Autochthone Rebsorten wurden schon mal gewürdigt, das soll jetzt wieder passieren. Beim beruflichen Abstecher ins Trentino waren der Teroldego (meist mit dem Zusatz Rotaliano, eine Ebene im Etschtal) sowie der Marzemino ein Muss, interessant auch Begegnungen mit dem Nosiola, einer selten angebauten Weißwein-Sorte.

Fazit: Das Trentino hat unverwechselbare Weine, die es kaum woanders gibt, was die Sache spannend macht. Um es gleich zu sagen: Eine Enttäuschung war bei den getesteten Trentino-Weinen nicht dabei, ein unvergesslicher Überflieger oder ultimativer Geheimtipp aber auch nicht. Der Teroldego kann hervorragend sein und hat mehr Potenzial als der Marzemino. Bei dem allerdings kam gleich die Lust, Mozarts Oper Don Giovanni mal wieder zu hören, in der wird dieser Wein nämlich besungen.

Hier nun ein kurzer Überblick über die Autochthonen des Trentino und was Don Giovanni dazu sagt:

Nosiola ist eine früher sehr beliebte weiße Sorte, heute wird sie auf kaum noch 100 Hektar angebaut. Das nachlassende Interesse mag mit der Neigung zu Flachheit und Beliebigkeit eines Nosiola zu tun haben – wenn man sich keine Mühe gibt. Manche geben sich aber Mühe, und das macht auch einen Nosiola interessant.

Meine Favoriten: Nosiola von Poker & Sandri, anständig auch der von Cavit

Teroldego ist eine rote Rebsorte, typisch sind Aromen von Waldbeeren und der leicht bittere Nachgeschmack. Die Reben werden traditionell auf Pergolen erzogen. Spitzenwinzer bevorzugen das Guyot-System. Teroldego Rotaliano ist nach der Rebsorte und der im Etschtal liegenden Ebene Campo Rotaliano benannt, in der der größte Teil der Teroldego-Flächen liegt. Insgesamt wird die Sorte auf rund 400 Hektar angebaut. Preise zwischen 5 und 12 Euro, Ausreißer nach oben.

Meine Favoriten: Teroldego Rotaliano von Dorigati, Endrizzi und Cantina Rotaliana (der Riserva) .

Marzemino ist eine alte rote Rebsorte, einst in ganz Norditalien populär, früher sogar Bestandteil des Chianti. Leicht trinkbar, fruchtig, die Guten haben wie der Teroldego auch einen leichten Bitterton. Heute wird der Marzemino in den Regionen Trentino, Emilia-Romagna, Lombardei und Venetien angebaut (fast 1000 Hektar) und ist oft Bestandteil von Cuvees. Habe ihn reinsortig bisher nur im Trentino gesehen. Preise zwischen 4 und 10 Euro.

Meine Favoriten: Marzemino von Grigoletti, Simoncelli und vom Istituto Agrario di San Michele,

Jetzt noch zum Don Giovanni: In einem Duett („Già la mensa è preparata“) mit seinem Diener Leporello beim letzten Mahl vor Don Giovannas Höllenfahrt, singt der Frauenheld: „Vera il Vino. Eccelente marzimino“ , also: „Schenk‘ mir Wein ein. Exzellenter Marzimino!“ Das hat den Wein (damals noch mit i geschrieben) damals populär gemacht, vielleicht ein erster Fall von Produkt-Placement!


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