Kork, Plastik, Schraubverschluss oder Glas – die Verschluss-Sache ist ein immer wieder und gern auch kontrovers diskutiertes Thema. Von einem „Glaubenskrieg“ soll hier mal keine Rede sein, auch wenn bei Diskussionen mit manch einem Winzer genau den Eindruck entstehen kann.

Zur Versachlichung und Information zunächst einige Fakten – und die Meinung des Weinbeobachters.

Korkverschluss

Korkverschluss

Kork

Seit über 2000 Jahren werden Flaschen verkorkt, seit dem 17. Jahrhundert praktisch alle Weinflaschen. Bis in die jüngere Vergangenheit hat sich das hervorragend bewährt. Mit der enormen Zunahme der weltweiten Weinproduktion aber begannen die Probleme. Kork ist ein natürliches Produkt aus der Rinde der Korkeiche, die in Südeuropa, vorzugsweise in Portugal (über 50 % der weltweiten Korkproduktion), beheimatet ist. Da die Korkeiche  erst nach 25 Jahren  Wachstum zum ersten Mal geerntet werden kann (dann alle 9 bis 12 Jahre, rund 150 Jahre lang), wurde Kork knapp. Knappheit sorgt für hohe Preise – für einen Qualitätskorken müssen die Winzer mitunter 70 Cent bezahlen. Vor 20 Jahren waren es noch 3 bis 5 Cent. Gleichzeitig kam viel Kork minderwertiger Qualität – zu früh geerntet, von Plantagen an schlechten Standorten oder von Pfuschern – auf den Markt. Das vertrug der Wein schlecht – nach manchen Schätzungen haben 5 bis 10 Prozent aller verkauften Weine Korkfehler. Aus Unkenntnis oder Bequemlichkeit werden nur wenige reklamiert.

Kunststoffverschluss

Kunststoffverschluss

Kunststoff

Erfreuten sich einige Zeit lang gewisser Popularität, mittlerweile ist die Begeisterung nicht mehr so groß. Die ersten Exemplare sahen noch ziemlich hässlich aus, richtig nach Plastik, zum Teil grün. Inzwischen sind  sie im „Kork-Design“ gebräuchlich und auf den flüchtigen Blick gar nicht von echten Korken zu unterscheiden. Für Weine, die nicht lange gelagert (2, 3 Jahre) werden, gelten Plastik-Verschlüsse als akzeptable Lösung. Für Lagerweine fehlen noch gesicherte Erkenntnisse. Viele Winzer gehen davon aus, dass das Plastik (u.a. werden chemische Reaktionen mit der Weinsäure vermutet) den Geschmack des Weines beeinflusst. Erste Tests belegten die Vermutung.

Glasverschluss

Glasverschluss

Glas

Vor etwa 10 Jahren eingeführt. Galt als ideale Lösung, weil Glas bezüglich der chemischen Reaktionen völlig unverdächtig ist. Doch die erste Euphorie über den auch noch recht teuren Glasverschluss ist verflogen. Der kleine Silikon-Ring der Dichtung gilt als Schwachstelle. Skeptiker meinen, dies bringe den gleichen Effekt wie beim Plastik. Gesicherte Erkenntnisse fehlen, weil der Glasverschluss noch nicht so lange auf dem Markt ist. Ein Vorteil des Glas“korkens“ ist, dass er sich bei noch nicht ausgetrunkenen Flaschen vorzüglich als Verschluss eignet.

 

Metallverschluss

Metallverschluss

Schraubverschluss

Wohl die Alternative zu schlechtem Kork. Das Problem ist die mangelnde Akzeptanz. Viele Konsumenten, vor alle die unter Weintrinkern große Gruppe der Traditionalisten, können sich mit dem wenig sinnlichen Schraubverschluss einfach nicht anfreunden. Aber es gibt kaum Argumente gegen ihn, außer der entgangenen und lieb gewordenen Zeremonie des Korkenziehens beim Öffnen einer Flasche. Viele junge Winzer (inzwischen nicht mehr nur die jungen) setzen mittlerweile konsequent auf Schraubverschlüsse. Nichts spricht dagegen.

Resümee: Schraubverschluss ist in Ordnung, Punkt. Habe noch keine negativen Erfahrungen machen müssen. Auch gegen Glas ist nichts vorzubringen, auch wenn die Handhabung mitunter mühevoll sein kann.  Aber es gibt ja noch das schöne Wort „Weinkultur“ – weil Wein trinken eben mehr als nur trinken ist (oder sein sollte). Irgendwie gehört auch das Entkorken zum Weingenuss (wie riechen, schwenken oder das Etikett diskutieren), da bin ich eher bei den Traditionalisten. Einen 20 oder 30 Jahre alten Wein möchte ich nicht einfach nur aufdrehen. Natürlich in der Hoffnung, dass der verwendete Kork von guter Qualität war. Die Zahl von 5 bis 10 Prozent  der Weine mit Korkfehlern kann ich nicht bestätigen, ich halte 1 Prozent für seriös.

Fazit: Für Weißweine, generell die „Alltagsweine“ ist der Schraubverschluss eine gute Lösung, von mir aus auch Glas. Rotweine mit Reifepotenzial möchte ich lieber verkorkt. Mit Kunststoff kann ich mich nicht anfreunden.


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