Derzeit läuft eine Marketing-Kampagne für portugiesische Weine – und das wird Zeit. Denn Portugal hat im Glas viel zu bieten – und liegt doch irgendwie im Schatten des großen Nachbarn Spanien, der geballten Marken-Macht Frankreichs und Italiens sowieso.
Für Portwein kennt jeder, natürlich. Und vielleicht auch den Vinho Verde (wörtlich „grüner Wein“), der knackige, spritzige und oft leicht moussierende Weißwein aus dem Norden des Landes. In der Sommerhitze tatsächlich eine nette – und durchaus preiswerte – Erfrischung. Doch mit der Hitze ist es vorbei, deshalb zum Vinho Verde im nächsten Sommer mehr.
Portugals Weinschatz aber ist die Vielfalt an autochthonen Rebsorten.
Die bekanntesten dort haben schöne Namen. Weiße Sorten heißen Fernao Pires (in der Region Bairrada als Maria Gomes bekannt) oder Encruzado (gilt als großer „Terroir-Interpret“). Heimische rote Rebsorten sind zum Beispiel Touriga Nacional (berühmt, aber nur auf rund 7000 Hektar angebaut), Baga (Weine haben riesiges Lagerpotenzial) oder Trincadeira (ein Freund der Hitze und der Dürre). Aus diesen traditionellen, bei uns zum Teil wenig bekannten Sorten entstehen originelle Weine, meist sind es Blends, die gern einen eigenem Charakter haben oder „Persönlichkeit“, wie es so schön heißt. Und wie es mit Charakteren so ist, manche mag man, manche halt nicht. Ein „Date“  aber ist meist spannend.
Bei einem Workshop in Berlin wurden verschiedene Stilrichtungen aus den 14 Weinregionen des Landes (insgesamt gibt’s 31 DOC) vorgestellt und vom Iberien-Experten David Schwarzwälder hervorragend kommentiert.

Meine Favoriten waren:

  • Meandro 2009 – Quinta do Vale Meao“ – Douro / 10 – 15 Euro
    Rebsorten Touriga Nacional, Touriga Franca, Tointa Roroiz, Tinta Barroca und Sousao
    viel Frucht und Tannine, fleischig, üppig, aber leicht trinkbar, Reben werden mit denn Füßen getreten; im Tal herrschen 40 Grad
  • Vinhas Velhas 2009 – Luis Pato – Bairrada / 15 – 20 Euro
    Rebsorte: Baga
    weiche Beerigkeit, schöne Säure, leicht teeriger Geschmack
  • Touriga Nacional Reserva 2008 – Quinta da Cortezia  – Lisboa / um 10 Euro
    Rebsorte: Touriga Nacional
    wirkt leicht, saftig, kirschig, im Barrique ausgebaut, schönes Beispiel für maßvollen Holz-Einsatz
  • Periquita Reserva 2008 – José Maria da Fonseca – Peninsúla de Setubal / 15 – 20 Euro
    Rebsorten: Castelao, Touriga Nacional, Touriga Franca
    viel Charisma, Barrique aus neuem Holz, aber nicht dominant, sehr maßvoll, ausgewogen, zugänglich
  • Dona Maria Reserva 2006 – Julio Batos – Alentejano / rund 30 Euro
    Rebsorten: Alicante Bouschet, Syrah, Petit Verdot
    fleischig, dicht, Wildrüchte und Gewürze große Präsenz

außerdem zuletzt positiv aufgefallene Portugieser:

  • Adega de Pegoes 2008 –  Peninsúla de Setubal / 10 – 15 Euro
    Rebsorten: Touriga Nacional, Trincadeira, Cabernet Sauvignon, Syrah
    lag 12 Monate im Holz, tiefschwarz, Kaffee, Tabak, Röstaromen
  • Vertente 2007 – Niepoort – Douro / 20 – 25 Euro
    Rebsorten: Touriga Nacional, Touriga Franca, Tinta Roriz, Tinta Amarela,
    würzig, intensiv, sehr dicht, Nelken, schwarze und rote Beeren
  • Messias Selection 2007 – Soc. Agr. Vinhas Messias – Bairrada / 5 – 10 Euro
    reichlich Muskeln, schwarze  Johannisbeeren, solide, Preis-Leistung sehr gut
  • Herdade dos Grous 2007 – Monte do Trevo  – Alentejano / um 25 Euro
    Rebsorten: Alicante Bouchet
    Trauben bei Vollmond per Hand gelesen, 12 Monate im Barrique, sehr komplex und intensiv, Vanille, Flieder