Maria Muster beim Verkosten mit dem Weiinbeobachter

Maria Muster beim Verkosten mit dem Weinbeobachter

Nichts gegen Bio-Weine, doch das klang schon wie eine Warnung: „Das ist Bio Hardcore!“. Sagte eine Kollegin aus Wien beim gemeinsamen Verkosten eines  2009er Morillon (so wird in der Steiermark der Chardonnay genannt) vom Weingut Sepp und Maria Muster aus Leutschach in der Südsteiermark. Ein reifer, charakterstarker Wein mit Firn, aber angenehm, ungewöhnlich in vielerlei Hinsicht und in jedem Fall spannend. Kleine Irritation: Wie, Hardcore? „Fahr doch hin, lohnt sich.“ Gesagt, getan. Das Gut gefunden, eine engagierte, sympathische und kenntnisreiche Winzerin kennengelernt, verkostet, eingekauft. Doch die Nagelprobe kommt daheim: Passt der Wein noch, oder haben Ambiente, Gespräche und Freizeit-Feeling die Sinne vernebelt? Nichts davon. Deshalb hier guten Gewissens ein Kurzbericht vom Besuch beim „Hardcore-Bio-Weingut“.

Maria Muster musste bei dem Wort Hardcore lächeln, zurückgewiesen hat sie es nicht. Tatsächlich bewirtschaften die Musters ihr Gut biodynamisch, sind jedoch in vielen Fällen weit konsequenter und strenger, als es die Richtlinien verschiedener Zertifikate vorgeben. „Wir wollen unseren Weinen Raum und Zeit geben und so ihr inneres Potenzial zur Entfaltung bringen: die Herkunft, der Charakter des Bodens und der Jahrgang, alles möglichst unverfälscht“, erklärte sie die Philosophie des Betriebes. Konkret sieht das so aus: Die Weinberge werden biologisch-dynamisch unter Beachtung kosmischer Rhythmen bewirtschaftet. Pestizide und künstliche Dünger sind tabu, der noch alternativlose Einsatz von Kupfer ist auf drei Kilogramm pro Hektar limitiert. Im Keller wird auf Zuchthefen komplett verzichtet, die Weine werden alle spontan vergoren*. Das ist ein großes Risiko,  weil eine Spontangärung auch zu unerwünschten Ergebnissen führen kann. Auch diese Erfahrung haben die Musters schon gemacht. Zeit ist ein wichtiger Faktor, und die Weine bekommen Zeit. Kaum einer reift kürzer als zwei Jahre im großen Holzfass.  „Durch den langsamen und schonenden Ausbau bekommen die Weine das Potenzial für ein langes Leben“, erzählte die Chefin, die gern auch von „gewordenen Weinen“ sprach. „Unser Ziel ist es, so wenig wie möglich einzugreifen“.

Bei den Weinen gibt es die vier Linien „Vom Opok“ (Kalkböden mit Ton), „Graf“ (spezielle Lagen), „Sgaminegg“  (beste Einzellage des Gutes) und „Orange“ (Weine aus weißen Trauben, die auf der Maische vergoren werden). Die Verkostung ist spannend, die Weine sind ungewöhnlich, mitunter verblüffend.

Meine Favoriten: Der schon erwähnte 2009er Morillon vom Opok (schwefelfrei!), den nannte Maria Muster selbst „extrem“.  Der 2008er war geschwefelt, ist sehr charakterstark und hat immer noch eine frische, schöne Nase. Der 2008er Sauvignon vom Opak präsentierte sich mit feiner Frucht und langer Präsenz. Der 2007er Graf Sauvignon wirkte geradezu schwer und fett, Graf Morillon war eine Wucht, komplex, stachlig, mineralisch, ganz erwachsen. Sgaminegg 2007 (50% Morillon, 50% Sauvignon) mit einem Aromenfeuerwerk, obwohl nur – Achtung! – 1 Gramm  Restzucker. Der Gipfel schließlich: Gräfin Orange, auf der Maische vergorener Sauvignon, also wie Rotwein gemacht, gerbstoffreich, Honig in der Nase, wunderbar.

Noch interessant: Der Jahrgang ist wichtig, keiner schmeckt wie der andere. Spontan vergorene Weine brauchen vor dem Trinken Zeit, mindestens eine Stunde vorher öffnen, gerne länger. Die Musters keltern Wein auch mit Methoden wie die Römer vor 2000 Jahren (in der Erde vergrabenen Ton-Amphoren). Das dänische Kult-Restaurant Noma (vom Guardian zum besten Restaurant der Welt gewählt) ordert diese Weine. Diese Amphoren-Weine vor Ort zu verkosten, war leider nicht möglich. „Das ist wirklich Hardcore“, sagte Maria Muster.

Der Eingang zum Weingut Muster

Der Eingang zum Weingut Muster


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