt vier Testpersonen – haben die beiden Weine einem Vergleichstest (blind!) unterzogen (zwei Tester waren in das „Experiment“ gar nicht eingeweiht!) und fanden es äußerst erstaunlich, geradezu verblüffend, dass Unterschiede zu schmecken waren. Das hätte niemand für möglich gehalten. Dabei ging es gar nicht darum, dass ein Wein besser schmeckte, sie waren halt verschieden… Der „Schrauber“ schien etwas frischer, Fruchtaromen waren in Nase und Gaumen präsent, dazu eine leicht metallische Note. Der mit Korkverschluss wirkte in der Nase ausladender, im Geschmack reifer, mit deutlichem Aprikosenton. Das waren die Notizen vor der Auflösung! Welcher Wein den Vorzug hatte, darüber gingen die Meinungen in unserer Vierer-Runde auseinander, konkret stand es 2:2.

Anfrage bei Franz Haas über seine Erfahrungen mit den „Experimenten“ zu den verschiedenen Verschlussarten. Seine Antwort: „Der angesprochene Wein stammt aus dem selben Fass und wurde am selben Tag gefüllt. Beim selben Füllgang wurden die Flaschen nur auf die andere Verschlussmaschine umgeleitet. Wir versuchen seit 1996 alternative Verschlüsse, haben aber mit Ausnahme des Schraubverschlusses von allen Abstand genommen. Auch der Kronenverschluss käme in Erwägung, der wurde aber aus praktischen Gründen (Wiederverschließbarkeit) zur Seite gestellt. Wir sind mit den Ergebnissen des Schraubers vorübergehend zufrieden, glauben aber, dass noch eine beachtliche Verbesserung möglich ist.“ Daran werde er arbeiten, es wird also weiter verglichen und experimentiert. Und es wird wird weiter beobachtet. Extrem spannende Angelegenheit!


2 Kommentare

Rainer Albert Huppenbauer · 13/04/2014 um 11:10

Auch Reinhard Löwenstein und andere machen das so. Im Grunde der selbe Effekt. Ich habe regelrechte Testserien gemacht und festgestellt, dass solange die Weine jung auf der Flasche sind gewinnt der Schrauber. Das ändert sich aber. Nach etwa einem Jahr hatte ich den Eindruck, die Schrauber haben einen Böckser. Da kann es für die Gastronomie und den ungeübten Konsumenten komisch werden. Natürlich geht das mit der Zeit im Glas verloren, anders als beim Korschmecker der verstärkt sich mit Sauerstoff, aber ein dumpfer Eindruck bleibt schon.
Ich habe ein paar Flaschen mit Schrauber weggelegt und werde weiter testen, darunter auch Spätburgunder von Kloster Eberbach und Weine aus Neuseeland zum Beispiel. Mal sehen was es in einem Jahr zu berichten gibt

    weinbeobachter · 13/04/2014 um 11:17

    Ein großes Thema, auf weitere Erkenntnisse bin ich gespannt, bitte berichten!

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