Träumt nicht jeder Weinliebhaber irgendwann von seinem eigenen Wein? Manche erfüllen sich diesen Traum. Die Hobbywinzer sind der Regel Enthusiasten mit manchmal nur wenigen Rebstöcken, aber umso mehr Begeisterung. Immer mehr in Mode kommt, dass sie ihren eigenen Wein unter eigenem Label vermarkten. Drei Hobby-Güter, die auch als Geheimtipps durchgehen (jetzt natürlich nicht mehr).

Anja Heinrich im Weinberg

Anja Heinrich im Weinberg

Weinhaus Heinrich. Michael Heinrich und seine Frau Anja haben sich ihren Traum vom eigenen Weinberg erfüllt, 1000 Quadratmeter Rebfläche in einer Spitzenlage an Saale-Unstrut, dem Großjenaer Blütengrund, gekauft. Die knapp 500 Rebstöcke (Riesling) sind über 30 Jahre alt. 2013 war der Premierenjahrgang des Weinhauses Heinrich. „Wir sind hohes Risiko gegangen, haben die Trauben bis zum  letzten Tag hängen lassen, bis es wirklich nicht mehr ging“, erzählt der Hobbywinzer. „Dann haben wir mit 20 Freunden an einem Vormittag gelesen, natürlich nur gesundes Lesegut.“ Ausgebaut bei einem der besten Winzer des Gebiets ist eine trockene Riesling Spätlese herausgekommen, die es in sich hat. Verkostungsnotizen: In der Nase schöne Frucht, im Gaumen harmonieren  Frucht und Säure (6,8 g) prächtig, ein schnörkellos, geradliniger, blitzsauberer Wein. Mittlerweile steht er sogar bei einigen gehobenen Restaurants auf der Weinkarte. In diesem Jahr machte das Wetter, vor allem der nasse August und September, die Arbeit im Berg zu einer Hausforderung. Die Heinrichs entschieden sich für Qualität und nahmen dafür auch Mengeneinbußen in Kauf. Am 5. Oktober war es soweit, „85 Grad Oechsle muss in diesem Jahr erst mal jemand schaffen“, sagt Michael Heinrich stolz.

Rebgarten des Weinguts Balzereit/Börner in Könnern

Rebgarten des Weinguts Balzereit/Börner in Könnern

Weinbau Georgsburg Börner/Balzereit. Mit einer so tollen Lage wie die Heinrichs sind Peter Börner und Wolf-Dietrich Balzereit nicht gesegnet. Der Enthusiasmus ist derselbe. Die beiden Fernseh-Journalisten bewirtschaften seit einigen Jahren eine kleine Rebfläche in Könnern unweit der Georgsburg an der Saale. Auf dem 3000 Quadratmeter großen Grundstück sind 700 Quadratmeter mit 400 Stöcken berebt, Riesling, Kerner, Weißburgunder, Spätburgunder, Traminer, Gutedel – alles dabei. Da ist ein Cuvée naheliegend, „Georgsburger all in one“ haben sie es anfangs genannt, ausgebaut im Weingut Rollsdorfer Mühle von Winzer René Schwalbe. Der Wein muss sich nicht verstecken.
Die Arbeit im Weingarten sei ein wunderbarer Ausgleich zur Büroarbeit, sagt Hobby-Winzer Balzereit. „Wenn man danach noch zwei, drei Stunden im Weingarten ackert, ist das pure Entspannung.“ Lehrgeld haben die beiden Hobbywinzer freilich bezahlen müssen, „wir waren ja blutige Anfänger. Wein hat mich vorher nur interessiert, wenn er im Glas war“. Sie machten Fehler und in einem Jahr hatten Stare die Lese besorgt. Im letzten Jahr standen die Reben zur Blüte 1,60 m im Saale-Hochwasser. Das war’s. Auch die klimatischen Bedingungen in einem der nördlichsten Anbaugebiete des Gebietes Saale-Unstrut, „Wein-Sibirien“ nennt es Balzereit, machen den Weinbau schwierig. Doch sie sind unverdrossen, schaffen es mit ihren Weinen auf die Karte des Ausflugslokals „Georgsburg“. Und freuen sich schon auf den 2014er, der Mitte Oktober gelesen wird.

Weingut FliegenwedelWeingut Fliegenwedel. Viola und Werner Hößelbarth waren zum Studium nach Dresden gekommen und sind geblieben. In der Nähe, denn die Architekten entdeckten und erwarben das historische Winzerhaus Fliegenwedel in Radebeul direkt neben Schloss Wackerbarth.  Mehr als zehn Jahre lang wurde das Anwesen saniert und der 2000 Quadratmeter große Weinberg (Steilhang) neu aufgerebt (Müller-Thurgau, Spätburgunder und Traminer). 2010 wurde das Weingut Fliegenwedel gegründet. Im Unterschied zu den Hobbywinzern von der Saale werden die Weine im sanierten Weinkeller selbst ausgebaut, an drei Tagen pro Woche (Donnerstag bis Samstag Nachmittag) wird vor Ort verkauft. Habe Müller-Thurgau und Traminer probiert: auch hier keine Einwände, sauberes Handwerk, saubere Weine.

Bleibt das Fazit: Berühmte Namen sind nicht das alleinige Glück. Wenn ein Hobbywinzer seinen Wein (da ist neben Wein auch immer Herzblut drin) vorstellt – unbedingt probieren. Kann sich lohnen.


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